Schweiz
Gesellschaft & Politik

«Ein guter Christ kann nicht SVP wählen»

Christoph Blocher, Mitte, ueberzeugte an der SVP Delegiertenversammlung am Samstag, 28. April 2001 auf dem Landenberg in Sarnen die Mitglieder fuer ein "Nein" zur Teilrevision des Militaerge ...
Die Delegiertenversammlung der SVP im Jahr 2001.Bild: KEYSTONE

«Ein guter Christ kann nicht SVP wählen» – wie ein Interview Politiker hässig macht

Ein guter Christ könne nicht SVP wählen, sagt die künftige oberste Katholikin im Kanton Zürich. Nun schaltet sich der Bischof von Chur ein.
09.05.2018, 18:39
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Alles fing an mit einem Interview von Franziska Driessen in der Aargauer Zeitung. Die künftige Präsidentin des Synodalrats, der Exekutive der Zürcher Katholikinnen und Katholiken, sprach dabei über mehrere Themen: wie schwierig es ist, sich in der männerdominierten Kirche durchzusetzen; ob es jemals katholische Pfarrerinnen geben wird; über den Islam. Doch Driessen äusserte sich auch zur Politik, insbesondere zur SVP. Sie sagte:

«Der Churer Weihbischof Peter Henrici sagte 2004, ein guter Christ könne nicht SVP wählen. Ich glaube, ich könnte ihm Recht geben. Es bereitet mir Mühe, wie man sich als Teil einer Kirche sehen kann, wenn man deren wichtigsten Grundwert nicht achtet: für den Nächsten da zu sein.»

Ihre Begründung: Von Gläubigen dürfe man Toleranz für das Engagement der Kirche in der Flüchtlingsbetreuung erwarten.

Ihre Aussagen blieben nicht ungehört. Vor allem in SVP-Kreisen.

Roberto Martullo-Blocher

Komiteemitglied Roberto Martullo, Unternehmer und Schwiegersohn von Christoph Blocher, spricht an einer Medienkonferenz des Schweizerischen Patronatskomitees zur Unterstuetzung der Volksinitiative &qu ...
Bild: KEYSTONE

Der Schwiegersohn von Christoph Blocher und Ehemann von Magdalena Martullo-Blocher ist sauer. Er sagt gegenüber der Luzerner Zeitung:

«Eine öffentliche Entschuldigung der Zürcher Synodalpräsidentin ist das Mindeste. Am besten wäre es, wenn sie zurücktreten würde.»

Driessen vergesse, woher die meisten Steuergelder ihrer Kantonalkirche kommen würden – nämlich von SVP-Leuten.

Martullo selber gehört nicht mehr zu diesen Geldgebern. Er ist aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten, wie im Januar bekannt wurde. «Ich bin unter anderem aus der Kantonalkirche ausgetreten, weil ihre Führung immer gegen den Bischof von Chur schiesst, um so eine Spaltung des Bistums zu provozieren.»

Thomas Burgherr

Thomas Burgherr (SVP/AG) waehrend der Beratungen zum neuen Militaergesetz am Mittwoch, 2. Dezember 2015 im Nationalratssaal in Bern. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Bild: KEYSTONE

Der Nationalrat und Präsident der SVP Aargau reagiert mit einem emotionalen Facebook-Post auf das Interview.

Viele Facebook-User teilen den Ärger von Burgherr. Sein Post wird fleissig kommentiert: «Darum schnell aus der Kirche austreten», «So macht man sich allerdings schnell ausserordentlich unbeliebt», «Das ist voll daneben!».

Andere stimmen Franziska Driessen zu. Wie dieser User: «Wer Christ ist, sollte den Nächsten lieben wie sich selbst. Auch Flüchtlinge und Armutsbetroffene.»

Sylvia Flückiger

Sylvia Flueckiger-Baeni, Nationalraetin SVP-AG, vom ueberparteilichen Kommitee "No Billag JA" spricht an einer Medienkonferenz, am Dienstag, 9. Januar 2018, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneide ...
Bild: KEYSTONE

Die Aargauer SVP-Nationalrätin überlegt sich nach den Aussagen von Driessen, ob sie nun zur reformierten Kirche wechseln soll, wie sie zur «Aaargauer Zeitung» sagt:

«Es hat mich masslos enttäuscht, dass eine Vertreterin der römisch-katholischen Kirche die SVP als nicht wählbare Partei darstellt.»

Sie fordere eine Entschuldigung des Bistums Basel, so Flückiger weiter. 

Bischof Huonder 

Der neue Bischof von Chur, Vitus Huonder, freut sich nach seiner Weihe im Kloster Einsiedeln, am Samstag, 8. September 2007. Vitus Huonder ist am Samstag am Fest Maria Geburt in der Klosterkirche Eins ...
Bild: KEYSTONE POOL

Es ist nicht das Bistum Basel, sondern das Bistum Chur, das in die Debatte eingreift und die SVPler in Schutz nimmt. In einem Communiqué heisst es:

«Der Bischof von Chur bedauert, dass von Frau Driessen in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt wurde, die katholische Kirche betrachte eine der Bundesratsparteien als unwählbar für einen Katholiken.»

Die römisch-katholische Kirche würde keine Gläubigen politisch bevormunden. Wählbar seien alle Parteien, die im Rahmen der rechtsstaatlichen Vorgaben handeln würden.

Franziska Driessen

Franziska Driessen
Bild: zhkath.ch/Christoph Wider

Trotz der Kritik von SVP-Politikern und des Bischofs – Franziska Driessen steht weiter zu ihrer Ansicht, wie sie gegenüber der «Aargauer Zeitung» betont:

«Es geht mir darum, eine Debatte zu führen.»

Sie wolle das Gastrecht verteidigen, das eines der wichtigsten christlichen Werte darstelle. (fvo)

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173 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DaBoong
09.05.2018 19:44registriert Februar 2017
Byebye svp! Bin ja kein christ, aber die dame hat recht. Hört auf zu heucheln und seht der wahrheit ins gesicht.... währen die svp wähler besser gebildet, würden sie die partei mit den mistgabeln davon jagen. Wer kümmert sich schon wieder um den stetigen bildungsabbau...? 🤔 ach ja, die svp... na klingelts?
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Füdlifingerfisch
09.05.2018 19:56registriert August 2015
Und die SVP stellt sich wieder als Opfer dar.

Jedoch kommen solche Statements wie das von Driessen nicht aus dem nichts...
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sealeane
09.05.2018 22:28registriert November 2017
Liebe SVP
Immer wieder sagt ihr: "Das muss man doch sagen dürfen!" Sowie eure interpretation von "Freie Meinungsäusserung" (aka Stimmungsmache gegen alles was Geld kostet, und nicht eurer Agenda dient).
Nun äussert mal jemand anders klar seine Meinung gegen euch und diese Person soll dann gleich zurück treten? Also bitte schön, dieser Masstab soll dann aber für alle Politiker auch gelten... Was denkt ihr wie lange wir noch so viel SVPler wir jetzt im BR/SR/NR haben?... P.S. Das selbe solte fürs verbreiten von getürkten Statistiken etc. gelten!
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