Zum Beispiel in der Oper «Così fan tutte» von Wolfang Amadeus Mozart. Dort gibt es zwei Liebespärchen: Ferrando und Dorabella sowie Guglielmo und Fiordiligi. Als Streich verkleiden sich die beiden Männer und verführen die Frau des jeweils anderen – niemand merkt's. Am Ende feiert man eine Doppelhochzeit und irgendwie weiss niemand, wer jetzt genau wen heiratet, aber alle sind glücklich und man singt ein Loblied auf die Liebe.
Und das täglich vor tausenden Zuschauerinnen und Zuschauern. Entsprechend hoch ist der vermutete Ricola-Konsum.
Das blaue Abendkleid, das du zuletzt am Matura-Ball getragen hast? Die Fliege, die seit der Hochzeit des Freundes in der Kommode vor sich hin schimmelt? Her damit! In der Oper ist Prunk Trumpf – je mehr, desto besser.
Ein sogenannter Operngucker ist nämlich auch nichts anderes als ein Kompaktfernglas, und davon sieht man im Opernpublikum immer wieder einige. Bei den aufwändigen Kostümen und Bühnenbildern lohnt sich schliesslich ein genauer Blick.
Okay, so ganz stimmt das nicht. Orchestergräben gibt es auch im Theater und im Ballett. Aber wer mit Opern gar nichts anfangen kann, ist wahrscheinlich auch kein riesiger Theater-Fan. Dabei muss man so einen musikalischen Abgrund – im übertragenen Sinne natürlich – schon einmal gesehen haben!
Und leider muss das dann nicht einmal ein besonders guter Sitzplatz sein. Zum Glück gibt es in der Schweiz Alternativen zum teuren Zürcher Opernhaus. Kleinere Theater wie das Konzert Theater Bern, das Theater Basel oder das Stadttheater Winterthur bieten ebenfalls Opernaufführungen an, aber zu humaneren Preisen. Will man trotzdem einmal das Opernhaus von innen sehen, kann man versuchen, bei einer Volksvorstellung ein vergünstigtes Ticket zu ergattern.
Ohne Drama geht eben gar nichts in der Opernwelt.
Zu Zeiten von Verdi und Co. gab es diverse Rollen, welche von Kastraten gespielt wurden (siehe Bild unten). Diese Parts werden heute zumeist von Frauen übernommen. Auf der anderen Seite gibt es Frauenrollen, welche auch von Männern gesungen werden, wie z.B. die der Hexe in «Hänsel und Gretel».
Siehe die Arie im Video unten – als unerfahrener Operngänger versteht man da nur Bahnhof. Deswegen werden in vielen Opernhäusern die Stücke untertitelt. Die meisten Opernplots sind zum Glück sowieso nicht sehr anspruchsvoll, im Gegenteil.
Die Oper im Film, «La traviata» von Giuseppe Verdi, handelt übrigens von einer Prostituierten, die sich in einen jungen Mann der Bourgeoisie verliebt. Was für ein Zufall!
Tipp für alle, die jetzt Angst haben, eines Tages im Opernhaus zu verhungern: Meidet Richard Wagner. Der Typ war zweifellos ein Genie, aber manchmal hat er's ein bisschen übertrieben.
Denn dafür bezahlen tun wir sowieso alle — via Steuern. Also lohnt es sich, einmal herauszufinden, wofür wir da eigentlich Geld ausgeben.
So geschehen in einer Opernaufführung am Stadttheater in Winterthur. Weil sich die Sopranistin kurz zuvor bei einem Unfall das Bein brach, sass sie auf einem Stuhl auf der linken Seite der Bühne und sang. Gleichzeitig übernahm eine zweite Sängerin, zur Statistin umfunktioniert, den schauspielerischen Part der Rolle. Das Experiment funktionierte einwandfrei.
Opern-Shootingstar und Publikumsliebling Rolando Villazón beispielsweise ist immer mal wieder für solche Spässe zu haben.
Mal ehrlich – sollte es nicht überall im Leben so sein?