3:0-Sieg gegen den RSC Anderlecht zum Champions-League-Auftakt. Die Bayern hätten nach der Niederlage gegen Hoffenheim und den turbulenten Tagen danach also guten Grund, sich über das positive Resultat zu freuen. Doch weit gefehlt, denn was der deutsche Rekordmeister in der heimischen Allianz-Arena zeigte, war mehr als dürftig.
«Wir spielen vor eigenem Publikum, da musst du richtig Bock haben und dem Publikum was zeigen. Wir müssen uns hinterfragen und kritisch sein. Ich will Spass haben auf dem Platz – das hatte ich nicht», schimpfte Bayerns Niederländer Arjen Robben.
Trotz über 80-minütiger Überzahl – Anderlechts Sven Kums wurde in der 11. Minute nach einer Notbremse vom Platz gestellt – konnte das Team von Carlo Ancelotti nicht zum erhofften Schaulaufen ansetzen. «Bei allem Respekt. Nach der Roten Karte musst du die aus der Arena schiessen. Gegen stärkere Gegner bekommen wir so Probleme.»
Robben dachte dabei schon an das nächste Gruppenspiel vom 27. September bei Paris St-Germain. Dann heissen die Gegner Neymar, Mbappé oder Cavani und nicht Hanni, Trebel oder Stanciu.
Robert Lewandowski, der in den vergangenen Tagen mit einem Interview für reichlich Unruhe gesorgt hatte, brachte die Münchner in der 12. Minute per Foulelfmeter in Führung. Thiago (65.) und Joshua Kimmich (90.) schossen vor 70'000 Zuschauern zwar noch einen standesgemässen Pflichtsieg heraus, die Leistung des Rekordmeisters war über weite Strecken aber alles andere als Champions-League-würdig.
Für zusätzliche Misstöne sorgte Franck Ribéry. Der Franzose schleuderte nach seiner Auswechslung (77.) sein Trikot wutentbrannt in Richtung Ersatzbank. Sportdirektor Hasan Salihamidzic deutete sogar Konsequenzen an. «So etwas darf nicht passieren. Wir sind der FC Bayern. Das ist nicht okay, darüber werden wir sprechen», sagte er.
Ribéry hatte sich nach dem Penalty-Pfiff für (!) die Bayern bereits mit Schiedsrichter Paolo Tagliavento angelegt und sich wegen Reklamieren eine Gelbe Karte eingehandelt, worauf er auch noch in Tuchfühlung mit dem Ref ging. «Da hätte man gut und gerne auch Gelb-Rot geben können», stellte TV-Experte Lothar Matthäus später korrekt fest.
Die Mitspieler nahmen Ribéry nach dem Spiel zwar weitgehend in Schutz, Trainer Carlo Ancelotti äusserte aber ebenso Unverständnis: «Ich verstehe, dass Spieler 90 Minuten durchspielen wollen. Aber manchmal verstehen sie nicht, wie jetzt Franck Ribéry, dass ich nicht wegen der Leistung auswechsle. Er hatte vor dem Spiel kleinere Probleme. Ich verstehe seine Reaktion nicht.» (pre/sda)