Schweiz
Wirtschaft

SDA-Wirtschaftsredaktorin Tina Tuor erklärt den Standpunkt der Redaktion.

Mitglieder von der SDA Redaktions-Kommission, (ReKo), begeben sich auf den Weg zum Bahnhof, am Dienstag, 13. Februar 2018, in Bern. Nach den vergangenen Streikaktionen der SDA-Journalisten trifft sich ...
Wirtschaftsjournalistin Tina Tuor (rechts) nahm als Vertreterin der SDA-Redaktion an Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat teil.Bild: KEYSTONE
Interview

SDA-Redaktorin: «Jetzt steht der Verwaltungsrat unter Zugzwang und Zeitdruck»

Der Streik bleibt sistiert, die SDA-Redaktion ist weiterhin zu Verhandlungen bereit. Wirtschaftsredaktorin Tina Tuor erklärt im Interview, weshalb das keinem Einknicken gleichkomme. Und verrät, warum die Genehmigung der Fusion von SDA und Keystone die Ausgangslage verändert hat.
02.03.2018, 17:26
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Frau Tuor, die SDA-Redaktion lässt ihren Streik sistiert und ist weiterhin zu Verhandlungen bereit. Weshalb hat man sich für diesen Weg entschieden?
Tina Tuor:
Die versammelte Redaktion hat gestern Abend intensiv über das weitere Vorgehen diskutiert. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir weiterhin zu Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat bereit sind. Diese können immer noch zu einer einvernehmlichen Lösung führen, wenn sich der Verwaltungsrat bewegt. Gleichzeitig haben wir nochmals betont, dass der Abbau sistiert bleiben muss, solange die Verhandlungen laufen. Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit.

Genau beim letzten Punkt ist die Redaktion doch eingeknickt. Laut der «Südostschweiz» ist der Verwaltungsrat ihrer Forderung nicht nachgekommen, bis Ende Februar ein klares Bekenntnis zu einer Sistierung des Abbaus abzugeben.
Nein, eingeknickt sind wir auf keinem Fall. Der Verwaltungsrat hat versprochen, dass noch nicht ausgesprochene Kündigungen – davon sind rund zehn Personen betroffen – suspendiert werden. Das ist ein Entgegenkommen. Unsere Entscheidung ist keinesfalls ein Resignieren. Wir haben intensiv über alle Optionen diskutiert, auch über eine Wiederaufnahme des sistierten Streiks. Am Schluss haben wir uns mit grosser Einigkeit dafür entschieden, Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren, unsere Forderungen aufrechtzuerhalten und mit alternativen Massnahmen auf unseren Kampf aufmerksam zu machen.

Welche Massnahmen sind das?
Da müssen Sie sich überraschen lassen. Es gibt eine ganze Liste an möglichen Aktionen, mit denen wir Sichtbarkeit erzeugen und damit Druck ausüben wollen. Der Verwaltungsrat wird sich also nicht einfach zurücklehnen können, denn stillhalten tun wir sicher nicht.

Vor zwei Wochen erklärte der Verwaltungsrat die bilateralen Verhandlungen mit der Redaktion für gescheitert. Er will stattdessen eine Vermittlung durch die Eidgenössische Einigungsstelle (EES) beim Staatsekretariat für Wirtschaft (SECO). Weshalb soll es jetzt klappen?
Zunächst einmal: Wenn in einem Arbeitskonflikt die eine Seite die EES für ein Schlichtungsverfahren anruft, ist die andere Seite gesetzlich zur Zusammenarbeit verpflichtet. Kommt die EES zum Schluss, dass die Voraussetzungen für eine Schlichtung gegeben sind, startet das Verfahren. Wir werden der EES demnächst unsere Sicht der Dinge erläutern. Dabei werden wir noch einmal betonen, dass der Abbau suspendiert werden muss. Denn sonst ist der Gegenstand des Schlichtungsverfahren bereits obsolet geworden.

Und weshalb glaubt die Redaktion noch an eine Einigung?
Der Verwaltungsrat sprach selber von der Notwendigkeit, dass sich beide Seiten bewegen müssten. Wir nehmen ihn jetzt beim Wort, dass er uns substanziell entgegenkommen muss. Und natürlich hoffen wir darauf, dass die Schlichtung durch eine neutrale, dritte Partei das Finden einer gemeinsamen Lösung erleichtert. Hinzu kommt: Der Verwaltungsrat steht unter Zugzwang.

Weshalb?
Seit Montag ist klar, dass die Fusion der SDA mit Keystone Tatsache ist. Die Wettbewerbskommission hat grünes Licht gegeben. Bald kommt das vor die Generalversammlung der SDA. Damit finden die Diskussionen, wie die neue SDA aussehen soll, nicht mehr in einem virtuellen Raum statt. Bisher argumentierte der Verwaltungsrat mit Geschäftszahlen der SDA als alleinstehender Firma. Diese sind jetzt nichtig geworden, da die Fusion rückblickend auf den 1. Januar 2018 wirksam wird. Es gibt somit kein Geschäftsjahr der SDA mehr.

Was heisst das konkret?
Wir werden nun Einblick in das Budget der fusionierten Gesellschaft verlangen. Das Keystone-Budget sieht nach unseren Angaben einen Gewinn im Umfang von mindestens 1,5 Millionen Franken vor. Ausserdem muss der Verwaltungsrat jetzt Zukunftsstrategien aufzeigen, wie wir das gefordert haben. Und er steht unter Zeitdruck: Bis zur Fusion muss er Ordnung im eigenen Haus schaffen.

Was braucht es aus Sicht der Redaktion, damit zu einer Einigung kommt?
Der Verwaltungsrat muss sich auf ernsthafte Verhandlungen einlassen. Bis eine klare Strategie vorliegt, muss der Abbau suspendiert werden. Es darf keinen Stellenabbau auf Vorrat geben. Und es braucht einen fairen Sozialplan für alle Betroffenen. Insbesondere die älteren Redaktoren, die ihren Job verlieren, dürfen nicht in eine finanzielle Misere gestürzt werden.

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