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«Es sind fast alle am Schnaufen»: Bündner Hotelier rechnet mit hunderten Hotel-Schliessungen

Gähnende Leere beim Waldhaus Flims: Das Hotel musste dichtmachen.
Gähnende Leere beim Waldhaus Flims: Das Hotel musste dichtmachen.Bild: KEYSTONE

«Es sind fast alle am Schnaufen»: Bündner Hotelier rechnet mit hunderten Hotel-Schliessungen

Der Unterengadiner Hotel-König Kurt Baumgartner sieht Schwarz. Auch der zuletzt etwas schwächere Franken habe keine Entlastung gebracht.
23.08.2015, 06:0023.08.2015, 08:57
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Die Frankenstärke setzt dem Tourismus zu – in Graubünden, Wallis und Tessin droht jedem dritten Hotel das Aus, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet. Kurt Baumgartner ist mit drei Hotels im Unterengadin der «Hotel-König». 

Der Vorzeige-Hotelier weiss, wie die Kollegen rechnen. Er sitzt in der lokalen Tourismusorganisation im Verwaltungsrat und im kantonalen Hotelierverein im Vorstand. Baumgartner glaubt zum ersten Mal seit er vor dreissig Jahren als Hotelier anfing, dass der Strukturwandel in der Branche begonnen hat. 

Keine Entlastung dank zuletzt etwas schwächerem Franken

«Zurzeit arbeitet die Branche in den Bergregionen mit einer Auslastung von ungefähr 30 Prozent», sagt Baumgartner. Das sei, als ob in einem Industriebetrieb die Maschinen nur jeden dritten Tag laufen. «Ein Hotel muss mindestens zu 50 Prozent ausgelastet sein, um aus dem erwirtschafteten Ertrag zu überleben.»

Baumgartner sorgt sich deshalb um die Branche. «Ich glaube, dass in den nächsten Jahren in Graubünden, Tessin und Wallis rund ein Drittel der Hotels aufgibt. Das wären mehrere hundert Betriebe.» Der zuletzt etwas schwächere Franken habe keine Entlastung gebracht. 

Margen schmelzen dahin

«Wir sind um jeden Rappen froh. Aber die Logiernächte sind weggebrochen. Hätten die Hotels nicht die Preise gesenkt, wären die Verluste höher. Die Margen schmelzen so natürlich dahin», sagt Baumgartner zur «Schweiz am Sonntag». Etwa Drittel der Hotels sei akut gefährdet. 

Diese Erkenntnis habe er dank seiner Tätigkeit in der lokalen Tourismusorganisation und im kantonalen Hotelverein gewonnen. «Es sind fast alle am Schnaufen bei diesem starken Franken.»

«Sie denken nur noch von Monat zu Monat. Vielen wird Gemüse und Wein nur noch gegen Bares geliefert». Ein weiteres Drittel verdiene genug für den laufenden Betrieb. «Investieren kann es aber nicht so, wie es müsste. In den Zimmern werden Möbel und Teppiche nur alle 15 Jahre ausgetauscht. Sie zehren von der Substanz. Bis sie aufgeben müssen, vergehen jedoch viele Jahre», so Baumgartner zur «Schweiz am Sonntag». (dwi/sda)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Werber des Jahres 2017
23.08.2015 09:37registriert August 2015
Wir geben jedes Jahr rund 250 Millionen an Schweiz Tourismus, damit diese Massnahmen ergreifen um die Hotelbetten zu füllen. Für mich kommt da viel wenig an Output in der Schweiz an. Schweiztourismus selbst hatte die letzte Ausschreibung für eine neue Werbeagentur so formuliert, dass nur gerade 2-3 Agenturen diese Kriterien erfüllen konnten. Die riecht nach Vetterliwirtschaft. Laut Aussage der Verantwortlichen Personen wurde die Ausschreibung durch eine externe Agentur erstellt. Als erfahrerner Werber ist dies unverständlich... Die Ausschreibung hatte zum 600'000.- als Honorar versprochen..
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amore
23.08.2015 08:27registriert Februar 2014
Passt gut. Gibt Platz für Menschen, die Asyl suchen.
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