Fünf Pflichtspiele, fünf Siege und ein Torverhältnis von 12:1. In nur drei Wochen hat Jupp Heynckes Bayern München zurück an die Spitze der Bundesliga geführt. Aus fünf Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund sind drei Punkte Vorsprung geworden, aus dem kriselnden Rekordmeister wieder die alles dominierenden Super-Bayern, die zuletzt fast mühelos fünf Meisterschaften in Serie gewonnen hatten.
Der @FCBayern unter Jupp Heynckes
— UEFA.com deutsch (@UEFAcom_de) 30. Oktober 2017
🆚 Freiburg 5:0
🆚 Celtic 3:0
🆚 Hamburg 1:0
🆚 Leipzig 5:4 n. E.
🆚 Leipzig 2:0#UCL #celfcb pic.twitter.com/HQCbWMJThx
Schon erstaunlich, wie schnell «Don Jupp» die Bayern nach der Entlassung von Carlo Ancelotti wieder auf Vordermann gebracht hat. In seiner vierten Amtszeit bei den Münchnern hat der Triple-Sieger von 2013 bislang fast alles richtig gemacht. Hinzu kam noch Hilfe von oben von anderen …
Unter Ancelotti monierten die Bayern-Stars, dass ihnen Spiel-Konzept und -Idee fehlten. Viel anders als der Italiener lässt Heynckes nicht spielen: Er setzt in seinem altbewährten 4-2-3-1-System auf viel Ballbesitz, schnelles Umschaltspiel und häufige Verlagerungen auf die Flügel.
Mit Javi Martinez als Ordner im zentralen Mittelfeld, Jérôme Boateng als Spieleröffner in der Innenverteidigung und dem momentan verletzten Thomas Müller als Allzweckwaffe in der Offensive bilden allerdings drei Spieler das Grundgerüst seines Systems, die unter Ancelotti nur Randfiguren waren. Beobachter fühlten sich wie auf einer Zeitreise ins Jahr 2013, als die Bayern mit diesem System das Triple holten.
Starke Bilanz 👌 pic.twitter.com/URuCYYA5J8
— FC Bayern München (@FCBayern) 28. Oktober 2017
Aber zurück zur Gegenwart: Unter Heynckes machen die Bayern deutlich weniger falsch als noch unter Ancelotti, so richtig gefordert wurden sie allerdings nur einmal. In der Bundesliga gab es von Freiburg, dem HSV und Leipzig in 80-minütiger Unterzahl kaum Gegenwehr, auch von Celtic Glasgow in der Champions League kam wenig. Und der Sieg im DFB-Pokal gegen Leipzig kam äusserst glücklich und erst im Penaltyschiessen zu Stande. Die erste Reifeprüfung wartet erst an diesem Samstag beim Gastspiel in Dortmund auf Heynckes' neue Bayern.
Was Heynckes komplett anders macht als Ancelotti, ist der Umgang mit der Mannschaft. Im Training hat der 72-Jährige die Zügel stark angezogen. Disziplin hat höchste Priorität – auf und neben dem Platz. Das Training wurde intensiviert und die Ordnung wieder gestrafft. Die Spieler gehen seit seinem Amtsantritt deutlich motivierter und konzentrierter zur Sache.
Doch auch das Zwischenmenschliche kommt unter Heynckes, der sich im Alter vom Disziplin-Fanatiker zum empathischen Menschenversteher gewandelt hat, nicht zu kurz. Es wird wieder miteinander geredet. Deshalb und weil die alten Hierarchien wieder hergestellt wurden, ist im Team schnell Ruhe eingekehrt. Hilfreich war dabei sicherlich, dass der neue Trainer den Verein in- und auswendig kennt und auch in den viereinhalb Jahren nach seiner letzten Amtszeit immer mal wieder im Stadion war.
Was Heynckes in den Köpfen der Spieler verändert hat, bringt der wieder einmal verletzte Franck Ribéry auf den Punkt:
Dass Bayern so schnell wieder an der Spitze auftaucht, ist auch der Formkrise von Borussia Dortmund geschuldet. Mit 19 Punkten aus sieben Spielen phänomenal in die Saison gestartet, färben die schwachen Auftritte in der Champions League mittlerweile auch auf die Bundesliga ab.
Aus den letzten drei Spielen holte das Team von Trainer Peter Bosz nur noch einen Punkt. Es fehlt die Balance zwischen Angriffslust und defensiver Absicherung und so hat der BVB statt fünf Punkten Vorsprung auf die Bayern nun drei Punkte Rückstand. Gewinnen die Bayern auch am Wochenende im Direktduell, droht der nächste Liga-Alleingang des Rekordmeisters.
Denn den zweiten ernsthaften Titel-Konkurrenten haben die Bayern in der letzten Woche gleich selbst zurückgebunden. Gegen RB Leipzig resultierten im DFB-Pokal und in der Bundesliga zwei Siege, die alte Hierarchie ist wieder hergestellt.
Gegen Leipzig profitierten die Bayern allerdings auch von wohlwollenden Schiedsrichter-Entscheidungen. Nach den vielen Fehlentscheidungen am Mittwoch im DFB-Pokal gab es auch am Samstag wieder eine heikle Szene: In der 11. Minute flog Leipzigs Willy Orban nach einem Rempler gegen Arjen Robben nach Konsultation des Videobeweises wegen einer Notbremse vom Platz.
Zwar keine Fehl-, aber sicherlich eine harte Entscheidung. Dass Robben vor RB-Torhüter Peter Gulacsi an den Ball gekommen wäre und Orban somit eine klare Torchance verhindert hatte, war keinesfalls gesichert. So monierte der Rotsünder nach dem Spiel nicht ganz zu Unrecht, dass in einer strittigen Situation mal wieder für die Bayern entschieden wurde. «Es war kein Foul», sagte Orban der «Bild» und legte nach: «Ich bin überzeugt, dass der Schiri erst nur Gelb geben wollte.» In Unterzahl war Leipzig dann chancenlos und verlor klar mit 0:2.
Trotz aller Euphorie um die Heynckes-Serie und die Rückeroberung der Tabellenspitze haben die Bayern ihre Probleme. Robert Lewandowski musste gegen Leipzig zur Pause mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden. Wie lange der polnische Torgarant pausieren muss, ist derzeit noch nicht klar.
Ein Ausfall des einzigen Stossstürmers wäre für den Rekordmeister im Hinblick auf die Duelle bei Celtic Glasgow in der Königsklasse und auf den Bundesliga-Klassiker fatal, zumal mit Thomas Müller, Franck Ribéry und Kingsley Coman bereits drei weitere Offensivkräfte verletzt sind.
ob bayern spitze ist wird sich dann im halbfinal oder final der CL zeigen.
Der ist unglaublich wichtig für die Stabilität und Ruhe im Spiel.
Zum Punkt nr 4, das ist absoluter Quatsch, sorry. Im Pokal hat Zwayer einfach nur wieder bewiesen, dass er einer der schlechtesten Schiris in Deutschland ist (was er als VR am Sonntag beim Freiburg-Spiel erneut gezeigt hat). Die Rote Karte gegen Orban ist ziemlich eindeutig, was sogar Hasenhüttl und Mintzlaff von RB eingeräumt haben. Dass Orban das anders sieht überrascht nicht, der behauptet ja sogar, dass es nicht mal ein Foul war.
Man könnte auch sagen: Heynckes ist der einzige Trainer seit Hitzfeld, mit dem es "passt". Der zum Verein, dem Umfeld und allem passt.