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Lidl, Aldi und Denner auf dem Vormarsch – Warenhäuser schwinden rasant

Lidl, Aldi und Denner auf dem Vormarsch – Warenhäuser schwinden rasant

22.06.2017, 16:0022.06.2017, 16:30
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Die Discounter Lidl, Aldi und Denner sind letztes Jahr am stärksten gewachsen. Die Umsätze im gesamten Schweizer Detailhandel dagegen schrumpften gegenüber dem Vorjahr erneut, wie das Marktforschungsinstitut GfK am Donnerstag mitteilte.

Lidl ist mit einer Umsatzzunahme von 10 Prozent auf 960 Millionen Franken letztes Jahr schneller gewachsen als alle Konkurrenten. Der deutsche Discounter schneidet damit auf Platz 9 (2015: Platz 12) unter den Top 10 Schweizer Detailhändlern ab.

Migros und Coop unangefochten an der Spitze

«Es ist sofort ersichtlich, dass die Discounter am besten arbeiteten», schreibt GfK in einer Mitteilung anlässlich ihrer Handelstagung. Der drittplatzierte Denner wuchs um 1,9 Prozent auf 3,2 Milliarden Franken. Aldi auf Platz vier legte 3 Prozent auf 1,9 Milliarden Franken zu.

Die Umsätze der unangefochtenen Marktleader Migros und Coop gaben laut Berechnung von GfK um 0,2, respektive 0,3 Prozent nach. Insgesamt schrumpfte der Schweizer Detailhandel um 1,5 Prozent. 2015 war der Rückgang mit 2,2 Prozent aber drastischer. Der Umsatz lag 2016 mit 92,5 Milliarden Franken so tief wie letztmals 2007.

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Enormer Preisdruck bei Non-Food

Zwischen 2010 und 2016 schrumpfte der Detailhandel jährlich durchschnittlich um 0,4 Prozent. In der Periode 2000 bis 2009 betrug das jährliche Durchschnittswachstum noch 1,6 Prozent.

Die guten Jahre sind laut GfK vor allem für den Non-Food-Bereich vorbei. «Der Preisdruck ist immer noch enorm, und die Marktbereinigung setzt sich fort», heisst es weiter.

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Dipl. Ing. Fust und Ikea legen zu

Nicht zurückgegangen sind die Verkäufe allerdings bei der Coop-Tochter Dipl. Ing. Fust (plus 2 Prozent) sowie bei Ikea (plus 1,4 Prozent). Der Elektronikspezialist Interdiscount rückte zwar von Platz 15 auf 10 vor, büsste aber trotzdem 1,1 Prozent Umsatz ein.

Laut den Marktforschern ist das «Lädelisterben» auch im Non-Food-Sektor angekommen. Zu kleine oder unklar positionierte Firmen und Marken kämen unter die Räder.

Seit 2010 sind laut GfK 5000 stationäre Verkaufsstellen verschwunden. Dafür entstanden 10'000 Schweizer Online-Shops. Der Verdrängungskampf wird sich 2017 weiter fortsetzen, wie GfK schreibt. In den ersten fünf Monaten büsste der Detailhandel 0,3 Prozent ein.

Warenhäuser schwinden rasant

Allerdings gab es die letzten sieben Jahre auch Gewinner. Dazu zählen die Händler im Bereich Parfümerie/Körperpflege (plus 31 Prozent mehr Verkaufsstellen) und Optiker/Hörgeräte (plus 30 Prozent). Deutlich an Verkaufsstellen verloren haben die Postfilialen (minus 30 Prozent) sowie Lebensmittel-Filialisten (minus 21 Prozent) und auch die Warenhäuser (minus 12 Prozent).

Zusätzlich zum Einkaufstourismus, der auf hohem Niveau stagniere, gehöre die Digitalisierung zu den grossen Herausforderungen der Branche. Im Distanzhandel (Online- und Versandhandel) seien letztes Jahr 7,8 Milliarden Franken umgesetzt worden – plus 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (whr/sda)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tomtom64
22.06.2017 17:09registriert Januar 2014
Ja, es ist brutal und die Detailhandelsangestellten tun mir leid. Ich schätze Coop, Migros, unsere Beck und den Volg-Laden im Dorf. Da schiele ich nicht ständig auf den Preis sondern schätze Nähe und Frische.
ABER, bei grösseren Anschaffungen ist mir das Portemonnaie wichtiger.
Aktuelles Beispiel : Wir wollen ein aufblasbares Kayak anschaffen:
Selbes Modell:
Offizieller Preis gem. Generalimporteur CHF 750
bei Galaxus CHF 639
bei Decathlon CHF 584
beim Campingshop Waldshut (via Ricardo.ch) CHF 439 zzgl. Versand CHF 30, kann aber auch abgeholt werden.

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Pasch
22.06.2017 16:47registriert Oktober 2015
Wenn ich so durch die Stadt gehe, seh ich irgendwie nur noch Schuhläden... ob das an Basels Verkehrspolitik liegt??
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sambeat
22.06.2017 23:02registriert März 2014
Auch ich war sehr lang der Meinung, dass Aldi und Lidl hier nichts verloren haben. Ja, weil die machen alles kapputt und so...
Aber: Inzwischen weiss ich es besser! Aldi hat sehr gutes Fleisch zum Beispiel! Die Mitarbeiter sind zwar nicht wahnsinnig freundlich, die meisten haben dem Anschein nach nie richtig lachen gelernt, aber am Lohn kanns nicht liegen, denn auch da haben Aldi/Lidl aufgeholt.
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