«Die Gefühlsexplosion beim 2:1 durch Nsamé und dann beim Abpfiff war natürlich schon gewaltig. Wir sind endlich den Fluch losgeworden! Bisher gehörte ich ja zu einer Verlierergeneration, die ein Leben ohne YB-Titel geführt hat. Das ist jetzt vorbei und das geht weit über den Fussball hinaus. Mein persönliches Highlight war, als ich nach dem Spiel und den Feierlichkeiten im Stadion mit etwa 50 anderen Leuten auf der mobilen Bühne der Berner Kultband Mani Porno durchs Breitenrainquartier gefahren bin. Das war wild. Eine Streetparade durch den Breitsch!
Am Sonntag ging's dann – mit ordentlich Prosecco – weiter. Die Jungs von Radio Gelb-Schwarz hatten eine riesige Fahne dabei, 30 Meter lang und vier Meter breit. Die wurde zunächst am Münster aufgehängt und danach trugen wir sie durch die ganze Stadt und haben dabei die Sau rausgelassen. Der Fluch ist vorbei!»
«Die Stimmung war schon einzigartig, als ich mit dem Velo zum Stadion rausgefahren bin. Die Leute waren angespannt, aber auch voller Vorfreude. Alle haben darüber gesprochen, wie es sein würde, wenn der Meistertitel Wirklichkeit geworden ist. Beim letzten Titel war ich fünf Jahre alt und damit zu jung, um alles richtig mitzubekommen. Für mich ist die Meisterschaft auch das Ende einer langen Reise. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich in den 1990er Jahren im alten Wankdorf bei Nebelwetter irgendwelche trostlosen Spiele in der Auf-/Abstiegsrunde verfolgt habe, dann sieht man, wie weit YB gekommen ist.
#YB Yesssssss 🏆 💛🖤 pic.twitter.com/UZ6BfkqNDC
— Christian Wasserfallen (@cwasi) 28. April 2018
Und dann dieses dramatische Spiel mit dem gehaltenen Penalty von Wölfli, dem späten Tor und den unendlich wirkenden letzten Minuten. Beim Abpfiff sind dann wirklich alle Dämme gebrochen, auch bei mir und meinen Kollegen im Sektor C9. So etwas Emotionales habe ich noch nie erlebt.»
«Ich glaube als prägendste Erinnerung wird mir der Moment bleiben, in dem Marco Wölfli auf der Tribüne steht und ihm die zehntausenden Fans auf dem Rasen zujubeln. Wie unser Wolf den Penalty an die Latte lenkt und so den Sieg einleitet – eine unglaubliche Geschichte. Die Minuten zwischen Führungstreffer und Abpfiff waren dann eine einzige Tortur. Am Mikrofon brachten Brian Ruchti und ich nur noch einzelne, geschriene Worte heraus. Ich musste mir das gestern im Archiv nochmals anhören, ich hatte keine Erinnerung mehr daran.
Dass ich dann das unglaubliche Privileg hatte, mit meinem guten Freund Brian zusammen bei den Spielern auf der Tribüne zu stehen und ihren Auftritt vor den Fans zu moderieren, war aufwühlend. Ich habe aus nächster Nähe erleben dürfen, welche riesige Erleichterung dieser Meistertitel für die Mannschaft war. Bei der Meisterfeier fielen sich wildfremde Menschen um den Hals und küssten sich an allen möglichen Stellen. Da war keine Distanz, keine Fremdheit mehr zwischen den Leuten – einfach nur noch ein Meer der Glückseligkeit.»
«Den Sprung vom Gitter und der Platzsturm gleich nach Abpfiff werde ich nie vergessen. Die Erinnerungen danach verschwimmen ein bisschen, muss ich zugeben. Aber ich bin auch mit Müller auf dem Bühnenwagen von Mani Porno durch den Breitsch gefahren. Am Breitenrainplatz haben wir dann mithilfe der Torlatte aus dem Stadion die Autos angehalten. Jordan Lotomba und Steve von Bergen fuhren auch da vorbei. Sie sind dann ausgestiegen und es gab eine Bierdusche. Das war legendär.»
Bern feierte den ersten Meistertitel der Young Boys nach 32 Jahren wild, aber friedlich: Die Kantonspolizei verzeichnete keine grösseren Zwischenfälle, auch bei Bernmobil gab es keine Meldungen über aggressive Passagiere oder Sachschäden. Dass ordentlich gefeiert wurde, beweist eine Anfrage beim Tiefbauamt. Im Vergleich zu einer normalen Nacht von Samstag auf Sonntag habe die personell aufgestockte Equipe rund 3,5 Tonnen zusätzlichen Abfall in der Innenstadt eingesammelt. Hauptsächlich seien es Dosen und Flaschen gewesen.