Schweiz
Zürich

Das hat gesessen: Zürcher Statthalter kritisiert Wolff wegen Koch-Areals massiv

ARCHIV --- ZUR MELDUNG, DASS STADTRAT RICHARD WOLFF BEI BESCHLUESSEN DES STADTRATES ZUM KOCH-AREAL IN DEN AUSSTAND TRITT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILD ZUR VERFUEGUNG --- Das besetzte Koch-Areal in ...
Das umstrittene Koch-Areal.Bild: KEYSTONE

Das hat gesessen: Zürcher Statthalter kritisiert Wolff wegen Koch-Areals massiv

Statthalter Mathis Kläntschi hatte bereits im Oktober 2016 wegen der langen Untätigkeit in Sachen Lärmbelästigung auf dem Koch-Areal ein Aufsichtsverfahren gegen Stadtrat Richard Wolff eingeleitet. Heute präsentierte Kläntschi die Ergebnisse seiner Untersuchung und liess dabei kein gutes Haar an Wolff.
28.02.2017, 10:2928.02.2017, 14:05
Mehr «Schweiz»
Update: Stadtrat akzeptiert Schelte weitgehend
Der Zürcher Stadtrat nimmt in einer Mitteilung Stellung zu der Kritik des Statthalters und akzeptiert seine Verfügung. Mit den Anordnungen sei der Stadtrat weitgehend einverstanden, denn damit könne «der bewährte Umgang mit Hausbesetzungen grundsätzlich weitergeführt werden». Grundsätzlich strebe der er weitere Verbesserungen – namentlich feuerpolizeiliche Prüfungen – an und sei notfalls auch bereit, diese mit repressiven Mitteln durchzusetzen. Die scharfe Kritik an der Feuerpolizei und am Direktor von Schutz und Rettung weist der Stadtrat allerdings zurück.

Hat Sicherheitsvorsteher Richard Wolff (AL) dem Treiben auf dem Koch-Areal zu lange zugeschaut? Und dabei sogar verfassungsrechtliche Grundsätze verletzt?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich Statthalter und Bezirksrichter Mathis Kläntschi in den letzten Monaten. Am Dienstagvormittag präsentierte er sie an einer Pressekonferenz. Das sind die sieben wichtigsten Punkte aus der Untersuchung:

Recht nicht durchgesetzt

Kläntschi wirft in seinem Bericht dem gesamten Stadtrat vor, sich zu wenig für die Durchsetzung eines rechtmässigen Zustands auf dem Koch-Areal eingesetzt zu haben. Die «Politik der Duldung» sowie «Unkenntnis und Ignoranz» unter der Regie Richard Wolffs habe eine Verschärfung rechtswidriger Zustände auf dem besetzten Areal zugelassen. Wolff habe dabei «keine nennenswerte Versuche unternommen» auch nur ansatzweise für die Herstellung eines rechtmässigen Zustands besorgt gewesen zu sein, kritisiert Kläntschi.

Richard Wolff, Vorsteher des Sicherheitsdepartements der Stadt Zuerich, orientiert an einer Medienkonferenz in Zuerich, am Dienstag, 13. Dezember 2016. Die Zuercher Stadtpolizei orientierte ueber das  ...
Muss massive Kritik einstecken: Stadtrat Richard Wolff.Bild: KEYSTONE

Besetzer-Kultur gefördert

Es dürfe nicht aus ideologischen Gründen eine «Besetzer-Kulturförderung» betrieben werden, welche die Rechtsordnung missachte und einer Gruppierung einen rechtlich nicht vorgesehenen Sonderstatus einräume, schreibt der Statthalter im Bericht. Der Stadtrat habe es verpasst, zu reagieren, als die Lage noch überschau- und kontrollierbar war.

Staatliche Grundsätze verletzt

«Wesentliche auf höchster Verfassungsebene festgehaltene Grundsätze staatlichen Handelns scheinen verletzt worden zu sein», heisst es im Bericht weiter. Konkret erwähnt Kläntschi dabei das Legalitätsprinzip, das Gleichbehandlungsgebot sowie das Willkürverbot.

Das besetzte Koch-Areal in Albisrieden, am Dienstag, 4. Oktober 2016, in Zuerich. Der ueberwiegende Teil des Koch-Areals ist seit mehreren Jahren besetzt. Wegen Konzerten und Partys sind in diesem Jah ...
Kläntschi wirft dem Stadtrat eine Sonderbehandlung der Koch-Besetzer vor.Bild: KEYSTONE

Leupi macht's besser

Lob von Kläntschi erhält Parteikollege Daniel Leupi. Der Finanzvorsteher hat das Dossier Koch-Areal im vergangenen Oktober von Wolff übernommen, nachdem dieser es aus Gründen der Befangenheit hatte abgeben müssen. Leupi plane mindestens hinsichtlich der feuerpolizeilichen Bestimmungen eine «teilweise Abkehr von der rigiden Duldungspolitik» und habe auch tatsächlich schon Erfolge verbucht, heisst es.

ZUR MELDUNG, DASS SICH DER FINANZVORSTEHER DER STADT ZUERICH, DANIEL LEUPI, FUER EINE WIEDERKANDIDATUR ALS STADTRAT ZUR VERFUEGUNG STELLT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG – Sta ...
Daniel Leupi hat das Dossier Koch-Areal von Wolff übernommen – für ihn gibt's bessere Noten als für den Sicherheitsdirektor.Bild: KEYSTONE

Keine feuerpolizeiliche Kontrollen

Bisher fanden keine feuerpolizeilichen Kontrollen statt, ein wichtiger Kritikpunkt Kläntschis und etwas, das der Statthalter in Zukunft einführen will.

Polizei nötig

Polizeiliches Einschreiten sei notwendig, sagt Kläntschi, falls künftig Abmachungen nicht eingehalten werden. Damit stellt er sich gegen die Meinung des Stadtrats.

Statthalter bleibt involviert

Bis der «gesetzeskonforme Zustand» erreicht ist, will Statthalter Kläntschi dem Stadtrat nun weiterhin auf die Finger schauen. Monatlich muss ihm der Stadtrat ab sofort einen Bericht zu den erzielten Fortschritten vorlegen. «Bei absehbarem Scheitern milderer Massnahmen ist ultimativ die Räumung anzuordnen», schreibt Kläntschi im Bericht.

Das Koch-Areal
Das ehemalige Gewerbe-Areal in Zürich-Albisrieden und Zürich-Altstetten wird von einer Besetzergruppe von rund 120 Personen als Wohnraum und Austragungsort für diverse Veranstaltungen genutzt. Eigentümerin ist die Stadt, welche die Besetzung unter Vereinbarung gewisser Minimalvorschriften toleriert – wie sie das seit Jahrzehnten bei Hausbesetzungen praktiziert.
sda

Mit Material der SDA.

Der Ticker der Pressekonferenz zum Nachlesen:

Schicke uns deinen Input
avatar
10:51
Keine weiteren Fragen
Weil keine weiteren Fragen vom Publikum gestellt werden, erklärt Kläntschi die Pressekonferenz für beendet.
10:49
Überwiegendes Interesse, den Bericht geheim zu halten
Ein Journalist fragt, wieso der feuerpolizeiliche Bericht nicht veröffentlicht wird. Kläntschi erklärt, dass ein überwiegendes öffentliches Interesse darin bestünde, diese Information nicht öffentlich zu machen. Ein weiterer Journalist fragt, ob man den Informanten schützen wolle. Kläntschi möchte dazu keine Angaben machen.
10:44
Der feuerpolizeiliche Zustand soll hergestellt werden
Kläntschi verlangt einen monatlichen Bericht vom Stadtrat, wie sich die Situation nun verändern wird und der feuerpolizeiliche Sicherheitszustand wieder hergestellt werden soll.
10:40
Unterschiedliche Massstäbe
«Es gelten unterschiedliche Massstäbe im Stadtgebiet», sagt Kläntschi. Dies Verstosse gegen das Gleichheitsverbot, so sagt Kläntschi weiter. Beispielsweise werden Konzerte veranstaltet, die feuerpolizeilich nicht gestattet würden. Wenn es einen Brand geben würde, hätte das schlimme Folgen, so Kläntschi.
10:37
«Es muss davon ausgegangen werden, dass im Koch viele Vorschriften nicht eingehalten wurden»
Fazit der Untersuchungen umfasst insgesamt 23 Seiten, die zum grossen Teil nicht veröffentlicht werden. Kläntschi fasst grob zusammen: «Es muss davon ausgegangen werden, dass im Koch viele Vorschriften nicht eingehalten wurden».
10:34
Kläntschi leitete Verfahren ein
Statthalter und Bezirksratspräsident Mathis Kläntschi hatte im Oktober ein Verfahren gegen Polizeivorsteher Richard Wolff eingeleitet. Die Frage sollte geklärt werden, ob Gesetzesverstösse nicht geahndet wurden.
10:25
Pressekonferenz zum Koch-Areal beginnt
Die David-Morf-Stube des Restaurant Neumarkt ist an diesem Dienstagmorgen gut gefüllt. Etwa 30 Journalisten haben sich auf Einladung des Statthalteramts eingefunden. Das Thema: «Aufsichtsrechtliche Untersuchung betreffend Koch-Areal»

#dasischzüri – 100 grossartige Bilder aus Zürich

1 / 102
#dasischzüri – 100 grossartige Bilder aus Zürich
Zurücklehnen und geniessen: Diese 100 Bilder geben dir einen grossartigen Eindruck von der Stadt Zürich. Die Bilder sind Teil der Radio-24-Kampagne #dasischzüri. Wir haben sie alle in dieser Diashow. Und jetzt: Viel Spass!
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Ohniznachtisbett
28.02.2017 12:57registriert August 2016
Das sind einmal good news. Man stelle sich vor, ich würde zu Hause eine Party feiern, ein Nachbar fühlt sich belästigt. Die Polizei kommt vorbei. Entweder gibts gleich eine Busse, spätestens aber beim 2. Mal. Die werde ich ganz normal bezahlen müssen, wie auch Miete, Wasser, Strom, Internet etc. Diese Besetzer haben sich einen Rechtsfreien Raum geschaffen und Papa Wolff hat noch die Hand drüber gehalten. Ein Skandal. Würde ein Bürgerlicher Stadtrat gleich handeln (eigene Kinder schützen), die Rücktrittsforderungen würden von Links nur so reinflattern... Wolff ist nicht tragbar!
4710
Melden
Zum Kommentar
avatar
Wilhelm Dingo
28.02.2017 11:33registriert Dezember 2014
Egal wie man zu den Besetzern steht. Sowohl in Zürich als auch in Bern versuchen die Besetzer Sonderrechte für sich herauszuschlagen. Ist das gerecht? Ist das demokratisch?
394
Melden
Zum Kommentar
avatar
Corahund
28.02.2017 12:04registriert März 2014
Endlich jemand, der Klartext spricht. Nun müssten Taten folgen. Oder verläuft alles wie immer im Sand?
295
Melden
Zum Kommentar
14
Schopf brennt in Elgg ZH komplett nieder

Erneut hat es in Elgg gebrannt: In der Nacht auf Dienstag ist ein Schopf in Flammen aufgegangen. Der Sachschaden beträgt gemäss Polizeiangaben mehrere zehntausend Franken. Verletzt wurde niemand.

Zur Story