In den USA und Kanada hat sich der Trend eingeschlichen, dass von gewissen Halloween-Kostümen intensiv abgeraten wird oder diese gar verboten werden. Der Gedanke dahinter ist, dass kulturelle Stereotypen nicht weiter stigmatisiert und reproduziert werden. Dazu gehören Blackfacing oder das Reduzieren von Kulturen auf Klischees (Federschmuck = Ureinwohner, Sombrero = Mexikaner, Kimono = Geisha, Bindi = Orient, etc.).
Während dieser Aspekt einer politisch korrekten Gesellschaft bis zu einem gewissen Grad polemisch diskutiert werden kann, so trifft dies garantiert nicht auf die folgenden Kostüme zu. Die sind nur eines: Brutal daneben.
Was hier als ein Kostüm für «ein Mädchen in den 1940er-Jahren» verkauft wird, wurde auf diversen anderen Websites offiziell als Anne-Frank-Kostüm vertrieben. Einige Webshops nahmen den Artikel aufgrund eines Shitstorms auf Social Media raus, andere benannten ihn um, wie in diesem Beispiel.
Naja, ob es jetzt wirklich nötig ist, einen ermordeten US-Präsidenten und dessen blutverschmierte Gattin zu imitieren? Es stellt sich die Frage: Wieso?
Irgendwie einfach ziemlich anrüchig, diese Sache. Zum einen, weil Kindersoldat, zum anderen weil Nahost-Konflikt. Natürlich geriet Walmart, die das Kostüm noch bis vor Kurzem vertrieben, arg in die Bredouille.
Für Leute, die alles für einen billigen Lacher machen.
Sich darüber lustig machen, wenn jemand überfallen und geknebelt wird? Vielleicht dieses Kostüm besser im Schrank lassen.
Klar gehört dieses Kostüm in die Kategorie «Selbstgemacht», beziehungsweise «Individueller Schwachsinnsanfall». Hier eine Liste der Grenzen, die dieses Kostüm überschreitet:
Oder wie es im Schweizer Online-Store funshop.ch heisst: «Abdul mit Turban und Bart». Abdul, weil muslimischer Name und Turban, Bart und vor allem das Militärtenue, weil alle Muslime Islamisten sind?! Fragwürdig ist das einzige publizierbare Wort, das mir hierzu einfällt.
Jap. Es wurde verkauft. In einem Pop-Up-Shop im Diamond Shopping Centre in Coleraine, Nordirland. Obwohl es dort mittlerweile nicht mehr im Regal aufgestellt wird, kann es immer noch gekauft werden.
Unter dem Namen «New Ladies Sexy Saudi Burka Islamic Costume» wurde dieses Kostüm auf Amazon verkauft. Der Gegenwind kam schnell und rau. Vermutlich auch deswegen ist dieses Kostüm auf Amazon nicht mehr zu finden.
Klar, der Zika-Virus ist in den westlichen Mediengraden mittlerweile nicht mehr anzutreffen. Vor allem weil die erste Ansteckungsgefahr für diese Grade gebannt ist, aber auch weil die Olympiade 2016 lange vorbei ist und das nun wieder Brasiliens Problem ist. Trotzdem: Als Zika-Mücke verkleidet zu feiern, ist irgendwie befremdend. Egal wo.
Ich verarsch euch nicht. Dieses Kostüm heisst tatsächlich Anna Rexia. Eine Anspielung auf das englische Wort anorexia (dt. Anorexie; Appetitlosigkeit. Oft für Magersucht (anorexia nervosa) verwendet). Wer an so einem Kostüm Freude hat? Dieser eine zu betrunkene Freund, der es eben geil findet, Tabus zu brechen und ein bisschen daneben zu sein und so. Wer keine Freude hat? Der Rest.
Ein Kostüm-Accessoir, welches das Wort «Suizid» im Produktnamen hat, ist selten eine gute Idee. Narben an Halloween sind ja okay, aber eine blutige Rasierklinge, die dazu gehört? Mh, vielleicht nicht dieses Jahr, sondern einfach nie.
Das Kostüm ist eine Parodie auf den Terminus illegal alien (auf Deutsch in Etwa «illegaler Einwanderer»). Im Vergleich zu den bisherigen Kostümen soweit beinahe geistreich (Jawohl, so hoch ist das Niveau). Dann aber der orangefarbene Jumpsuit, der sehr an eine Häftlingskluft erinnert und eine gefälschte Green Card? Eine US-Verkleidung auf dem moralischen Niveau ihres Präsidenten.
In welches Fettnäpfchen könnte man sonst noch treten? Ahja, die Gender-Falle! Hier in der Version von Caitlyn Jenner, ehemals Bruce Jenner. In Anbetracht der Debatte um Transgender und Gender Neutrality, sowie dem diffamierenden Grundzug des Kostüms vielleicht besser sein lassen.
Mehr als 50 Frauen warfen Bill Cosby sexuellen Missbrauch vor. Ob es jetzt wirklich dermassen lustig ist, diese Übergriffe mittels schlechtem Do-it-Yourself-Kostüm auf den Arm zu nehmen?
Charlottesville, weisst du noch? Diese Statue? Ja? Gut! Denn jetzt kannst du deinem Sohn/Neffen/Göttibueb/... ein Kostüm von ihm schenken. Weisst du wie toll? Bürgerkrieg spielen. Sklavenhalter verteidigen. So toll!
Ganz kurz: Wieso? WIESO?
Nun, Scheichs haben halt grosse Nasen. Und zwar immer. Genau so, wie alle, die Tristan heissen, gross sind und diejenigen, die Frederika heissen, Kaffee mögen. Auch interessant: Hier wird die Nase als «Scheich Fagin Nase» verkauft. Fagin ist eine jüdische Bösewicht-Figur aus Charles Dickens «Oliver Twist», die zum Zentrum einer Diskussion um Dickens angeblich antisemitische Haltung wurde.
Die Affäre um Oskar Pistorius mag nicht mehr brandaktuell sein. Dennoch stellt sich die Frage: Braucht diese Welt ein Kostüm wie dieses, das dazu noch «Blade Gunner» heisst?
Sicherlich auch nicht unproblematisch, dafür dieses Mal wirklich mit etwas mehr Geist.
(jdk)