Nach der Aufstiegsparty kommt die grosse Arbeit. Die SC Rapperswil-Jona Lakers haben ihr Saisonziel erreicht und den EHC Kloten nach 56 Jahren Erstklassigkeit in der Swiss League versenkt. Rappi kehrt dafür nach drei Jahren Absenz in die höchste Schweizer Spielklasse zurück.
Fragt man die Akteure der Lakers, hat vor allem ein Umstand diesen Erfolg ermöglicht: der unglaubliche Teamgeist. Aber reicht das auch, um nächste Saison eine Liga höher zu bestehen? Ja, glaubt MySports-Experte Sven Helfenstein. Er spricht sogar davon, dass die St.Galler bereits «National-League-ready» seien. Schliesslich habe man in dieser Saison nicht nur Kloten, sondern im Cup auch Lugano, Zug und Davos geschlagen.
Ganz so einfach ist es aber nicht. Wie die Serie gegen Kloten gezeigt hat, hatten die Lakers selbst gegen das schwächste Team der National League doch einige Mühe und mussten sich phasenweise dominieren lassen. Verstärkungen sind also dringend nötig, zumal einige Teamstützen den Verein verlassen werden.
Routinier Cyrill Geyer hat während der Saison seinen Rücktritt angekündigt. Seine Rückennummer wird bei den Lakers wohl nicht mehr vergeben werden und dürfte im Lido bald unters Hallendach kommen. Michael Hügli und Rajan Sataric verlassen den SCRJ in Richtung Biel. Lars Frei wird sich dem HC Thurgau anschliessen und der Vertrag von Import Jeremy Morin läuft aus.
Jeff Tomlinson braucht für seine Mannschaft so oder so die eine oder andere Verstärkung. Bestätigt sind erst die Zuzüge von Ron Martikainen (Fribourg-Nachwuchs) und Cédric Hächler (Biel). Die Transferkasse ist zwar nicht proppenvoll, aber das Budget wird auf die kommende Saison von 6,6 auf 10,7 Millionen Franken erhöht.
Als die SCL Tigers vor drei Jahren in die National League zurückkehrten, holten sie 13 neue Spieler bei fünf Abgängen. Dabei bedienten sie sich grosszügig beim damaligen Absteiger, den SCRJ Lakers. Gut möglich, dass Rapperswil nun eine ähnliche Taktik fahren wird und versucht den einen oder anderen Klotener zu verpflichten.
Was die Lakers brauchen, ist Verstärkung in der Verteidigung. Da wären Tim Ramholt (Vertrag bei Kloten bis 2019) oder René Back (Vertrag läuft aus) vernünftige, erfahrene Optionen. Ob Timo Helbling seinen Vertrag beim EHC erfüllt, ist anzuzweifeln, unter Umständen wäre der 36-jährige Haudegen auch eine Möglichkeit für Rappi.
Im Sturm wären Roman Schlagenhauf, Robin Leone oder Patrick Obrist sinnvolle Zuzüge. Doch mit Spielern des Absteigers alleine ist es nicht getan. Es sieht so aus, als müsste Reto Suri den EV Zug verlassen. Der 29-Jährige hat schon während zwei Jahren für die Lakers gespielt. Eine Rückkehr an den Obersee könnte für beide Parteien Sinn machen. Entsprechende Gerüchte wurden unlängst von der NZZ eingebracht.
Ein weiterer Rückkehrer könnte Tanner Richard sein. Aus dem Rapperswiler Umfeld heisst es, nach dem Aufstieg werde der Center wieder zu seinem Jugendverein stossen. Das wäre ein geschickter Schachzug, der den Lakers nicht nur einen guten Spieler, sondern eine Rapperswiler Identifikationsfigur bescheren könnte. Der 25-Jährige war in diesem Jahr der Topskorer von Servette-Genf, sein Vater Mike beim SCRJ eine Legende.
Auf der Torhüterposition hat Rappi nur bedingt Handlungsbedarf. Melvin Nyffeler wird auch in der National League die unbestrittene Nummer 1 bei den Lakers sein. Doch zu seiner Entlastung brauchen die Lakers einen zuverlässigen Ersatztorhüter.
Auf der Ausländerposition sieht es derzeit so aus, als würden Dion Knelsen und Jared Aulin eine weitere Saison bleiben. Das bedeutet, dass sie noch zwei weitere Import-Spieler holen müssen. Einer davon wird wohl ein Verteidiger sein. Ex-Langnau-Verteidiger Ville Koistinen hat beispielsweise noch keinen Vertrag für nächste Saison. Bei den Stürmern wäre Robert Kousal, der bei Davos keinen neuen Kontrakt erhielt, eine Option.
Gleichzeitig müssen sich Geschäftsführer Markus Bütler, Sportchef Roger Maier und Trainer Jeff Tomlinson die schwierige Frage stellen, wer von der aktuellen Mannschaft keine Zukunft hat in der National League. Was macht Oldie Sven Lindemann, der letzte Woche seinen 40. Geburtstag feierte? Und genügen Spieler wie Martin Ness, Josh Primeau oder Nico Gurtner den Ansprüchen auch eine Klasse höher noch?
Aktuell darf die Lakers-Führung noch wohlverdient den Aufstieg feiern und geniessen. Bis am kommenden Montag ist die Geschäftsstelle jedenfalls geschlossen. Doch schon bald müssen sie sich wieder um die drängenden Fragen kümmern, die ein frischgebackenes National-League-Team plagen.