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Die Schweiz bekommt eine «Route 66», die zum Touristenmagnet werden soll – die Grünen schlagen Alarm 

Die Karte der Grand Tour.
Die Karte der Grand Tour.bild: schweiz tourismus

Die Schweiz bekommt eine «Route 66», die zum Touristenmagnet werden soll – die Grünen schlagen Alarm 

15.04.2015, 01:5515.04.2015, 08:27
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Auch die Schweiz hat jetzt ihre «Route 66»: Ab diesem Sommer sollen Touristen auf der durchgehend beschilderten Grand Tour of Switzerland auf eigene Faust die Schweizer Sehenswürdigkeiten bereisen.

Die Grand Tour of Switzerland verbindet sämtliche wichtigen Sehenswürdigkeiten der Schweiz. Sie führt in einer grossen Runde vom Rheinfall zum Nationalpark im Engadin und auf die Piazza nach Locarno, über Gotthard und Furka das Wallis hinab zum Jet d'Eau in Genf und schliesslich via Creux du Van, Tellskapelle und Zürcher Grossmünster wieder zurück an den Rhein.

Die «Grand Tour of Switzerland»

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Grand Tour of Switzerland
Die Route 66 der Schweiz, die Grand Tour of Switzerland, beginnt im Kanton Schaffhausen beim Rheinfall.
quelle: keystone / gaetan bally
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«Es ist ein 1600 Kilometer langer Erlebniskorridor», sagte Jürg Schmid, der Direktor von Schweiz Tourismus, an einer Medienkonferenz am Dienstag in Zürich. Ziel sei es mit dieser helvetischen «Route 66» bis 2021 eine Million zusätzlicher Übernachtungen und einen Umsatz von 225 Mio. Fr. zu generieren.

Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, erklärt die Grand Tour of Switzerland.
Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus, erklärt die Grand Tour of Switzerland.Bild: PHOTOPRESS

Trend zu individuellen Rundreisen

Den Anstoss zur Schaffung einer touristischen Autoroute durch die Schweiz hat dabei laut Schmid der Trend zu Rundreisen gegeben. Neben Städtereisen werde gemäss internationalen Erhebungen vor allem das so genannte Touring immer beliebter, sagte er. Die Gründe dafür seien offensichtlich: Das individuelle Reisen auf vorgezeichneten Routen biete maximales Erlebnis bei minimalem Zeitaufwand und Risiko.

Für die Betreuung der Route und Angebote in den Regionen wurde eigens ein Verein gegründet, dessen Mitglieder die regionalen Tourismusorganisationen sind. Schweiz Tourismus dagegen ist für das Marketing des neuen Angebots verantwortlich. Die Tourismusorganisation wird dazu in diesem Jahr weltweit 42 Medienkonferenzen abhalten, 450 Reisejournalisten in die Schweiz einladen und 9 Millionen Broschüren, Reiseführer und Karten verteilen.

Die neue Route gibt es bereits auf Karte.
Die neue Route gibt es bereits auf Karte.Bild: TI-PRESS

Dafür wird Schweiz Tourismus in diesem und im nächsten Jahr 30 Millionen Franken aufwenden, was rund ein Sechstel des gesamten Budgets für Kampagnen in den nächsten zwei Jahren ausmacht. Der Verein seinerseits will bis 2016 1,8 Millionen Franken investieren, wobei die finanziellen Mittel bei beiden vor allem vom Bund stammen.

VCS und Grüne gehen auf die Barrikaden

«Für uns ist die Grand Tour of Switzerland kein kurzfristiges Marketingprojekt, sondern ein langfristiges touristisches Produkt», sagte Schmid dazu. Eines, das jedoch auch Gegner hat. So haben bereits in der Vorbereitungsphase der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) und die Grüne Partei die Grand Tour als «Unsinn» bezeichnet.

«Für die Grünen ist es unverständlich, dass Schweiz Tourismus mit unberührten Alpenbildern Werbung macht und gleichzeitig den Strassenverkehr in die Berge fördert», schreibt Urs Scheuss, der Fachsekretär der Grünen Partei, auf Anfrage. Im Zeitalter des gut ausgebauten öffentlichen Verkehrs sei die Idee einer Autotour durch die Schweiz veraltet, sagt Stefanie Schäuble vom VCS.

Der Grüne Urs Scheuss (ganz links) findet die Idee der Grand Tour of Switzerland alles andere als gelungen. 
Der Grüne Urs Scheuss (ganz links) findet die Idee der Grand Tour of Switzerland alles andere als gelungen. Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Schweiz Tourismus widerspricht. Die Grand Tour werde voraussichtlich zu keinem Mehrverkehr führen, sagte Schmid. Denn: «Wir hoffen, dass wir bisherige Tagesausflügler für mehrere Tage in der Schweiz halten können, was die Anzahl gefahrener Kilometer senkt.» Zudem sei es auch möglich, dass dank dem neuen Angebot vermehrt Schweizer Ferien in der Schweiz machten und damit auf eine klimaschädliche Flugreise verzichten. (feb/sda)

So bewirbt Schweiz Tourismus die Grand Tour auf YoutubeVideo: Youtube / MySwitzerland.com
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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MisterM
15.04.2015 08:46registriert Januar 2015
Die Schweiz hat in Sachen Tourismus sicherlich grossen Nachholbedarf. Somit begrüsse ich diese Idee. Wer die Sehenswürdigkeiten auf andere Art auffinden möchte, darf das ja machen - hindern tut ihn diese Route nicht.
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Thomas F.
15.04.2015 08:36registriert Januar 2014
Wir machen seit Jahren Rundreisen, durch Deutschland, Frankreich, USA, Kanada. Für uns die beste Art eine Landschaft die Leute und das Leben zu entdecken. Ich begrüsse daher die Grand Tour sehr und bin überzeugt, dass es Reisende aus aller Welt anlockt. Wir sollten den Tourismus nicht verhindern.
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christianlaurin
15.04.2015 07:04registriert Juli 2014
Und die Grünen Fragen sich warum sie Wähler verlieren...
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