Sport
Analyse

Wo sind die magischen Champions-League-Nächte des FCB geblieben?

Basel's players thank the fans after an UEFA Champions League Group stage Group A matchday 5 soccer match between Bulgaria's PFC Ludogorets Razgrad and Switzerland's FC Basel 1893 in th ...
Applaus für die hartgesottenen Fans: Die FCB-Spieler machen gute Miene zum bösen Spiel.Bild: KEYSTONE
Analyse

Wo sind bloss die magischen Champions-League-Nächte des FCB geblieben?

Tristesse statt ausschweifender Jubel: Der FC Basel träumte vor dieser Champions-League-Kampagne davon, die Grossen zu ärgern. Doch davon ist der Schweizer Serienmeister meilenweit entfernt. Alles, was bleibt, ist die leise Hoffnung auf die nächste magische Nacht.
24.11.2016, 14:3724.11.2016, 14:50
Philipp Reich
Folge mir
Mehr «Sport»

Magisch war das nun wirklich nicht, was die 25'000 Zuschauer im Vassil-Levski-Stadion in Sofia und die TV-Zuschauer zu Gesicht bekamen. Der FC Basel und Ludogorets Rasgrad zeigten Fussball-Magerkost, die mit «Königsklasse» nichts zu tun hatte. 0:0 in trister Atmosphäre – nach diesen 93 Minuten hat man plötzlich Verständnis für all diejenigen, die aus der Champions League eine Superliga ohne die lästigen Mitläufer aus den kleinen Fussballnationen machen wollen.

Der FCB war zwar gegen Ludogorets – wie schon zuletzt zweimal gegen Paris Saint-Germain – bemüht, doch ausser ein paar mittelmässigen Torchancen schaute nichts heraus. Die Mannschaft spielte solid. Aber eben auch zu brav und zu bieder. Keiner kann in den entscheidenden Momenten den Unterschied ausmachen. Wo bleiben die Geniestreiche von Matias Delgado oder Luca Zuffi, wenn es wirklich zählt? Wo die Tore von Seydou Doumbia oder Marc Janko? Wo ist der nächste Shaqiri, wo der nächste Embolo?

epa05013341 Basel's Breel Embolo after the UEFA Europa League group I group stage matchday 4 soccer match between Portugal's C.F. Os Belenenses and Switzerland's FC Basel 1893 at the Es ...
Einen wie Breel Embolo sucht man in Basel derzeit vergebens.Bild: EPA/KEYSTONE

Urs Fischer hat bislang noch keinen aus dem Hut, beziehungsweise aus dem Nachwuchs zaubern können. Und die eingekauften Talente der 1. Mannschaft schlagen auch nicht wie gewünscht ein. Blas Riveros, Alex Fransson, Jean-Paul Boetius, Kevin Bua konnten die Erwartungen allesamt nicht erfüllen. Höchstens Mohamed Elyounoussi hat bislang wie erhofft eingeschlagen. So ist der FCB international höchstens Mittelmass. Ist Fischer deswegen ein schlechter Trainer? Natürlich nicht. Aber für ihn sprechen die bisherigen Resultate halt auch nicht. Dass die Kritik jetzt auf ihn hereinprasselt, damit muss er leben.

St.Jakob-Park nicht automatisch voll

Magische Nächte – solche feierte der FCB in Vergangenheit zuhauf. Spiele wie das 3:3 gegen Liverpool 2002, das 2:1 gegen Juventus Turin 2003, das 2:1 gegen Manchester United 2011, das 1:0 gegen Bayern München 2012 oder das 1:0 gegen Chelsea 2014 haben sich ins kollektive Schweizer Fussball-Bewusstsein gebrannt. Sogar Nicht-FCB-Sympathisanten erwischten sich, wie sie plötzlich mit dem Rivalen mitfieberten.

Die nächste «night to rembember» braucht der FCB, damit ihn die Zuschauer in Zukunft in der Königsklasse noch sehen wollen. Zwar kann der Schweizer Serienmeister auf einen treuen Anhang zählen, wenn aber die Gelegenheits-Fans und die VIP-Gäste ausbleiben, dann schlägt das auch dem Ligakrösus aufs Portemonnaie. 

The teams enter the pitch prior to an UEFA Champions League Group stage Group A matchday 4 soccer match between Switzerland's FC Basel 1893 and France's Paris Saint-Germain Football Club, at ...
Sieht voll aus, war er aber nicht: Der St.Jakob-Park gegen Paris St-Germain.Bild: KEYSTONE

Von allein kommen die magischen Nächte aber längst nicht mehr, wie das Heimspiel gegen Paris St-Germain gezeigt hat. Ohne den zu Manchester United abgewanderten Zlatan Ibrahimovic vermochte der französische Serienmeister den St.Jakob-Park nicht ganz zu füllen. Rund 4000 Sitze blieben leer.

Das wird gegen Arsenal anders sein. Wenn Granit Xhaka in zwölf Tagen nach Basel zurückkehrt, wird das «Joggeli» bis auf den letzten Platz gefüllt sein und der FCB hat die vorerst letzte Chance auf eine magische Nacht. Diese hätte er auch bitter nötig. Nicht nur sportlich – nur wenn der FCB gegen die «Gunners» mehr Punkte holt als Rasgrad gegen den PSG, wird er europäisch überwintern. Sondern auch, um das eigene Image wieder aufzupolieren. Denn einen so biederen FC Basel in der Königsklasse wie bisher will am Ende einfach keiner sehen.

Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball

1 / 51
Die grössten Schweizer Europacup-Erfolge im Fussball
Saison 2022/23: Der FC Basel gewinnt das Rückspiel in Nizza 2:1 nach Verlängerung und steht erstmals im Conference-League-Halbfinal. Dort scheitert er gegen die Fiorentina, die kurz vor dem Penaltyschiessen des Rückspiels das entscheidende Tor schiesst.
quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Martinov
24.11.2016 15:32registriert April 2016
Mir kommt es vor als würde in keinem der 25 Spieler im Kader die Winner Mentalität stecken... warum auch, in der Heimischen Meisterschaft können sie mit 60% Leistung gegen mehr als die hälfte der teams spielen, für die besseren reichen 80%, die sind nie gefordert, und dann der Schalter auf Championsleague umzustellen wo man mehr als 95% Einsatz, Leidenschaft & kampfherz braucht um Erfolg zu haben, gelingt nicht, irgendwie verständlich... Ein Arsenal kann man auch schlagen, nur brauchts da 130%, für eine Magische nacht
370
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pogo
24.11.2016 16:40registriert Dezember 2014
Am irrwitzigsten ist jedoch die idee, dass es jedes jahr möglich sein soll aus der eigenen jugend, supertalente wie embolo oder xhaka, hervorzubringen...wenn dem so wäre, könnte basel gleich die schweizer nati übernehmen und in katar den wm-titel anpeilen.
Fazit: analyse? Was für 1 analyse? O_o
382
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amboss
24.11.2016 15:12registriert April 2014
Möglich, dass Fischer der falsche Trainer für magische Nächte ist. Gut möglich auch, dass das aktuelle Kader einfach zu bieder ist für grosse internationale Würfe.

Möglich ist aber auch dies:
Vielleicht ist die Zeit für magische Nächte einfach vorbei. Mit jedem Jahr werden die grossen Vereine reicher, holen bessere Spieler und die Kleinen stagnieren. Der FCB war noch nie so chancenlos gegen die Favoriten wie dieses Mal. Und magische Nächte sind nun mal nur möglich, wenn man gegen die Grossen punktet.

Vielleicht waren magische Nächte in den Nullerjahren noch möglich war. Und jetzt nicht mehr.
362
Melden
Zum Kommentar
18
Fiala kennt Playoff-Gegner, Niederreiter tankt Selbstvertrauen
In der National Hockey League endet die Qualifikation. Als letzter Schweizer erfährt Kevin Fiala (von den L.A. Kings), gegen welches Team er in den Playoffs anzutreten hat.

Kevin Fiala (Kings), 5 Schüsse, 1 Check, TOI 19:36
Philip Kuraschew (Blackhawks), TOI 16:35

Zur Story