Jeder Stürmer kennt diese Achterbahn der Gefühle: Bei einem Lauf fallen die Tore fast von selbst rein. In einer (Tor-)Krise jedoch klebt einem die Seuche sprichwörtlich am Fuss. Die Schüsse landen dann entweder in den Armen des Goalies, am Torgestänge oder knapp daneben. Auch der aktuelle Weltfussballer musste dies heute im Spiel gegen Ghana 80 Minuten lang erleben.
Dass es manchmal von alleine (schief-)geht, beweist Gegenspieler John Boye. Nach einer halben Stunde überwindet der 27-jährige Abwehrspieler herrlich seinen Torwart. Sein Ablenker streift Latte und Pfosten und senkt sich ins eigene Netz.
Schon vorher waren es aber die Portugiesen, die Druck machten. Nach fünf Minuten versucht der frischgebackene Champions-League-Sieger Cristiano Ronaldo den ghanaischen Keeper zu überlisten, sein Schuss prallt aber von der Querlatte zurück ins Feld.
Eine knappe Viertelstunde später kann der Portugiese völlig frei zum Kopfball ansetzen. Der Mann, welcher diese Saison bei Real Madrid in 47 Spielen sensationelle 51 Mal ins Netz traf, zielt genau in die Arme von Fatau Dauda.
Auch danach scheitert der 29-jährige immer wieder beim Versuch, sein erstes Tor an dieser WM zu erzielen. Dabei war im anderen Spiel zwischen Deutschland und der USA die Löw-Truppe in Führung gegangen und hatte somit den Weg freigemacht für eine Sensation der Lusitaner. Ronaldo, der aufgrund seiner Kniebeschwerden während des ganzen Turniers sichtlich handicapiert war, kämpfte jedoch tapfer weiter.
Cristiano Ronaldo wins MVP for #USAvsGER! #Sports
— Alex Rabinowitz (@alexrab) 26. Juni 2014
Nach vielen vergeblichen Anläufen glückte dem 114-fachen Nationalspieler sein erstes WM-Tor in Brasilien kurz vor Schluss doch noch und wird für seinen Eifer endlich belohnt. In der 80. Minute profitiert er von einem kollektiven Versagen von John Boye, Jonathan Mensah und Torhüter Dauda und markiert den Siegestreffer.
Damit stellte CR7 dennoch einen Rekord ein. Er zog mit US-Coach Jürgen Klinsmann gleich, der einst ebenfalls an sechs verschiedenen Endrunden (WM und EM) mindestens einmal getroffen hatte.
Ausserdem war der Treffer gleichzeitig ein Jubiläum. Stolze 50 Mal hat CR7 bisher im weinroten Dress ein Tor bejubeln können.
Nach seinem persönlichen Glückserlebnis, welches ihn für einmal nicht begeisterte, machte Ronaldo aber da weiter, wo er das ganze Spiel zuvor war. So vergab die eigentliche Skorermaschine in der Nachspielzeit noch zwei weitere hochkarätige Möglichkeiten.
Doch das Ausscheiden dem Starspieler im Team anzulasten, wäre völlig verfehlt. Nur dank seiner überragenden Leistung im Barrage-Spiel gegen Schweden, die er im entscheidenden Spiel mit drei Toren fast im Alleingang rauskegelte, sind die Portugiesen überhaupt an die WM gekommen und haben somit vielleicht die Schwächen des Kaders verkannt.
Miguel Veloso, Raul Meireles und Bruno Alves haben offensichtlich ihren Zenit bereits überschritten. Nani, einer der talentiertesten Spieler überhaupt, war nur ein Schatten seiner selbst. Wenn dann noch Spieler (Fabio Coentrão) ausfallen beziehungsweise sich selber aus dem Spiel nehmen (Pepe), bleibt nicht mehr viel übrig. Da kann auch ein Weltfussballer nichts ausrichten.