Deshalb ist das Rückspiel in Paris beim französischen Meister für die Deutschen nur noch Makulatur. Bayer Leverkusen wird vor allem darum bemüht sein, sich mit Anstand aus der Königsklasse zu verabschieden. «Der Mannschaft fehlt jegliches Selbstvertrauen», stellt Bayers Präsident Michael Schade fest. Er appelliert trotzdem an den Stolz seiner Spieler. «Ich erwarte, dass die Spieler alles geben werden. Man kann nicht mit der weissen Fahne auf den Platz gehen.»
Gegen Leverkusen spricht auch die Tatsache, dass es bislang erst drei Teams gelang, einen Vier-Tore-Rückstand in einem UEFA-Wettbewerb nach dem Hinspiel noch wettzumachen. Real Madrid verlor in der 3. Runde des UEFA-Cups 1985/86 mit 1:5 beim Borussia Mönchengladbach - und gewann das Rückspiel mit 4:0. Sowohl Leixões (1961) als auch Partizan Belgrad (1984) kamen trotz einer 2:6-Schlappe im Hinspiel noch eine Runde weiter. Den Champions League-Rekord hält Deportivo La Coruña. In den Viertelfinals 2003/04 verloren die Spanier bei Milan 1:4, setzten sich aber vor heimischer Kulisse mit 4:0 durch.
Sowohl der 22-fache spanische Meister Barcelona als auch Manchester City verloren am Wochenende ihre Generalproben. Die Katalanen unterlagen in der heimischen Liga beim Abstiegskandidaten Valladolid 0:1, ManCity schied im FA-Cup sogar gegen den Zweitligisten Wigan aus.
Die Enttäuschung war bei beiden Trainern gross. Sowohl Manuel Pellegrini von Manchester City als auch Gerardo Martino vom FC Barcelona rechnen nun mit einer Reaktion. Bei Barça rückt Andres Iniesta, der in Valladolid wegen privaten Gründen fehlte, wieder ins Team, bei den Engländern soll das Sturm-Duo Agüero/Negredo, offensiv unterstützt von Fernandinho und Touré, richten. Allerdings kann Pellegrini ebenso wie der nach seinem Platzverweis im Hinspiel gesperrte Demichelis nicht selbst eingreifen. Der chilenische Trainer wurde nach seiner deftigen Ref-Kritik im Hinspiel suspendiert.
Der französische Mittelfeldspieler Samir Nasri meinte vor dem Rückspiel: «Wir haben nichts zu verlieren. Im Camp Nou werden wir Barcelona attackieren und versuchen, ein frühes Tor zu erzielen. Das könnte sie beunruhigen.» Barça steht trotz des Hinspielerfolgs in der Pflicht. Es geht nicht nur ums Weiterkommen. Der Klub muss Fans, Medien und vor allem sich selbst beweisen, dass die Ära von Messi & Co. nach den vielen enttäuschenden Partien in der jüngeren Zeit und dem Rückfall auf den dritten Platz in der Primera Division nicht endet.
Der chilenische Stürmer Alexis Sanchez wollte nichts von einer Krise wissen. «Wir haben ein Spiel verloren, und es wird so getan, als ob jemand gestorben wäre», sagte er «Mundo Deportivo». Barcelona hat allerdings zuletzt nur 14 von 27 möglichen Punkten geholt. Der 25-Jährige versicherte trotzdem, das Team sei entschlossen, sowohl die nationale Meisterschaft als auch die Champions League zu gewinnen. «Wir müssen positiv denken und alle Energien bündeln.» (dux/si)