Schweiz

12-jähriger Paul aus Wohnung in Düsseldorf befreit – noch heute kehrt er zu den Eltern zurück

1 / 7
12-jähriger Paul aus Gunzgen in Düsseldorf befreit
Der 12-jährige Paul S. verliess am Samstag, 18. Juni, mit einem blauen Fahrrad sein Elternhaus. Der Mutter und dem Vater sagte er, er ginge zum Schulhaus. Doch dort kam er nie an.
Auf Facebook teilenAuf X teilen

12-jähriger Paul aus Wohnung in Düsseldorf befreit – noch heute kehrt er zu den Eltern zurück

In der Nacht auf Sonntag hat ein Spezialeinsatzkommando im deutschen Düsseldorf den seit acht Tagen vermissten 12-jährigen Paul aus Gunzgen SO in einer Wohnung eines Mannes befreit. Der 35-Jährige wurde festgenommen. Paul ist körperlich wohlauf.
26.06.2016, 10:4727.06.2016, 08:24
Mehr «Schweiz»

Der 12-jährige Paul S. aus Gunzgen SO ist wohlbehalten zurück. Die Polizei hat ihn in der Nacht auf heute nach umfangreichen Ermittlungen gefunden, wie die Solothurner Staatsanwaltschaft mitteilt. Ein Spezialeinsatzkommando fand Paul im Düsseldorfer Stadtteil Hassels in einer Wohnung. Die aktuellsten Informationen der Polizei zum Fall des entführten Paul und zu seiner Befreiung gibt's ganz unten in dieser Story im Ticker zur Medienkonferenz. 

«Auf Ersuchen der Schweizer Behörden gelang in der vergangenen Nacht die Festnahme eines Mannes, der im Verdacht steht, massgeblich für das Verschwinden von Paul verantwortlich zu sein.» 

Wegen kleinerer Delikte polizeibekannt

Gemäss Blick.ch handelt es sich bei dem Verhafteten um einen 35-jährigen Koch. Aus deutschen Polizeikreisen heisse es, dass es um Missbrauch gehe. Werner C., so der Name des mutmasslichen Entführers, sei den Behörden wegen kleinerer Delikte bekanntgewesen, nicht aber wegen Missbrauchs.

Er habe seit über zehn Jahren in der Düsseldorfer Dachwohnung gelebt, die die Polizei vergangene Nacht stürmte. Die Nachbarn hätten von Paul nichts bemerkt, jedoch sei ihnen aufgefallen, dass Werner C. in den vergangenen Tagen niemanden in die Wohnung gelassen habe und eine geplante Keller-Räumaktion verschoben habe.

Pauls Foto wurde in den Sozialen Medien verbreitet.
Pauls Foto wurde in den Sozialen Medien verbreitet.
bild: aargauerzeitung.ch 

Am späten Samstagabend hätten sich laut Polizei die Hinweise verdichtet, dass sich in einer Wohnung an der Oranienburger Strasse der vermisste 12-jähriger Knabe aufhalten würde. Ein Spezialeinsatzkommando stürmte gegen 1.30 Uhr die Wohnung. Der Mann konnte widerstandslos festgenommen werden.

Der Junge sei körperlich unverletzt und werde noch heute in die Obhut seiner Eltern übergeben.

Ermittlungen wegen Entführung

Paul hatte am Samstag, 18. Juni, mit einem blauen Fahrrad sein Elternhaus verlassen. Der Mutter und dem Vater sagte Paul, er ginge zum Schulhaus, doch dort kam er nie an.

Nach ersten Hinweisen, dass der 12-Jährige sein Verschwinden geplant hatte, eröffnete die Solothurner Staatsanwaltschaft eine Strafuntersuchung wegen Entführung. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Knabe mit jemandem verabredet habe, hiess es damals.

In die Chat-Falle getappt

Werner C. nahm über das Spiel Minecraft, das Paul intensiv gespielt hatte, Kontakt zum Jungen auf. Wie und wann genau, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.

Bild
bild: blick.ch

Das Wohnhaus der Eltern des vermissten Knaben war am Dienstag durchsucht worden. Es handelte sich laut der Polizei um eine freiwillige Hausdurchsuchung. Ebenfalls am Dienstag war das Velo des Knaben in der Gemeinde Härkingen in der Nähe der Kirche aufgefunden worden. (sda)

Schicke uns deinen Input
avatar
14:15
Offene Fragen
Viele Fragen sind offen, etwa, wie Paul nach Düsseldorf kam, ob er festgehalten wurde, als die Polizei die Wohnung stürmte, oder ob er freiwillig hätte gehen können. Kripo-Chef Barthenschlager hat auf alle Fragen dieselbe Antwort: Das sei Gegenstand der Ermittlungen oder es seien nicht kommunizierbare Ermittlungserkenntnisse. Mit diesen Antworten wird die Pressekonferenz beendet.
14:30
Wie kam Paul nach Düsseldorf?
Wie genau kamen Paul und der Mann nach Düsseldorf? Der Weg, den die beiden zurückgelegt haben, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.
Bild
Das Düsseldorfer Quartier, in dem die Sondereinheit der Polizei Paul fand.
14:10
Verdächtiger wird nicht ausgeliefert
Der Straftatbestand der Entführung sei gegeben, sagt die Staatsanwaltschaft – auch wenn Paul mutmasslich freiwillig mitgegangen sei. Bei unter 16-Jährigen reiche es, wenn das Kind in die Umgebung des Entführers transportiert werde.

Ausgeliefert werde der Verdächtige, ein deutscher Staatsangehörige, wohl nicht
14:07
Mann noch immer unbekannt
Der 35-Jährige hatte mindestens ein Mal Kontakt über das Internetspiel Minecraft, welches Paul intensiv gespielt hatte. Der Mann sei gestern Abend identifiziert worden, wer er ist und was seine Motive waren, sei aber noch immer unbekannt, sagte Kripo-Chef Barthenschlager.
14:03
Die beiden kannten sich durch ein Internetspiel
Das sagt Urs Barthenschlager, Chef der Kriminalpolizei Solothurn: «Die Aussagen von Mitschülern liessen den begründeten Beschluss zu, dass Paul sein Verschwinden über mehrere Wochen geplant hatte. Es gab Hinweise, dass jemand ihm dabei geholfen hatte.» Dieser Mann habe in mindestens einem Internetspiel mit Paul Kontakt gehabt.
Bild
13:50
In Kürze beginnt die Pressekonferenz
Gestern Nacht holte eine Spezialeinheit den 12-jährigen Paul aus einer Düsseldorfer Dachwohnung. Der 35-jährige Wohnungsbesitzer konnte widerstandslos festgenommen werden. Darüber, wie und warum Paul in diese Wohnung kam, kann nur gemutmasst werden. Lernte er den Mann in einem Chat kennen? Holte dieser ihn in Härkingen, wo Pauls Velo gefunden wurde, ab? Warum wollte der Junge sein Elternhaus verlassen?

Vielleicht kann die Staatsanwaltschaft diese Fragen beantworten – in wenigen Minuten informiert sie im Rapportraum der Polizei in Solothurn die Presse.

Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!

  • watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
  • Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
  • Blick: 3 von 5 Sternchen
  • 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen

Du willst nur das Beste? Voilà:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Raembe
26.06.2016 11:59registriert April 2014
Zum Glück ist er wieder zu Hause. Hoffentlich hat der Typ nix böses mit ihm angestellt.
774
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sliminem Mathers
26.06.2016 11:02registriert Dezember 2015
Das sind mal gute Nachrichten! Freue mich für die Familie!
623
Melden
Zum Kommentar
avatar
Maria B.
26.06.2016 12:36registriert Februar 2015
Merkwürdige Geschichte und wohl noch etwas zu früh, um mit derart wenig Information allzu grosse Schlüsse zu ziehen.

Doch rein aus dem Bauch raus wäre immerhin vorstellbar, dass Paul entweder im Internet die Bekanntschaft eines Pädophilen gemacht hat, der ihm das Blaue vom Himmel versprochen und ihn dann abgeholt hat. Oder aber, dass der Täter die Familie von Paul, die ja offenbar Expats sind, schon in Deutschland gekannt hat und somit des Jungen Vertrauen besass.

Man wird sicher bald mehr erfahren. Und die Eltern im Dorf können damit aufhören, ihre Kinder täglich zur Schule zu begleiten.
627
Melden
Zum Kommentar
12
Nach gigantischem Bergsturz im Engadin: «Der ganze Tschierva-Gletscher ist abrasiert»
Ein gigantischer Bergsturz in der Berninagruppe hat am vergangenen Wochenende Millionen Tonnen Gestein ins Tal befördert. Glaziologe Matthias Huss erklärt die Folgen für den Tschierva-Gletscher, der unter den Geröllmassen liegt.

«Das betroffene Gebiet ist gut einsehbar, unter anderem von einem Ski-Gebiet. Es ist gewaltig. Deswegen machten die Bilder so schnell die Runde.» Das sagt Martin Keiser. Er ist Regionalforstingenieur und Naturgefahrenspezialist beim Amt für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubünden. Keiser wurde am Sonntag kurz nach 7 Uhr von den Einsatzkräften über den riesigen Bergsturz informiert, der sich wenige Minuten zuvor am Piz Scerscen im Engadin ereignet hatte.

Zur Story