Vielen Dank an Herrn Rothenfluh (ja, das ist der Vater unserer lieben Anna). Er hat uns dieses Gedicht geschrieben. Heute präsentieren wir Teil 3:
Wie immer, kurz vor Weihnachtszeit
sieht man üppig weit und breit
Engel schweben, Engel leuchten,
die Kinderaugen öfters feuchten.
Engel sind uns dann sehr nah,
bei uns und auch in Afrika.
So weit, so schön – so weit, so gut,
weil Engel aber nicht beschuht,
nicht Velo fahren und nie schlafen,
nicht Schlange stehen am Flughafen
nie Hüte tragen und nicht fluchen,
so lohnt es sich bestimmt zu suchen,
zu forschen und zu reflektieren,
warum sie dauernd musizieren,
warum sie uns trotz allem gleichen
in Gesichtern, diesen bleichen,
woher sie eigentlich so kommen,
man ahnt es, aber arg verschwommen.
Man nehme also in die Hände
der Bibel mannigfache Bände
und schlage das Kapitel auf,
– das nimmt dann selber seinen Lauf –
worin in wülstig´ Wortkaskaden
und in reichlich´ Weihrauchschwaden
das Gefild´ beschrieben ist,
wo einst der wahre Antichrist
vom Throne dort gestossen ward
von seinem trotz´gen Widerpart,
dem Michael, dem harten Bengel,
der dann halt als Erzensengel
einging in den Himmelssaal
und blieb bis heut dort allemal.
Nun griff Gottvater aber ein:
«Der Chef bin ich – in dem Verein,
es herrsche Ordnung nun und Zucht
ich sag´ euch das mit aller Wucht:
Neben mir sitzt Michael
Hinter ihm der Gabriel!
Später kommt noch Raphael,
der sitze dann halt parallel,
zu den Engeln zweiten Ranges,
die kundig sind des Lobgesanges.
Auf den Schemeln rechts von mir,
hocken hinter dem Klavier,
All die dumben Flatterwesen,
die abends dann mit Reisigbesen
die Himmelsräume glänzend fegen
und dann versehn´ mit meinem Segen
dem Lobgesange sich verdingen
und andern wesentlichen Dingen:
wie Flügelfedern mal ersetzen
oder die Trompeten wetzen!»