Die Vegas Golden Knights stehen im Final der Eastern Conference. Die NHL-Franchise aus dem Bundesstaat Nevada hat damit Historisches geschafft. Es ist erst das dritte Mal in der Geschichte der Liga, dass eine neue Mannschaft gleich mehr als eine Playoff-Serie gewinnt. Zuvor gelang das den St.Louis Blues (1968) und Toronto (1918).
The @GoldenKnights are the third franchise in NHL history to win multiple series in its inaugural season, joining the Toronto Arenas in 1918 and St. Louis Blues in 1968. #NHLStats #VGKvsSJS #StanleyCup pic.twitter.com/9IIqI8k0s7
— NHL Public Relations (@PR_NHL) 7. Mai 2018
Alle 50 Jahre also – und deshalb vorhersehbar? Überhaupt nicht. Vor dem Saisonstart haben nämlich die wenigsten damit gerechnet, dass Vegas überhaupt in die Playoffs kommt. Rückblickend ist der Erfolg aber erklärbar. Im Moment in den Playoffs beruht er auf drei Pfeilern.
Schon vor dem Expansion Draft war klar, dass Marc-André Fleury das Gesicht der neuen NHL-Franchise in Las Vegas werden würde. Der Torhüter musste nach zwei Stanley-Cup-Siegen in Folge mit Pittsburgh bei den Penguins dem jungen Matt Murray Platz machen. Der 33-Jährige haderte aber nicht damit, dass er seinen Stammklub nach zwölf Jahren verlassen musste. Er freute sich auf die neue Stadt, die neue Herausforderung und die Chance, sich zu beweisen.
Und wie er sich bewies! Schon in der Regular Season spielte «Flower» hervorragend. Doch in den Playoffs hat er nochmals eine Schippe draufgelegt. Seine Fangquote liegt aktuell bei über 95 Prozent – ein absoluter Traumwert! Und in zehn Playoff-Partien blieb er gar vier Mal ohne Gegentor. Mit Fleury zwischen den Pfosten scheinen die Golden Knights derzeit kaum bezwingbar. Sie müssen nur hoffen, dass er das auch in der nächsten Serie beibehalten kann.
Dass kaum jemand vor der Saison mit Vegas rechnete, lag vor allem daran, dass sie beim Expansion Draft keine Stars auswählen konnten. Doch die vermeintliche Schwäche wurde zu einer Stärke. Statt Stars hatten die Golden Knights einen Haufen von Zweit- und Drittlinien-Spielern im Team, die alle beweisen wollten, was sie draufhaben.
Das bedeutet, dass die Golden Knights keine Weltklasse-Spieler haben, die Spiele im Alleingang entscheiden können – auch wenn sich William Karlsson langsam aber sicher dazu entwickelt. Dafür haben sie vier Linien, mit denen sie durchgehend Druck machen können. Vegas geht jeweils zu fünft in den Angriff und verteidigt auch zu fünft. Das machen die «goldenen Ritter» so gut wie kein anderes Team.
Auch in der NHL bewegt sich das Geschehen weg von übermässiger Härte und Bösartigkeit (nicht zu verwechseln mit Intensität) und hin zu einem schnelleren, technischeren Spiel. Die Vegas Golden Knights sind sozusagen der Prototyp einer modernen NHL-Mannschaft. Sie verfügen nicht über viele grosse und schwere Spieler. In der Stadt des Glücksspiels ist Tempo Trumpf.
Die Golden Knights versuchen, in den Playoffs mehr denn je ihre Gegner mit Speed und vehementem Forechecking zu überfordern. Und damit haben sie Erfolg: Kein Team hat in den Playoffs beim Gegner mehr Puckverluste erzwungen. Gleichzeitig ist Vegas selbst äusserst scheibensicher. Von allen in den Playoffs verbliebenen Teams verzeichnen sie die wenigstens «Giveaways».
Die «Golden Misfits» (goldene Aussenseiter), wie die Spieler auch bezeichnet werden, kämpfen ohne Rücksicht auf Verluste für ihren Klub. Sie führen nämlich auch die Statistik der geblockten Schüsse aller Playoff-Teams an. Und was den anderen Teams Sorge bereiten sollte: In Sachen Effizienz hat Vegas sogar noch Luft nach oben. Im Vergleich zur Regular Season ist die Schussgenauigkeit bei ausgeglichenem Spielerbestand um beinahe ein Prozent tiefer (7,63 gegenüber 8,33 Prozent).
So oder so ist klar: Wenn die Vegas Golden Knights so weiterspielen, dann liegt vielleicht sogar der Stanley-Cup-Sieg gleich in der allerersten Saison drin.