Schweiz
Gesellschaft & Politik

E-Voting in der Schweiz: Bundeskanzler sieht vertretbares Risiko

ARCHV - ZUR VIMENTIS-UMFRAGE, AM MONTAG, 12. FEBRUAR 2018, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG ---- Blick auf die E-Voting Plattform des Kantons St. Gallen, am Freitag, 22. Septemb ...
E-Voting: Wie sicher ist das elektronische Abstimmen?Bild: KEYSTONE

Bundeskanzler sieht bei E-Voting «vertretbares Risiko»

28.04.2018, 05:5628.04.2018, 09:13
Mehr «Schweiz»

Der Schweizer Bundeskanzler Walter Thurnherr hat in einem Zeitungsinterview die elektronische Stimmabgabe als genügend sicher verteidigt. Das Risiko beim E-Voting sei vertretbar. Der Bund wolle die Testversuche in den Kantonen in einen Regelbetrieb überführen.

Mit E-Voting habe es in der Schweiz bis jetzt 200 Versuche gegeben, und es gebe keinen Hinweis darauf, dass etwas nicht korrekt abgelaufen sei, sagte Thurnherr in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Samstag. Wenn behauptet werde, das Genfer Abstimmungssystem sei gehackt worden, verunsichere das, auch wenn die Behauptung falsch sei.

Jüngste Schlagzeilen über versuchte Manipulationen von Wahlen im Ausland oder über Facebook hätten zu Verunsicherungen geführt, räumte der E-Voting-Verantwortliche beim Bund ein. Die Vorfälle würden aber vor allem die politische Meinungsbildung betreffen, nicht den Wahlvorgang an sich. In der Schweiz habe am 4. März jeder zweite Stimmende, der vom elektronischen Stimmkanal Gebrauch habe machen können, diesen auch genutzt.

So wird das E-Voting in der Schweiz funktionieren

Video: srf

Manipulation selber feststellen

Der Bund strebt beim Abstimmen übers Internet ein System an, das eine allfällige Manipulation selber feststellt. In eine solche Anwendung mit vollständiger Verifizierbarkeit habe er mehr Vertrauen als in jedes andere System, das er auf seinem Handy und Computer anwende, sagte Thurnherr. Dabei sei es viel unwahrscheinlicher, dass eine Manipulation unentdeckt bleibe als etwa bei der brieflichen Stimmabgabe.

Der Bund will eine Gesetzesvorlage ausarbeiten, um den heutigen Versuchsbetrieb in den Kantonen in den ordentlichen Betrieb überzuführen. Damit müssten die Kantone nicht mehr für jeden Urnengang eine Zulassung fürs E-Voting beantragen. Die Vernehmlassung dazu will der Bund laut Thurnherr in der zweiten Jahreshälfte starten. Lehne das Parlament die Vorlage ab, bleibe man im Versuchsbetrieb, erklärte Thurnherr.

Widerstand im Parlament

Jüngst ist wegen Bedenken zu Kosten und Sicherheit Kritik an der elektronischen Stimmabgabe lauter geworden. Das Urner Kantonsparlament lehnte die Einführung von E-Voting im März deutlich ab. Nationalrat Franz Grüter (SVP/LU) reichte eine parlamentarische Initiative für ein Moratorium beim E-Voting ein und kündigte die Lancierung einer Volksinitiative gegen die elektronische Stimmabgabe an.

Bei der Abstimmung vom 10. Juni werden schweizweit voraussichtlich rund 114'000 in der Schweiz wohnhafte Stimmberechtigte elektronisch abstimmen können. Diese sind in den Kantonen Neuenburg, Basel-Stadt, Genf, St. Gallen und Freiburg wohnhaft. Hinzu kommen rund 79'000 Stimmberechtigte im Ausland aus den Kantonen Bern, Freiburg, Luzern, Basel-Stadt, Neuenburg, Genf, St. Gallen und Aargau.

Nach dem Willen des Bundesrats soll E-Voting bis 2019 von einer Mehrheit der Kantone angeboten werden. Derzeit sind in der Schweiz zwei E-Voting-System im Einsatz. Die Post will ihre Anwendung so weit entwickeln, dass noch im laufenden Jahr die Anforderungen für die Zulassung von 100 Prozent der Stimmberechtigten erfüllt sind. Im Einsatz ist ausserdem die Genfer E-Voting-Lösung «CHVote». (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
N. Y. P. D.
28.04.2018 11:33registriert Oktober 2015
Das Risiko beim E-Voting ist vertretbar.

Die elektronische Stimmabgabe ist genügend sicher.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass etwas nicht korrekt abgelaufen ist.

Wir wollen ein System, das eine allfällige Manipulation selber feststellt.

Zitate von Bundeskanzler Walter Thurnherr..

Tönt besorgniserregend, geschätzter Herr Bundeskanzler.

Frage : Ist das System so sicher, dass es den weltbesten Hackern, der NSA, der CIA, FSB, etc. und auch allen anderen Nachrichtendiensten standhält ?
Wir sind ja nicht mal in der Lage für das Militär einfachste Netzwerke aufzubauen.
756
Melden
Zum Kommentar
avatar
MrJS
28.04.2018 11:33registriert November 2015
Die USA, Russland und auch Nordkorea haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auch die bestgeschützten Systeme hacken können. Zudem hat der Schweizer Staat sein Anti-Talent in Informatikprojekten schon mehrfach gezeigt. Wollen wir wirklich unsere stabile Demokratie allein für ein bisschen mehr Bequemlichkeit bei der Stimmabgabe aufs Spiel setzen?
685
Melden
Zum Kommentar
avatar
ImperialBanana
28.04.2018 11:15registriert April 2015
alles was am Netz hängt lässt sich hacken, die Frage ist nur wann..
391
Melden
Zum Kommentar
18
Unfälle auf Schweizer Autobahnen führen zu Staus auf A1 und A7 – Rega im Einsatz

Auf der A1 zwischen Winterthur-Ost und Matzingen TG kam es zu einem Unfall. Die A1 ist dort in beide Richtungen gesperrt. Gemäss «Züri Today» ereignete sich der Unfall bei Bertschikon ZH. Bei dem Unfall seien vier Fahrzeuge involviert. Auch die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) ist vor Ort.

Zur Story