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Am Donnerstag letzter Woche trat Roman Burger, Regionalleiter der Unia Zürich-Schaffhausen, zurück. Der Druck war offenbar zu gross geworden, nachdem Vorwürfe von sexueller Belästigung laut geworden waren. Und er wird nicht kleiner. Immer mehr interne Informationen dringen an die Öffentlichkeit. Seit Burger weg ist, trauen sich die Mitarbeitenden, ihrem Ex-Chef Saures zu geben. Dies zeigt sich in der heutigen Ausgabe der «Wochenzeitung» (WoZ). Dort erzählen sie ihre Version, wie es zu dessen Abgang gekommen sei. Und diese geht so:
Vor eineinhalb Jahren wandte sich eine Unia-Mitarbeiterin im Vertrauen an ihre Vorgesetzte. Sie hatte in einem SMS-Austausch mit Burger, der sich über Wochen hinzog, Nachrichten erhalten, die sie als sexuelle Belästigung empfand. Daraufhin passierte erst mal sehr lange nichts. Nicht ohne Grund: Laut der WoZ hatte die Vorgesetzte damals eine Affäre mit dem umtriebigen Unia-Regionalleiter.
Im April dieses Jahres bricht das interne Stillschweigen, nachdem eine andere Angestellte auspackt. Sie hatte von der SMS-Geschichte Wind bekommen und erzählte daraufhin, wie sie sich eines Abends im Ausgang von Roman Burger körperlich sexuell belästigt gefühlt habe. Damals war sie erst drei Wochen bei der Unia und Mitte zwanzig.
Burger war intern schon lange als Frauenheld bekannt: «Es gab immer wieder Gerüchte, Roman Burger habe Affären mit dieser und jener Mitarbeiterin», sagt eine Gewerkschaftssekretärin gegenüber der WoZ. Die Gerüchte sollen bis zur regionalen Geschäftsleitung vorgedrungen sein. Diese habe «das aber als Privatsache heruntergespielt.» Eine andere Unia-Angestellte: «Bei der Geschäftsleitung war der Tenor: So was geschieht doch immer mal wieder, tut nicht so bieder.»
Das änderte sich im April. Nach dem zweiten Vorwurf der sexuellen Belästigung schaltete die Unia-Leitung die externe und neutrale Fachstelle BeTrieb ein. Diese klärte die Fälle von Ende April bis Anfangs August ab. Was vorbildlich klingt, soll nur die halbe Wahrheit sein. Nico Lutz, der in der nationalen Geschäftsleitung für die Region Zürich sitzt, habe die Sache zuerst keinesfalls extern abklären lassen wollen.
Und als es schliesslich doch zu einer externen Prüfung gekommen ist, soll Burger normal weiter gearbeitet haben. Mehr noch: Er soll intern für seine Unschuld geweibelt haben, wie eine Mitarbeiterin gegenüber der Zeitung sagt: «Seine Message war klar: Ich habe nichts Unrechtes getan, ich bleibe.»
Am 5. September liegt der Bericht vor, Nico Lutz informiert in einem E-Mail die Zürcher und Schaffhauser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darüber, dass der Bericht im einen Fall zum Schluss komme, dass keine sexuelle Belästigung vorliege. Dass die Frau Burger aber auch nicht absichtlich fehlbeschuldigt habe. Anders im SMS-Fall: Burger soll die Mitarbeiterin verbal sexuell belästigt haben.
Das klingt tough. Nicht so für die Unia-Geschäftsleitung. Sie ging damit wie mit einem Bagatell-Fall um. Burger erhielt lediglich eine Ermahnung. Dies hatte Nico Lutz, der in der nationalen Geschäftsleitung für die Region Zürich zuständig und im aktuellen Fall auch Burgers Vorgesetzter ist, so entschieden. Dabei steht im hauseigenen Reglement, dass bei sexueller Belästigung der Beschuldigte sogar fristlos entlassen werden kann. Nichts da. Nicht einmal eine Versetzung ordnet Lutz an. Warum?
Die WoZ hat auf Mitarbeiter-Aussagen gestützte Theorie: Lutz braucht Burger als Gefährte im gewerkschaftsinternen Machtkampf unter den regionalen Sektionen.
Von Burgers und Lutz' Treiben hatten die Mitarbeitenden offenbar die Nase voll, als mindestens einer von ihnen dem «Blick» interne Dokumente zuspielte. Dieser meldete sich umgehend bei der Unia. Noch am selben Abend beschliesst Burger, sein Amt niederzulegen. Inzwischen wird laut «NZZ am Sonntag» schon fast damit gerechnet, dass Burger künftig weiter bei der Unia arbeiten wird – diesmal in der Berner Zentrale.
Das dürfte intern sauer aufstossen. Bisher haben laut der WoZ aus Protest drei Angestellte gekündigt, weitere überlegen sich zu gehen.
Roman Burger hat auf mehrere Interviewanfragen der WoZ nicht reagiert. Nico Lutz nimmt in einem Interview gegenüber der Zeitung Stellung (im Anschluss an den WoZ-Text). «Wir haben keine der beteiligten Personen von uns aus freigestellt. Es galt die Unschuldsvermutung», erklärt er den Entscheid, dass Burger während der Untersuchung normal weiter arbeiten konnte.
Und dass lediglich eine Ermahnung ausgesprochen wurde, rechtfertig Lutz so: «Der Bericht enthielt neben dem Resultat auch Empfehlungen für Massnahmen im konkreten Fall. Die Geschäftsleitung hat beschlossen, sie alle umzusetzen.»
Schliesslich wehrt er sich gegen den Vorwurf, Burger zu schützen. Dieser Eindruck sei falsch. «Es war mir persönlich wichtig, dass der Sachverhalt sorgfältig und von unabhängiger Seite geklärt wird.»
(rwy)