Schweiz
Gesellschaft & Politik

Politik: Bald Schluss mit «Schweiz-Zuschlag»? – Initiative will faire Preise für Importprodukte

Bald Schluss mit «Schweiz-Zuschlag»? – Initiative will faire Preise für Importprodukte 

12.12.2017, 13:1512.12.2017, 13:55
Mehr «Schweiz»

Kosmetika, Kleider und andere importierte Produkte sollen nicht mehr mit einem Schweiz-Zuschlag versehen werden. Das verlangt die Fair-Preis-Initiative. Vier Monate vor Ende der Sammelfrist haben die Initianten am Dienstag die Unterschriften eingereicht.

Die Preisunterschiede zum Ausland seien nur in geringem Mass auf die höhere Schweizer Lohn-, Infrastruktur- oder Mietkosten zurückzuführen, schreiben die Initianten in ihrer Mitteilung. Stattdessen nutzten ausländische Lieferanten ihre Marktmacht aus, hielten die Preise in der Schweiz künstlich hoch und schöpften die Kaufkraft gezielt ab.

Diesen missbräuchlichen Schweiz-Zuschlägen wollen die Initianten einen Riegel schieben. Weil Massnahmen dagegen im Parlament wiederholt gescheitert sind, setzen sie auf das Instrument der Volksinitiative. Am Dienstag haben sie das Begehren mit 107'908 beglaubigten Unterschriften eingereicht.

Fehlbare Firmen einklagen

Mit der Volksinitiative soll der Bund verpflichtet werden, das Kartellgesetz zu verschärfen. Künftig sollen mehr Unternehmen einer Missbrauchskontrolle und damit einem Missbrauchsverbot unterstehen.

Der faktische Beschaffungszwang von überteuerten Waren und Dienstleistungen soll aufgehoben werden, Lieferverweigerungen und unrechtmässige Preisdiskriminierungen durch marktmächtige Unternehmen würden so unterbunden, sind die Initianten überzeugt.

Fehlbare Firmen sollen im In- und im Ausland eingeklagt werden können. Ausserdem soll der Verfassungsartikel dafür sorgen, dass Schweizerinnen und Schweizer im Online-Handel nicht mehr diskriminiert werden. Nicht von der Volksinitiative betroffen sind unter anderem landwirtschaftliche Produkte, die unter das Agrarregime fallen.

Breite Allianz

Hinter der Initiative «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise», stehen die Stiftung für Konsumentenschutz, Gastrosuisse und der Wirtschaftsverband Swissmechanic, der 1400 KMU in der Maschinen-, Elektro- und Metallbranche vereint.

Im Initiativkomitee sitzen Politiker aus allen politischen Lagern. Dazu zählen SP-Ständerätin Anita Fetz (BS), CVP-Nationalrat Fabio Regazzi (TI), SVP-Ständerat Hannes Germann (SH) und alt FDP-Ständerat Hans Altherr (AR).

Altherr hatte den Kampf gegen die Hochpreisinsel mit einer parlamentarischen Initiative aufgenommen, nachdem eine Verschärfung des Kartellgesetzes im Parlament gescheitert war. Er befürchtet aber, dass die Angelegenheit auf die lange Bank geschoben wird und erachtet deshalb die Initiative selber als zwingend notwendig. Dabei ist auch der frühere Preisüberwacher Rudolf Strahm. (sda)

Nicht nur was für Frauen, auch Männer können es

Video: Angelina Graf
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Paesq
12.12.2017 16:27registriert Januar 2015
Und was ist mit den in der Schweiz hergestellten Produkten, die im Ausland massiv günstiger verkauft werden? Ich spreche vor allem von Pharmaprodukten..
512
Melden
Zum Kommentar
avatar
dorfne
12.12.2017 14:38registriert Februar 2017
Hab kürzlich beim Grossverteiler für meinen Neffen ein kleines Malbuch Made in Deutschland gekauft. Auf der Rückseite war eine Preisetikette aufgeklebt: Fr. 4.90. Darunter kam der aufgedruckte Preis von 2 Euro 99 zum Vorschein. Unter Einbezug vom Wechselkurs und 20% Schweizzuschlag war das nach gesundem Menschenverstand um mind. 15 bis 20% zu teuer. Bei so kleinen Beträgen mag uns das Wurscht sein. Aber wie siehts bei grösseren Anschaffungen aus?
392
Melden
Zum Kommentar
avatar
Füdlifingerfisch
12.12.2017 16:24registriert August 2015
Mit Vertretern aus allen politischen Lagern könnte echt etwas daraus werden. Ich freu mich schon ein Ja im die Urne zu legen
361
Melden
Zum Kommentar
13
Zürcher Obergericht verurteilt «Quäl-Eltern» zu Freiheitsstrafen

Das Obergericht Zürich hat zwei «Quäl-Eltern» zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Die Richter nahmen ihnen nicht ab, nur aus Überforderung ihre Tochter geschlagen und erniedrigt zu haben.

Zur Story