Schweiz
Tier

Minipigs sind im Trend, auch in der Schweiz

Das Schweinchen des Social Media Accounts "My best friend Hank"

Katzen sind out: Jetzt wälzen sich Säulis auf den Sofas – auch in der Schweiz

Minipigs erobern die Herzen der Schweizer Tierfreunde im Sturm. Sie sind unglaublich süss – ihre Haltung ist allerdings sehr anspruchsvoll.
17.04.2017, 04:1917.04.2017, 15:53
Rahel Koerfgen / schweiz am wochenende
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Ein Artikel von Schweiz am Wochenende
Schweiz am Wochenende

Das kleine Knäuel unter der Decke bewegt sich wild hin und her. Von der einen Seite zur anderen. Und plötzlich lugt Hank hervor und strahlt in die Kamera. Es ist eine Szene aus einem Filmchen, das ein viraler Hit ist. Hank ist ein Star, auf dem Fotodienst Instagram zählt er nach wenigen Monaten bereits 130'000 Follower, und jeden Tag werden es ein paar tausend mehr.

Unter den Fotos und Videos immer dieselben Kommentare: «Ich will auch so eins!» Es sieht ja auch gar putzig aus, wenn Hank den Garten nach Leckereien abschnüffelt, durch die Wohnung tippelt, von seinem Frauchen gestriegelt wird, sich lustig um die eigene Achse dreht, mit dem Schwanz wedelt – und dabei zufrieden grunzt.

Hank ist kein Hund. Hank ist eine Sau. So gross wie die Schweine, die wir kennen, wird Hank nicht. Er gehört der Gattung Minischwein an, die ausgewachsen lediglich etwa 80 Zentimeter lang und 50 Zentimeter hoch ist, wie etwa ein mittelgrosser Hund.

Die Minipigs wurden in den 1940er-Jahren erstmals für Tierversuche gezüchtet. Heute erfreuen sie sich als Heimtier grosser Beliebtheit – rund um den Globus. Hank etwa lebt nahe New Orleans in den USA und ist knapp ein halbes Jahr alt, also noch voll im Wachstum und entsprechend ungestüm.

Sein Frauchen hat für ihn den Account «My best friend Hank» auf Facebook und Instagram eingerichtet und postet jeden Tag Szenen aus Hanks aufregendem Leben. Mit jedem Foto und Video grunzt sich der kleine Rabauke mehr in die Herzen der Follower.

Das Frauchen ist ob der vielen Fans und Kommentare überwältigt: «Hank freut sich über all seine neuen Freunde», schreibt sie uns im Facebook-Messenger.

Dutzende Kaufanfragen

Die Minipig-Fan-Community ist nicht zuletzt wegen dieser Fotos und Videos in den vergangenen Wochen stark angewachsen. Auch in der Schweiz.

Der Hype ist an Andrea Mader nicht spurlos vorbeigezogen. Sie hält auf ihrem Bauernhof im aargauischen Attelwil vier Minischweine, etwa zwei Mal im Jahr gibt's einen Wurf mit ein paar süssen Minisäuli. Kaum auf der Welt, ist bereits ein Plätzchen für sie reserviert.

«Jede Woche gehen rund ein Dutzend Kaufanfragen für eines meiner Minipigs ein. Und es werden immer mehr», sagt sie. Den meisten Interessenten gibt Mader unmittelbar eine Absage. Sie hat ihre Gründe: «Viele können sich gar nicht mehr einkriegen, weil sie die Säuli auf Social Media so süss finden. Sie denken, man könne die Schweine in der Wohnung halten oder gar wie einen Schosshund in der Tasche spazieren tragen – aber so einfach ist es nicht», sagt Mader.

Minipigs seien zwar Haustiere, aber keine Heimtiere. Das bedeutet: Man sollte die Sau rauslassen. Laut Mader braucht sie einen Stall und einen grossen Garten oder Acker, «viel Platz, wo sie den Boden durchwühlen, sich suhlen und herumrennen kann. Bewegung ist alles für sie».

Eine Siedlung, so Mader, würde sich für die Haltung weniger eignen. Es sei denn, man habe kulante Nachbarn. «Ideal ist ein freistehendes Haus.» Diese Punkte klärt Mader in einem Vorgespräch ab. Auch, ob sich die Interessenten bewusst sind, dass Schweine Rudeltiere sind. «Am besten, man schafft sich gleich mehrere Säuli an. Und auch dann brauchen sie viel Aufmerksamkeit,» sagt Mader.

Die Experten der Tierinformation Schweiz werden noch deutlicher: Auf der Website warnen sie davor, eine Sau allein zu lassen. Dann kann sich das rosa Glück schnell zum Problem entwickeln: «Wenn sich Minipigs langweilen, verkümmern sie innerlich und können aggressiv werden.»

Kunststücke in zwei Minuten

Dass Minipigs höhere Anforderungen an ihre Halter stellen als etwa Hunde und Katzen, mag viele überfordern. Für Andrea Mader war es der Grund, warum sie sich für das Tier entschieden hat: «Ich bin Tierpsychologin. Meine Familie und ich wünschten uns einen Vierbeiner, mit dem man arbeiten kann.» Es sei faszinierend, wie intelligent ihre Tiere seien. Um ihnen ein kleines Kunststück beizubringen, brauche es lediglich zwei Minuten, etwa, sich um die eigene Achse zu drehen.

Auch Hank lernt jeden Tag dazu. Neuerdings schafft er es, von einem Sofaelement zum nächsten zu springen. Aber jede Wildsau braucht mal eine Pause: Eines der neuesten Fotos zeigt Hank, wie er mit weiss verschmierter Schnauze genüsslich ein Glace schnabuliert. Und schon sind es wieder ein paar hundert Follower mehr, die sich denken: Schwein müsste man haben!

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25 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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so wie so
17.04.2017 11:52registriert Juli 2015
Die Fotos sind wirklich süss. Leider vergisst man beim Betrachten zu leicht, die Tierhaltung zu hinterfragen. Hank lebt kein artgerechtes Leben. Er ist einsam und kann seine Säulibedürfnisse nicht ausleben. Er lebt ein Leben, dass für seine Besitzerin und für die Kamera süss ist. Es gibt tausende solcher Tierschicksale. Füchse, Loris, Waschbären....alle müssen posieren und ihren Besitzern Klicks und somit Geld einbringen. Süss ist das leider nur auf den ersten Blick
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Calvin Whatison
17.04.2017 10:09registriert Juli 2015
Jööö, und dann bekommt das süsse Säuli Glace, weil lecker, gesund und so niedlich gell.!!
Die Dummheit und Dekadenz des Menschen ist halt schon grenzenlos. Armes Tier. 👎🏻😡
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Sprechender Aluhut
17.04.2017 08:48registriert September 2016
Toll!, statt irgendwann ins Tierheim, kann man es gleich zum Metzger bringen.
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