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Goalie sieht Rot, Verteidiger wird im Penaltyschiessen zum Helden – Wie das kleine Ludogorez in die Champions League kam

Cosmin Moti (Mitte) lässt sich feiern. Diesen Abend wird er nie mehr vergessen.Bild: EPA
So gehEN Fussballmärchen

Goalie sieht Rot, Verteidiger wird im Penaltyschiessen zum Helden – Wie das kleine Ludogorez in die Champions League kam

Cosmin Moti hat sich gestern in den Geschichtsbüchern von Ludogorez Rasgrad verewigt. Der rumänische Verteidiger hielt zwei Elfmeter und beförderte sein Team zum ersten Mal in die Champions League. Zum Dank soll eine Tribüne nach ihm benannt werden.
28.08.2014, 08:5028.08.2014, 09:21
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Die Geschichte, wie sich der bulgarische Meister Ludogorez Rasgrad das erste Mal für die Champions League qualifiziert hat, wird man nie mehr vergessen. Es ist die Geschichte eines Verteidigers, der im Elfmeterschiessen seinen Versuch verwandelt und danach zwei des Gegners vereitelt – im Tor, als Verteidiger.

Cosmin Moti nach dem zweiten gehaltenen Elfmeter.
Cosmin Moti nach dem zweiten gehaltenen Elfmeter.Bild: VASSIL DONEV/EPA/KEYSTONE

Rettung in letzter Sekunde

Cosmin Moti heisst der Mann, welcher die Welt um dieses wunderschöne Fussballmärchen bereichert hat. Und dies nach einem Abend, an dem sein Team eigentlich bereits ausgeschieden war. Denn Steaua Bukarest reiste mit dem Minimal-Polster von 1:0 nach Bulgarien, mit dem Ziel, der Rolle des Favoriten gerecht zu werden. So starteten die Rumänen auch und hatten in der siebten Minute den Führungstreffer auf dem Fuss. Viel Unvermögen rettete die Bulgaren vor einem ersten Rückschlag.

Nach der Pause der zweite Schock für Ludogorez, das im letzten Jahr im Champions-League-Playoff am FC Basel gescheitert war. Steauas Lukasz Szukala köpfte nach einem Freistoss den Ball an den Pfosten. Glück für Ludogorez, welchem langsam aber sicher die Zeit davon rannte. So dauerte es bis zur 90. Minute, ehe Wanderson eine misslungene Befreiung der Gäste ausnützte und das Leder herrlich unter die Latte jagte. Verlängerung.

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Das 1:0 durch Wanderson.gif: Youtube/Gyokhan Mustafa

Rote Karte als Glücksbringer

Die 30 Zusatzminuten entwickelten sich zur Zitterpartie. Kein Team wollte etwas riskieren und dem Gegner ins Messer laufen. Doch als alle schon mit dem Penaltyschiessen rechneten, wurde der Heim-Goalie Wladislaw Stojanow nach einer Notbremse ausserhalb des Strafraums vom Platz gestellt. Und da Ludogorez bereits drei Wechsel vorgenommen hatte, war man gezwungen, für das anstehende Elfmeterschiessen einen Feldspieler ins Tor zu stellen. Es folgte der grosse Auftritt von Cosmin Moti.

Stojanow wird vom Platz gestellt. Da dachte niemand mehr an ein Weiterkommen von Ludogorez.
Stojanow wird vom Platz gestellt. Da dachte niemand mehr an ein Weiterkommen von Ludogorez.Bild: VASSIL DONEV/EPA/KEYSTONE
«Ich glaube nicht, dass es ein besonderes Duell für mich werden wird.»
Cosmin Moti vor der CL-Paarung.

Bevor der rumänische Verteidiger im Dress des bulgarischen Meisters ins Tor stand, verwandelte er zuerst noch selber einen Penalty. Das Wort «Druck» schien der 29-Jährige nicht zu kennen. So war er auch zur Stelle, als seine Mannschaft den zweiten Versuch verschoss und glich mit seiner Parade das Spiel wieder aus.

Für einen Normalsterblichen wäre dies genug des Guten, aber nicht für Moti. Der hüpfte und fuchtelte weiter auf der Linie herum, bis auch der letzte Steaua-Schütze seinen Schuss pariert sah. Ludogorez qualifizierte sich zum ersten Mal für die Champions League und hat in Moti den neuen Vereinshelden gefunden.

Vereinsbesitzer Kiril Domuschiev will seinen Spieler auf besondere Art und Weise belohnen. Er sagte nach dem Spiel, man plane den Bau einer weiteren Tribüne im bislang 8000 Zuschauer fassenden Stadion, und diese würde nach Moti benannt.

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Moti hält den ersten Elfer.gif: youtube/Las Chicas del Futbol
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Auch den zweiten Versuch kann Moti parieren.gif: youtube/Las Chicas del Futbol

Die Fehlprognose des Jahres …

Das Weiterkommen gegen Steaua Bukarest hat für Moti zudem eine besondere Bedeutung. Bevor der rumänische Nationalspieler nach Bulgarien wechselte, spielte er sieben Jahre lang bei Steauas Erz- und Stadtrivale Dynamo Bukarest.

Trotzdem meinte Moti vor der Playoff-Paarung: «Ich glaube nicht, dass es ein besonderes Duell für mich werden wird. Das Wichtigste ist, dass wir die Champions League erreichen.» Den einen Teil der Aussage würde der Held von Rasgrad so wohl nicht mehr unterstreichen.

Die Mitspieler stürmen auf ihren Aushilfsgoalie zu – soeben hat Ludogorez Rasgrad die Champions League erreicht.
Die Mitspieler stürmen auf ihren Aushilfsgoalie zu – soeben hat Ludogorez Rasgrad die Champions League erreicht.Bild: VASSIL DONEV/EPA/KEYSTONE
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