Heute Morgen fand manch ein verwunderter Coop-Kunde bereits einen Dreikönigskuchen im Regal für Gebäck. Dass das süsse Gebäck bereits vor Weihnachten – mehr als zwei Wochen vor dem 6. Januar – verkauft wird, löst nicht bei allen Begeisterungsstürme aus. «Was, jetzt schon Dreikönigskuchen? Die spinnen doch», so der Grundtenor. Manche meinen sogar, es bringe Unglück, schon im Dezember Dreikönigskuchen zu essen. Andere hingegen freuen sich, dass die Brote mit der Krone etwas länger im Sortiment sind.
Bei Coop ist man sich bewusst, dass es noch etwas früh für Dreikönigskuchen ist: «Wir starten den Verkauf von Dreikönigskuchen offiziell nach Weihnachten. Es gibt einzelne Coop- und Coop-Pronto-Filialen, die schon jetzt Dreikönigskuchen im Angebot haben», sagt Mediensprecherin Andrea Bergmann. «Dies, weil Kunden schon vermehrt danach gefragt hätten.»
Das Verzehren eines Dreikönigskuchens am 6. Januar ist einer der erfolgreichsten Bräuche der modernen Schweiz, stellt Kulturwissenschaftler Konrad Kuhn von der Universität Basel in seiner Abhandlung über den Brauch fest. Es handle sich um eine sehr alte Tradition, die zum ersten Mal im 14. Jahrhundert in einer schriftlichen Quelle zur Schweiz auftauche. Damals soll es noch eine Bohne gewesen sein, die im Kuchen versteckt wurde. Der Bohnenkönig konnte wie heute einen ganzen Tag lang machen, was er wollte. Diese Bohnenkuchen seien aber nur in einigen wenigen Kantonen bekannt gewesen.
Erst einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Brauch ein Revival – und was für eins. Der Brotforscher Max Währen arbeitete zusammen mit dem Schweizerischen Bäcker- und Konditorenverband SBKV 1952 an der Rückkehr des Bohnenkuchens. An einer Pressekonferenz wurde das süsse Hefeteiggebäck schliesslich als uralter eidgenössischer Brauch vorgestellt. Mit Erfolg: Jedes Jahr verkaufen Migros, Coop und andere Detailhändler Hunderttausende solcher Brote an die Schweizer Haushalte. (leo)