Die genaue Zahl bleibt weiterhin ein Geheimnis. Die Amag als grösste Importeurin der VW-Gruppe hat bislang bloss angekündigt, bald dazu Stellung zu nehmen. Bisher ist bekannt, dass insgesamt elf Millionen Autos weltweit mit der manipulierten Software ausgestattet sind. Ebenfalls weiss man, dass 37 Prozent der neu immatrikulierten Autos in der Schweiz Diesel-Modelle sind. Alles andere sind zum jetzigen Zeitpunkt Spekulationen. Dass Autos mit der Abgasschummel-Software in der Schweiz unterwegs sind, ist jedoch äusserst wahrscheinlich.
Von den Manipulationen betroffen sind VW-Modelle und Modelle der Tochtermarken Seat, Audi und Skoda. Die Schummel-Software wurde bei Fahrzeugen mit 1.6- und 2.0-Dieselmotoren eingebaut. VW hatte am Dienstag mitgeteilt, dass eine auffällige Abweichung zwischen Testwert und Fahrbetrieb ausschliesslich in den Fahrzeugen mit dem Motortyp EA 189 festgestellt wurde.
Reicht nun ein Blick auf den Motorblock, um herauszufinden, ob man als Fahrzeughalter zu den Geschädigten gehört? Nein, ganz so einfach ist es nicht: EA 189 ist eine VW-interne Bezeichnung für einen Grundmotor. Von diesem Typ existieren unzählige Variationen.
Klar ist, dass die gefälschte Software in den Audi-Modellen A1, A4 und A6 eingebaut worden ist. Auch die Skoda-Modelle Fabia, Roomster, Octavia und Super (2003–2009) sind betroffen. Und Seat hat bekanntgegeben, dass eine halbe Million Fahrzeuge in Spanien vom Fliessband gerollt sind.
Falls sich herausstellen sollte, dass einzelne Autos mit der Schummel-Software ausgestattet sind, so wird VW wohl eine Behebung der Mängel gewähren. Livio Piatti, Pressesprecher des Hauptimporteurs Amag, sagt: «Klar ist, dass Volkswagen die volle Verantwortung und die Kosten für notwendige Massnahmen übernimmt.»
Wie diese Massnahmen genau vonstatten gehen, ist noch unklar. Denkbar ist eine Rückrufaktion, bei der eine ganze Modellreihe eingezogen wird. Möglich sind aber auch sogenannte Service- oder Feldaktionen, bei denen das Problem der gefälschten Software im Rahmen der üblichen Service-Kontrollen behoben wird.
Der nordrhein-westfälische Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) hat am Freitag Entschädigungen für Autofahrer in Deutschland gefordert, die vom VW-Skandal betroffen sind. In den USA wurde der Autokonzern bereits mit zahlreichen Zivilklagen eingedeckt, zudem ermittelt die US-Justiz.
Steht auch Schweizer VW-Kunden Schadensersatz zu? Immerhin wurden sie wissentlich getäuscht. Konsumentenschützer Raffael Wüthrich sagte gegenüber «Blick»: «Ihr ökologisches Gewissen wurde ausgenützt. Zudem werden sie einer höheren gesundheitsschädigenden Belastung ausgesetzt.» Livio Piatti von Amag sagt dazu: «Volkswagen übernimmt die volle Verantwortung». Es sei aber noch zu früh, um über allfällige Entschädigungen zu sprechen.
Das ist noch unklar. Gewisse Diesel-Neufahrzeuge der betroffenen Marken fallen unter die Energieeffizienz-Kategorie A. Bei einer allfälligen Neubeurteilung könnte das Auto in eine tiefere Kategorie abrutschen. Das wiederum hätte unter anderem Auswirkungen auf die Steuern (siehe unten). Die Energie-Etikette misst jedoch in erster Linie den CO2-Ausstoss, während beim aktuellen VW-Abgasskandal die Stickoxid-Emission im Zentrum steht.
Die Einteilung in die Energieeffizienz-Kategorie bestimmt auch, wie viel Steuern der Fahrzeughalter zahlen muss. Wer ein sparsames Auto fährt, profitiert von Steuerrabatten. Im Kanton Zürich ist für die Kategorie A etwa eine Steuererleichterung von 80 Prozent vorgesehen. Fällt das Fahrzeug aufgrund einer Neubeurteilung in eine tiefere Energieeffizienz-Kategorie, so müssen die Autohalter bei der nächsten Steuererklärung tiefer in die Taschen greifen.
Eher nein. Der Stabschef des Berner Strassenverkehrsamts, Beat Keller, sagt im «Blick», dass eine Rückforderung unrealistisch sei. Damit würden die Falschen bestraft. Schliesslich hätten die Kunden mit dem Kauf der betreffenden Modelle eigentlich einen Entscheid für die Umwelt getroffen.
Bisher ist die Rede vom «VW-Abgasskandal». Aber bereits kurz nach Bekanntwerden der Manipulationen wurden Stimmen laut, die auch von Manipulationen bei anderen Autoherstellern berichteten. Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamts für Strassen (ASTRA) sagt, es sei heute nicht auszuschliessen, dass sich diese Geschichte ausweiten könnte. «Diese Angelegenheit dürfte Folgen haben, welche über den VW-Konzern hinausgehen werden.» Die technischen Hürden für eine derartige Manipulation seien jedenfalls nicht allzu hoch: Es ist keine Hexerei, die Software so zu verändern, dass sie unterschiedliche Ergebnisse im Test und im Strassenbetrieb liefert.
Laut der Deutschen Umwelthilfe gibt es konkrete Hinweise auf Manipulationen bei anderen Autoherstellern. Die Verbraucherschutzorganisation teilte bereits vor einer Woche mit, dass gemäss ihren Recherchen praktisch alle deutschen Hersteller von Diesel-Pkws die geltenden Grenzwerte massiv überschreiten. (wst)
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Für einmal wünschte ich mir eine simpel organisierte Sammelklage in der Schweiz... Einfach um zu sagen: IHR ELENDEN VOLLPFOSTEN!!