Vorne weg: In der «Arena» waren auch Männer zu Gast. Zusammen mit dem Moderator Mario Grossniklaus waren sie gar in der Mehrheit. Dominiert wurde die Sendung zum Thema Gleichstellung von Mann und Frau aber von zwei Frauen: SP-Nationalrätin Yvonne Feri und SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger-Bäni.
Ganz zu Beginn der Sendung wedelt Grossniklaus mit einem roten Büchlein in die Kamera: die Bundesverfassung. Darin, so Grossniklaus, stehe schwarz auf weiss geschrieben: «Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit».
Trotz des Verfassungsartikels sei ein unerklärbarer Lohnunterschied noch immer da, ist sich SP-Frau Feri sicher. Unterstützt wird ihre Aussage von einer Untersuchung des Bundes. Diese zeigt: Frauen verdienen im Schnitt 7,4 Prozent weniger als Männer. Das sind rund 600 Franken pro Monat. Und dieser Unterschied lässt sich nicht durch Faktoren wie Dienstalter oder Ausbildung erklären.
«Die Unterschiede sind zwar kleiner geworden, aber sie sind noch immer da», so Feri. Und lösen liesse sich das Problem nicht mit Freiwilligkeit der Firmen, sondern nur durch gesetzliche Regeln. «Es kann doch nicht sein, dass wir seit 40 Jahren einen Bundesverfassungsartikel haben, der nicht umgesetzt wird!»
Flückiger-Bäni sieht das anders. «Die Situation der Frauen konnte auch ohne staatliche Eingriffe in den letzten 40 Jahren verbessert werden», kontert die SVP-Nationalrätin. Und appelliert direkt an ihre Geschlechtsgenossinnen: «Ich möchte an dieser Stelle auch den Frauen Mut machen, sich bei ihrem Vorgesetzten zu wehren, wenn sie das Gefühl haben, sie verdienen nicht das Gleiche wie ihre männlichen Arbeitskollegen.»
Bei dieser Aussage kann Feri nur den Kopf schütteln. Denn das ganze Problem beginne bereits in der Sozialisierung von Mädchen und Jungen. Mädchen werde von Anfang an gesagt, dass sie zurückhaltender und bescheidener sein sollen. «Und dann sollen sie in der Lohnverhandlung plötzlich die Ellbogen ausfahren, das passt einfach nicht», erklärt Feri.
Feris Ansichten bestätigt Studio-Experte und Headhunter Guido Schilling: «Frauen sind zweifellos zurückhaltender und zufriedener mit dem Hier und Jetzt.» Männer würden an gleicher Stelle bereits weiterdenken und dadurch eine andere Anspruchshaltung im Job haben.
«Dieser Unterschied lässt sich doch einfach nicht mit einem Gesetz regeln», schaltet sich ein weiterer Herr in die Diskussion ein: FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. «Doch», protestiert Feri. «Sonst stehen wir in 50 Jahren wieder hier und diskutieren über genau das Gleiche.»
SVP-Kontrahentin Flückiger-Bäni kritisiert das von Feri geschilderte Frauenbild. «Die heutigen Frauen erlebe ich als selbstbewusst, top ausgebildet und sie wissen, was sie wollen.» Es liege nicht an den Unternehmen, sondern an den Frauen selbst, für ihre Rechte zu kämpfen.
Auch in Sachen Frauenquoten für Unternehmen liegen sich Feri und Flückiger-Bäni in den Haaren. Denn der Bundesrat will bei börsenkotierten Unternehmen eine Frauenquote einführen, um damit den sehr geringen Frauenanteil (acht Prozent) in Kaderpositionen zu erhöhen.
Auf die Frage von Moderator Grossniklaus, welche Frau denn eine Quotenfrau sein wolle, zaubert Feri ein Zitat von der ehemaligen Bundesrätin Micheline Calmy-Rey aus dem Hut: «Frau Calmy-Rey hat immer gesagt, hätte die SP keine Quoten für die Nationalratsliste, wäre sie nie Nationalrätin und später auch nicht Bundesrätin geworden.»
Und Feri erhält noch mehr Unterstützung aus Bern, mittels Moderator Grossniklaus, der eine Aussage einer Kaderfrau vom Bund vorliest, die da lautet: «Vor zehn Jahren war ich vehement gegen Quoten. Frau will ja schliesslich keine Quotenfrau sein. Zehn Jahre später sehe ich aber, dass sich nicht wirklich etwas verbessert hat. Von selber geht es nicht.»
Flückiger-Bäni lässt sich dadurch nicht unterkriegen und kritisiert Frauenquoten scharf: «Ich wehre mich einfach dagegen, dass man dafür staatliche Gesetze und Vorgaben benötigt.» Es sei ja nicht jede Frau bereit, sich mit Haut und Haaren für ihre Karriere zu engagieren, nur damit sie in die Teppichetage gelange.
Flückiger-Bäni ist es auch, die fast zum Schluss der Sendung die eigentliche Lösung des Gleichstellungsdilemmas anspricht. Denn gelöst sei das Problem dann, «wenn man eines Tages nicht mehr zwischen Mann und Frau unterscheiden muss, weil es zur Selbstverständlichkeit geworden ist, dass beide Geschlechter absolut gleich behandelt werden.» Doch bis dahin wird noch munter weiter gestritten. Zwischen Frauen und Männern – und Frauen und Frauen.