Seit 10:30 Uhr gilt's ernst: Die Credit Suisse hält ihre Generalversammlung im Hallenstadion in Zürich ab.
Während der Rede von Konzernchef Tidjane Thiam seilen sich mehrere Demonstranten von Greenpeace von der Decke. Thiam reagiert gelassen und meint nur, dass jeder das Rechte habe seine Meinung zu äussern und fährt mit seiner Rede fort.
Hans-Jacob Heitz spricht als erster Aktionär. Seine Kritik ist laut und harsch. Trotz der Reduzierung der Boni für die Geschäftsleitung, wurde er nicht milder gestimmt. «Der Verzicht auf eine Erhöhung ist arrogant – sogar ein Hohn.», so Heitz. Der Saal applaudiert. Heitz beendet sein Votum mit einem Vorwurf in Richtung Rohner. Er warte noch immer auf das einst versprochene Bier.
Als zweiter Redner wird Ethos-Direktor Vincent Kaufmann auf die Bühne gebeten. Auch er ist alles andere als positiv gestimmt. Er lehnt die Entlastung des Verwaltungsrates, die Höhe der Dividenden und Löhne ab.
Der Dritte im Bunde: Hermann Struchen. Er beginnt seine Rede mit einem Vorwurf an die Organisatoren der GV. Die Aktion von Greenpeace sein ein Skandal: «So etwas darf nicht toleriert werden», so Struchen.
«Das beste an der CS ist der Christbaum am Paradeplatz.», diesen Satz sagte Struchen bereits an der letztjährigen GV. Doch es habe sich nicht viel geändert, so Struchen.
Thomas Kesselring von der Aktionärsvereinigung Actares, geht in seiner Rede auf den Kreditskandal in Mozambique ein. Die Credit Suisse London soll 2013 in Zusammenarbeit mit der russischen Bank VTB London mehrere Kreditgeschäfte von über zwei Milliarden Dollar mit Mozambique abgeschlossen haben. Laut Actares hatte dieser Deal fatale Folgen für das Entwicklungsland.
Julia Büsser von der Gesellschaft für bedrohte Völker und Katya Nikitenko von Greenpeace kritisieren beide die Verflechtung der CS in die Finanzierung einer Pipeline in US-amerikanischem Indianergebieten.
Nach den zahlreichen Reden und Protesten der Aktionäre kommt es nun zur Abstimmung. Der Vergütungsbericht wird mit nur knapp 58 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Der Geschäftsbericht wurde genehmigt.
«Das ist deutlich unter den Vorjahren», sagte Urs Rohner am Freitagnachmittag zum Resultat. Der Verwaltungsrat werde die Konsultationen mit den Aktionären intensivieren und sich Gedanken machen über die Vergütungspolitik. Weiter: «Wir wollen keinen Vergütungsbericht, der knapp mit 58 Prozent angenommen wird.» Mit Nein stimmten 40 Prozent. Im vergangenen Jahr wurde der Vergütungsbericht mit 80 Prozent angenommen.
Komfortabler fiel die Abstimmung über die Entlastung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung aus. Die Aktionäre erteilten die Dechargé mit 88 Prozent der Stimmen. Es gab 9 Prozent Nein-Stimmen.
Ebenfalls klein war die Zustimmung für die kurzfristigen variablen Boni. Zu ihnen sagten nur 59 Prozent der Aktionäre Ja. Die langfristigen variablen Boni gingen mit 74 Prozent Ja-Stimmen und 24 Prozent Nein-Stimmen durch.Wenig umstritten war der Fixlohn mit 81 Prozent ja (15 Nein). Der Vergütung des Verwaltungsrats stimmten 73 Prozent der Aktionäre zu (nein 25 Prozent).
Urs Rohner schafft die Wiederwahl als Verwaltungsratspräsident mit 90.6 Prozent. Rohner zeigte sich vor den Aktionären über das Resultat erfreut: Mit einem Ergebnis von über 90 Prozent sehe er sich vom Vertrauen der Aktionäre getragen, sagte er im Anschluss an die Wahl.
Die weiteren neun zu Wiederwahl angetretenen bisherigen Verwaltungsräte sowie die beiden neuen Kandidaten Andreas Gottschling und Alexandre Zeller wurden mit Mehrheiten zwischen 94 und 98 Prozent in das Gremium gewählt.
Nach Thiam folgt die Rede von Jean Lanier, Vorsitzender des Kompensations-Ausschusses. Er erläutert den Aktionären die Gründe für die Entscheidung des Kompensationskomitees und des Verwaltungsrates.
Auch Lanier entschuldigt sich bei den Aktionären. Lanier betonte indes, dass er sich die Kritik der Stimmrechtsvertreter zu Herzen nehme.
Credit-Suisse-Verwaltungsratpräsident Urs Rohner entschuldigte sich während seiner Rede für die mangelnde Sensibilität bei der Beurteilung der Lohnbemessung. Es habe nur eine grosse Uneinstimmigkeit gegeben.
«Wir mussten massive Kritik gegenwärtigen, sei es an den Vergütungen, aber auch sonst», sagte Urs Rohner. Beim Entscheid über die Boni-Zahlungen habe es zwischen dem Verwaltungsrat und den Aktionären und Stimmrechtsberatern nur einen wirklich grossen Unterschied gegeben.
Es ging um die Einschätzung, ob die Busse rund um den Steuerstreit mit den USA von total 2,48 Milliarden Dollar bemessen werden soll oder nicht. «Wir akzeptieren, dass man diesbezüglich anderer Meinung sein kann.»
Aktionäre protestierten laut im Saal. Immer mehr Aktionäre ergriffen das Wort, allerdings konnte man sie nicht im ganzen Saal hören. Sie betonten, dass sie ein Recht hätten zu sprechen. (sda)
Dieselbe Prozedur wie vor einem Jahr: Im Vorfeld der Generalversammlung der Credit Suisse (CS) morgen Freitag hatte die Grossbank einen hohen Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr bekanntgegeben, des gleichen hohe Boni. Es folgten Proteste der Aktionäre und eine Charme-Offensive der Bank mit dem Verzicht auf einen Teil der Boni.
Doch anders als im letzten Jahr kann CS-Präsident Urs Rohner heute nicht mehr auf satte Mehrheiten zählen. Denn mit dem Entscheid des Teil-Boni-Verzichts vor Ostern ist es ihm diesmal nicht gelungen, die einflussreichen amerikanischen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis zu überzeugen.
Der Verzicht der Geschäftsleitung auf 40 Prozent der kurzfristigen und langfristigen Boni reiche ihnen nicht und komme zu spät, so der Tenor. Für sie wenig überzeugend war zudem, dass der Lohn von Konzernchef Tidjane Thiam um 14 Prozent auf 10,24 Millionen gestutzt wurde. Neben den US-amerikanischen Stimmrechtsberatern hält auch die Schweizer Anlagestiftung Ethos daran fest, den Vergütungsbericht ablehnen zu wollen.
Zusammengenommen vertreten die drei rund ein Drittel des Aktienkapitals der Grossbank. (ohe/sda)
Geili siacha!👍