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Milliardär Urs E. Schwarzenbach punktet vor Gericht – und bezieht zum ersten Mal Stellung zu den Vorwürfen

Urs E. Schwarzenbach, Hausherr des Dolder Grand bezieht Stellung zum Verdacht der eidgenössischen Zollverwaltung.
Urs E. Schwarzenbach, Hausherr des Dolder Grand bezieht Stellung zum Verdacht der eidgenössischen Zollverwaltung.bild: pablo faccinetto
Verdacht wegen angeblichen Kunstschmuggels

Milliardär Urs E. Schwarzenbach punktet vor Gericht – und bezieht zum ersten Mal Stellung zu den Vorwürfen

Der Schweizer Financier und Hotelbesitzer Urs E. Schwarzenbach wurde wegen angeblichen Kunstschmuggels verdächtigt. Der Rechtsstreit mit der Eidgenössischen Zollverwaltung gelangte vergangene Woche vor Bundesstrafgericht. Das Interview mit dem Milliardären.
24.10.2014, 09:5124.10.2014, 11:55
Daria Wild
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Urs E. Schwarzenbach, Sie werden von der eidgenössischen Zollverwaltung EZV verdächtigt, Kunstwerke am Zoll vorbei eingeführt zu haben. Was sagen Sie dazu?
Es geht um die Einfuhrsteuer von 8%. Der Zoll hat den Verdacht, dass ich diese Steuer nicht korrekt entrichtet habe, was nicht stimmt. Wir reden hier von tonnenschweren Botero-Plastiken und zwanzig Meter langen Gemälden. Da muss einer nicht bei Trost sein, wenn er glaubt, man könne solche Kunstschätze unbemerkt am Zoll vorbei importieren.

Der Fall Schwarzenbach
Am 16. und 22. April 2013 untersuchte die EZV Räumlichkeiten von Urs E. Schwarzbach – darunter auch das Dolder Grand Hotel. Der Grund: Die EZV verdächtigte Schwarzbach, Bilder undeklariert in die Schweiz eingeführt zu haben. Bei den Hausdurchsuchungen stellte die EZV Unterlagen und elektronische Daten sicher, die auf Geheiss des Beschuldigten versiegelt wurden. Der Fall gelangte vor das Bundesstrafgericht, wo das Urteil vergangene Woche zugunsten Schwarzbachs ausfiel: Ein grosser Teil der Daten fällt unter das Beschlagnahmungsverbot – und darf von der EZV nicht verwendet werden.  

Die EZV hat im April 2013 die Räumlichkeiten Ihrer Galerien, das Dolder Grand und Waren im Zürcher Freilager durchsucht, dabei Unterlagen und elektronische Daten sichergestellt. Der Streit um die Entsiegelung der Daten ist vergangene Woche vor dem Bundesstrafgericht ausgefochten worden. Was ist dabei herausgekommen?
Die Durchsuchungen waren nicht verhältnismässig. Der Zoll nahm einfach wahllos alles mit. Dagegen haben wir uns mit Erfolg gewehrt.

«Die EZV muss nun beweisen, was ich falsch gemacht habe.»

Wie?
Wir liessen alles versiegeln und haben jetzt vom Bundesstrafgericht Recht bekommen. Die Entsiegelung, die der Zoll verlangt hat, ist zu einem grossen Teil abgelehnt worden. Eine klare Schlappe für den Zoll! Tausende Daten dürfen nicht verwendet werden. Die EZV muss nun beweisen, was ich falsch gemacht habe.

Falsch wäre, wenn Sie private Kunstwerke über die Galerie Dolder in die Schweiz eingeführt hätten.
Weil ich Besitzer des Hotels bin, meint man, alles was dort oben steht und passiert, gehöre mir. Ich habe die Kunst im Dolder Grand organisiert, das ist klar, aber die Kunstgegenstände kamen alle von Galerien, deshalb ist darauf auch keine Steuer geschuldet. Der Zoll wird das auch noch einsehen.

«Auf den Kunstgegenständen ist keine Steuer geschuldet.»

Man spricht vom Verlagerungsverfahren.
Genau. Eine Galerie darf Kunst aus dem Ausland einführen und irgendwo ausstellen und muss sie erst versteuern, wenn sie verkauft wird. Genau das ist der Fall mit der Kunst im Dolder. Alles was dort oben hängt, kann man kaufen. Natürlich dauert es bei diesen exklusiven Werken etwas länger, bis sie verkauft sind.

Urs E. Schwarzenbach
Urs E. Schwarzenbachbild: pablo faccinetto

Das Dolder Grand ist also im Prinzip eine Kunstgalerie? 
Ja. Wissen Sie, in Paris hat ein bekannter Unternehmer ein bizarres Gebäude in den Bois de Boulogne gestellt und darin ein Museum für seine Kunst errichtet. Das brauchen wir in Zürich nicht, denn wir haben das Dolder Grand.

«Ich war der Meinung, auf Hausrat und persönlichen Sachen, wie Armbanduhr oder Schmuck, gäbe es sowieso keine Einfuhrsteuer.»

Eine Sonntags Zeitung berichtete im Januar dieses Jahres, Sie hätten mit einem Gemälde im Arm den Flughafen verlassen wollen, ohne das Kunstwerk zu deklarieren.
Das stimmt, aber das wird jetzt natürlich aufgebauscht. Ich kam mit dem Privatjet und habe mit den Sachen den Zoll passiert. Das erste Mal war keiner am Schalter, das zweite Mal hätte ich eine Stunde warten sollen. Aber das waren auch persönliche Sachen, die ich von meinem Haus in England in mein Haus in der Schweiz verlegte. Ich war der Meinung, auf Hausrat und persönliche Sachen, wie Armbanduhr oder Schmuck, gäbe es sowieso keine Einfuhrsteuer.

Es wurde auch kolportiert, über den Flugplatz Samaden würden Reiche Waren illegal ins Land einführen. Sie sind Betreiber des Flugplatzes. Können Sie etwas dazu sagen?
Das ist kompletter Unsinn und eine üble Stimmungsmache. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Vielleicht fragen Sie einmal den Zoll, der am Flugplatz ja einen Posten betreibt.

Wie erging es Ihnen, als die Zollverwaltung ihre Häuser durchsuchte?
Schauen Sie, die Zollfahnder von Zürich sind gute Leute, die machen nur ihre Pflicht. In meinem Fall hatten sie strikte Weisungen von denen oben in Bern. Aber es war schon ziemlich befremdend.

«Es war vollkommen übertrieben, wie sie alles wie an einem Tatort eines Schwerverbrechens fotografierten.»

Wie meinen Sie das? 
Meines Erachtens war es vollkommen übertrieben, wie sie alles wie an einem Tatort eines Schwerverbrechens fotografierten und alle Datenträger meiner Kunstabteilung und Firmen absaugten und die Daten mitnahmen.

Botero, Hodler, Dali, Warhol: Im Dolder sind exklusive Künstler vertreten. Haben Sie ein Lieblingsstück?
In ein Kunstwerk sollte man sich besser nicht verlieben. Das trübt den Blick. Die Ausstellung im Dolder Grand ist eine einmalige Sache. Das gibt es nirgends auf der Welt. Die Ausstellung ist zudem interaktiv: Jeder kann hingehen, an der Rezeption ein iPad verlangen und damit im Hotel herumwandeln – wie in einem Museum.

Wie oft werden Bilder gekauft? 
Da wüssten meine Kunsthistorikerinnen besser Bescheid, aber die verraten nichts. Im Kunsthandel auf diesem Niveau ist strenge Diskretion selbstverständlich.

Hochrangige Prominenz soll der Bilder wegen ins Dolder gekommen sein. Hat die Kunstsammlung dem Dolder Grand zu einem Aufschwung verholfen? 
Das ist gut möglich. Aber die ausgestellte Kunst ist nur eine der Attraktionen, die das Dolder Grand zu bieten hat. Die Prominenz kommt auch sonst, weil wir rundum ein tolles Angebot bieten und schon deshalb immer bessere Resultate ausweisen.

Das Dolder ist nur eine Immobilie aus ihrem Portfolio: 2007 haben Sie ein komplettes englisches Dorf mit 44 Häusern gekauft. Warum? 
Ich habe die Häuser noch nie gezählt. Wir haben dort auch eine Kirche, ein Postbüro, ein typisches Pub, und oft kommen Crews zum Drehen von Spielfilmen. Ich habe es nicht selber gekauft, Land und Häuser gehören einer Gesellschaft, an der ich indirekt beteiligt bin.

Neben Kunst und Immobilien besitzen Sie ausserdem ein Polo- Team. Und Sie sind Sponsor des Springreiters und Olympiasiegers Steve Guerdat. Was fasziniert Sie am Pferdesport? 
Wissen Sie, ich habe immer den Wettkampf geliebt und selber lange in der obersten Liga Polo gespielt. Da bekommt man automatisch eine enge Beziehung zum Pferd. Steve ist ein Glücksfall, er trainiert bei uns in Herrliberg, und seine Erfolge lohnen den Einsatz.

Der Winter hat Einzug gehalten in der Schweiz – Sie sind in Australien an einem BBQ. Sind Sie oft in Zürich? 
In Zürich bin ich aufgewachsen, da sind meine Wurzeln. Meine Frau stammt aus Australien, deshalb verbringe ich mit ihr dort regelmässig ein paar Wochen im Jahr. Schauen Sie, meine Engagements bringen mich weit herum in der Welt, aber je weiter ich den Horizont stecke, desto mehr schätze ich unser freiheitliches Land, wo ich in der Infanterie als Oberleutnant Militärdienst geleistet habe, was mir auch in Sachen Leadership und Management viel gebracht hat.

Zur Person
Der Schweizer Financier und Hotelbesitzer wurde 1948 in Küsnacht ZH geboren. Als Sohn eines Druckereibesitzers wuchs er in einfachen Verhältnissen auf. 1968 begann er für die Schweizerische Bankgesellschaft zu arbeiten und ging vier Jahre darauf nach London. 1976 gründete er seine eigene Devisenhandelsfirma. Heute besitzt Schwarzenbach Immobilien in der Schweiz, in England, Schottland, Australien und Marokko. Seit 2001 besitzt er die Aktienmehrheit des Zürcher Luxushotels The Dolder Grand. 
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