Wer beim Bund arbeitet, hatte in den letzten Jahren bessere Chancen auf eine Lohnerhöhung als Angestellte in der Privatwirtschaft: 2009 hatte ein Bundesbeamter im Schnitt einen Bruttolohn von 113 738 Franken pro Jahr. 2013 waren es 120 075 Franken, wie in einem Bericht des Bundesrates nachzulesen ist.
Das entspricht einer Lohnerhöhung von 5,6 Prozent. In der Schweizer Gesamtwirtschaft stiegen die Löhne gemäss Bundesamt für Statistik im gleichen Zeitraum lediglich um 3,4 Prozent.
Was sind die Gründe für die überdurchschnittlich gestiegenen Durchschnittslöhne beim Bund? Anand Jagtap, Kommunikationschef des Eidgenössische Personalamts (EPA), hat folgende Erklärung: «Die Verwaltung erlebt seit der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre einen ungebrochenen Trend zu höher qualifizierten Jobs.» Weniger hoch qualifizierte Jobs seien abgebaut und neue höher qualifizierte Jobs seien geschaffen worden.
Für Stefan Giger, Generalsekretär des Schweizerischen Verbands des Personals öffentlicher Dienste (Vpod), ist die monetäre Aufholjagd der Beamten gerechtfertigt:
Dem widerspricht Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse. Es habe zwar Zeiten gegeben, in denen die Löhne beim Staat nicht mehr kompetitiv gewesen seien und eine Korrektur angezeigt war. Mittlerweile sehe das aber anders aus:
Nicht nur die überdurchschnittliche Erhöhung der Durchschnittslöhne gibt zu reden. Auch der Stellenausbau zwischen 2009 und 2013 (plus 2,5 Prozent) sowie die zunehmende Anzahl externer Berater sorgen für Diskussionsstoff. Das hat nämlich dazu geführt, dass die Personalausgaben des Bundes innert fünf Jahren um 13,1 Prozent auf 5,5 Milliarden Franken angewachsen sind.
«Diese Entwicklung ist bedenklich», sagt Ivo Zimmermann, Kommunikationschef von Swissmem, dem Verband der schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie. Zwar gebe es durchaus Verwaltungsstellen, die schlank aufgestellt seien und gute Arbeit leisteten.
Als Hauptverursacher für die Kostenexplosion sieht Zimmermann aber nicht die Bundesverwaltung, sondern das Parlament, das die Verwaltung mit teils fragwürdigen Aufträgen eindecke.
Daniella Lützelschwab Saija, Geschäftsleitungsmitglied des Arbeitgeberverbands, bläst ins gleiche Horn:
Damit bestehe die Gefahr, dass Bürger und die Wirtschaft mit Vorschriften und Gesetzen konfrontiert seien, die zu einer unnötigen und aufgeblähten Bürokratie führten.
Zudem ortet Lützelschwab Saija Fehler in der Budgetierung: Der Bund habe in der Finanzplanung bis Ende 2012 mit Teuerungsraten von über 1 Prozent und danach mit 0,2 bis 1 Prozent kalkuliert. Tatsächlich ist das Leben in der Schweiz zwischen 2009 und 2013 aber praktisch gleich teuer geblieben.
Dore Heim, geschäftsführende Sekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, sieht die «Fülle von Vorstössen» zwar ebenfalls als arbeitsaufwendig, allerdings nicht als Problem:
Von einer Kostenexplosion zu reden, sei aber komplett falsch. Die Schweiz habe eine sehr schlanke Verwaltung, das Verhältnis des Stellenbestands zur Privatwirtschaft betrage 1:11.
(Nordwestschweiz)