Dienstagabend ist «Nachtwach»-Zeit. In der von Barbara Bürer moderierten Sendung erzählen Menschen am Telefon zu verschiedenen Themen ihre Geschichten. Thema von dieser Woche: «Die letzten 24 Stunden».
Am Dienstag ruft die verdutzte Bürer ein junger Mann an, der begeistert von seinem neuen Job erzählt. Er arbeite für einen Tabakkonzern und bringe für diesen ein neues Produkt auf den Markt, erklärt der Mann. «Heute haben wir uns das Inselspital vorgenommen und fuhren rauf ins Panorama-Restaurant.» Auf die Nachfrage Bürers wie «Tabak» und «Spital» denn zusammenpasse, wo doch da Leute liegen würden, die vielleicht sogar wegen des Rauchens krank seien, geht der junge Mann nicht ein. Dafür schildert er wie die Leute im Spital auf ihn und sein Tabak-Produkt reagierten: «Die Leute taten mir leid. Sie waren komplett überfordert und hatten Angst und Bedenken», sagt er.
Der junge Mann ist mit grosser Wahrscheinlichkeit Community Activator für Philip Morris' neue «Dampfzigarette» Iqos. Er müsse aufpassen mit Namen und so, erklärt er am TV, aber er biete eine Alternative zum Zigarettenrauchen an. Er habe so ein Gerät, das sei keine Zigarette aber auch keine E-Zigarette. Dieses könne er für sieben Tage ausleihen. Dafür habe er Zielvorgaben und wenn man die nicht erreiche, sei man kein Teamplayer, «dann bist du am falschen Ort», sagt er. Für diese Strategie erntete Philip Morris in einem watson-Artikel massive Kritik von Präventivfachleuten, Lungenliga und Bundesamt für Gesundheit.
Klar ist, der Mann handelte ohne Erlaubnis des Berner Inselspitals, wie Mediensprecherin Susanne Bandi bestätigt. «Niemand hatte Kenntnis von dem Vorhaben», sagt sie: «Es ist grundsätzlich nicht möglich für externe Firmen innerhalb des Spitalbetriebs Werbung für Produkte zu machen oder solche zu verkaufen. Es sei denn es geschieht im Rahmen einer Veranstaltung.» Aber auch dann seien solche Aktivitäten vertraglich geregelt, sagt Bandi.
«Da wir keine Reklamationen hatten von Patienten und auch keine Meldungen von Seiten des Personals, ist es nicht zwingend, den Fall zu untersuchen», sagt Bandi weiter. «Wir werden aber Kontakt mit dem betreffenden Unternehmen aufnehmen.»
Philip Morris hat von der entsprechenden Sendung Kenntnis genommen. «Wir führen derzeit eine interne Untersuchung durch, um abzuklären, ob es sich hier um eine Person handelt, welche für die Kommerzialisierung von Iqos tätig ist sowie welche Aktivitäten und unter welchen Umständen genau stattfanden», erklärt Mediensprecherin Marija Sommer. «Solange der Sachverhalt nicht abgeklärt ist, können wir zum von Ihnen behaupteten Handeln nicht spekulieren.»
Grundsätzlich gelte: «Philip Morris macht keine Werbung für Tabakprodukte in Gesundheitseinrichtungen.»
Im Kanton Bern ist Werbung für Tabak und alkoholische Getränke auf öffentlichem Grund verboten.
Grundsätzlich ist es weniger schädlich den Tabak zu verdampfen anstatt ihn zu verbrennen, soweit so gut. Weitaus unschädlicher allerdings sind die E-Zigis, zudem sind diese zum Glück (noch nicht) von der Tabaklobby vereinnahmt. Diesen Zug haben sie verpasst.
Das hat wenigstens was...