Ab wann ist eine Schweizer Gemeinde eine «Stadt»? Nach landläufigem Wissen dann, wenn sie mehr als 10'000 Einwohner hat. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, will das Bundesamt für Statistik diese Definition ändern. Grund dafür ist, dass die heutige Definition der Realität nicht mehr gerecht wird. Insbesondere nach Gemeindefusionen wurden Gemeinden mit ländlichem Charakter zu «Städten».
Viktor Goebel, Leiter des Projekts Agglosuisse beim Bundesamt für Statistik, will deswegen neben der reinen Einwohnerzahl auch andere Kriterien einbeziehen: «Neu können nur noch Gemeinden Stadt werden, wenn sie auch eine gewisse Dichte und Mindestgrösse in ihrem Kern aufweisen.»
Der Städteverband sieht hinter den Plänen des BfS weitere Gründe. Er befürchtet, dass der Bund die Einwohneruntergrenze für Städte von 10'000 auf 20'000 erhöhen wolle, um die Städte auf europäischer Ebene besser vergleichen zu können. Martin Tschirrer, Vizedirektor des Verbands, sieht in diesem Vergleich jedoch ein Problem, da Schweizer Städte dieselben Funktionen hätten wie Städte in Deutschland oder Frankreich, die vier- oder fünfmal so gross seien.
«Eine neue Städtedefinition darf nicht dazu führen, dass Gemeinden, die sich heute als Städte verstehen, dies statistisch nicht mehr sind», sagt Tschirrer gegenüber der NZZ am Sonntag.
Ein Blick in die Städte zeigt jedoch, dass nicht jede Stadt sich Stadt nennt. Buchs, im St. Galler Rheintal, zählt beispielsweise schon seit über 20 Jahren mehr als 10'000 Einwohner – wird sich jedoch erst 2015 offiziell «Stadt» nennen. Die Glarner Einwohner wollten 2012 nichts von der Bezeichnung «Stadt» wissen, da sie den dörflichen Charakter nicht verlieren wollten.
Doch auch der Städteverband nimmt es nicht so genau bei der Städtedefinition: Es nimmt jede Gemeinde auf, die Kantonshauptort ist oder mehr als 5000 Einwohner hat. Der Verband sicherte zudem zu, auch weiterhin städtische Gemeinden aufnehmen zu wollen, die nach der neuen Definition keine Städte mehr sind.
Der Bund will im November 2014 bekannt geben, wie die neuen Kriterien aussehen werden. (pma)