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Cristiano Ronaldo

Cristiano Ronaldo muss am Montag vor Gericht antraben

epa06025868 (FILE) Real Madrid's Portuguese striker Cristiano Ronaldo gestures during the opening of the first of four hotels following an agreement between Ronaldo and the Pestana Hotel Group in ...
Nicht nur ein prominenter Fussballer steht am 31. Juli vor Gericht sondern das gesamte System Ronaldo/Mendes.Bild: EPA/LUSA

«Kampf gegen Hydra» – nicht nur CR7, sondern ein ganzes System steht am Montag vor Gericht

29.07.2017, 20:39
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Ein Unternehmen in Irland, eine Briefkastenfirma in der Karibik, ein Konto in der Schweiz: Durch dieses Geflecht hat der bestbezahlte Fussballer der Welt jahrelang Millionen an Werbeeinnahmen geschleust. Am Montag wird Cristiano Ronaldo deshalb in Madrid von einer Ermittlungsrichterin angehört. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Real-Superstar Steuerhinterziehung von rund 14.7 Millionen Euro vor.

Ronaldo selbst bestreitet das. Er liess über seine Anwälte erklären, ein legales Konstrukt unterhalten, zumindest aber nicht absichtlich Steuern hinterzogen zu haben. Nach dieser Anhörung am Montag wird sich entscheiden, ob dem 32-Jährigen der Prozess gemacht wird, oder ob er noch einmal aus dieser Sache herauskommt – sei es durch einen Deal mit den Behörden oder durch die Einstellung der Ermittlungen.

So oder so handelt es sich dabei aber nicht bloss um einen «Fall Ronaldo». Seine Steueraffäre legt den Blick frei auf die gigantischen Millionenbeträge, die im Fussball fliessen, auf die Gier der Protagonisten, auf den gefährlichen Einfluss seines Berater Jorge Mendes. All das wird von der Internetseite «Football Leaks» sowie dem Magazin «Der Spiegel» seit Monaten enthüllt und in dem Buch «Football Leaks. Die schmutzigen Geschäfte im Profifussball» beschrieben.

Am 27. Juni sagte bereits Mendes vor Gericht in Madrid aus. Er arbeitet mit Ronaldo zusammen, seit dieser 16 Jahre alt ist. Sinngemäss erzählte Mendes der Richterin: Er handle mit den Vereinen nur die Löhne seiner Spieler aus. Für eine steuerliche Beratung oder die Gründung anderer Unternehmen habe er keine Zeit.

Fakt ist jedoch: Wer mit Ronaldo werben will, wer sein Gesicht für eine PR-Kampagne oder nur für die kleinen, berühmten Stickerbilder der Fussballstars verwenden will, musste die entsprechenden Verträge bis 2014 mit einer Firma in Irland abschliessen. Mehrheitsaktionär dieser Firma: Jorge Mendes. Geschäftsführer: Mendes' Neffe.

Die Firma in Irland behielt nach Abschluss jedes Vertrages aber nur eine Provision für sich ein und leitete das Geld auf die Britischen Jungferninseln weiter. Dort sass eine Briefkastenfirma, die ein Konto in der Schweiz besass und an die Ronaldo bis 2014 seine Bild- und Werberechte abtrat. Mehr als 70 Millionen Euro flossen auf diesem Weg zwischen 2009 und 2014 in die Karibik. Der Unternehmenssteuersatz auf den Britischen Jungferninseln liegt bei null Prozent.

Für Zwischendurch: Super-Transfers, die nie zustande kamen

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Super-Transfers, die (leider) nie zustande kamen
In Holland ging sein Stern auf: 1994 wechselte Ronaldo Luis Nazario da Lima von Cruzeiro Belo Horizonte zum PSV Eindhoven. Beinahe wäre der 17-Jährige allerdings in der Bundesliga gelandet – der erste Klub, der bei ihm anklopfte war nämlich der VfB Stuttgart. Doch Ronaldo war mit umgerechnet 4 Millionen Euro zu teuer, stattdessen holte man von GC Giovane Elber für 2 Millionen.
quelle: ap
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«Es ist doch wirklich nicht nötig, Steuern zu hinterziehen, wenn man so viel Geld verdient», sagte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin dem «Spiegel». Der internationale Druck auf solche Steueroasen nimmt zwar zu. Trotzdem meint auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble: «Das ist ein Kampf gegen Hydra.»

Das System Mendes

Denn auch die «Football Leaks»-Enthüllungen zeigen: Hinter dem Modell Ronaldo steckt System. Im Juni erstattete die Staatsanwaltschaft in Madrid auch Anzeige wegen Steuerhinterziehung gegen den Startrainer José Mourinho. Sein Konstrukt: Eine Offshore-Firma in der Karibik. Sein Berater: Jorge Mendes. Kurz danach erschien auch der Stürmer Radamel Falcao vor Gericht und zahlte an den spanischen Fiskus mehr als acht Millionen Euro nach. Sein Berater: ebenfalls Jorge Mendes.

epa04601434 Portuguese soccer agent Jorge Mendes (C) talks to the press during the presentation of the book 'Jorge Mendes, The Special Agent' by Spanish journalists Miguel Cuesta and Jonatha ...
Jorge Mendes gilt als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im Fussball-Business.Bild: EPA/LUSA

Die Ermittlungen gegen James Rodriguez laufen in Spanien derzeit noch. Der Klient von Mendes hat gerade erst von Real Madrid zu Bayern München gewechselt. Doch es gibt auch noch Pepe, Fabio Coentrão oder Angel di Maria: Sie alle spielten für Real Madrid, sie alle unterhielten eine Briefkastenfirma in der Karibik, sie alle zahlten Millionenbeträge an den Staat zurück und sie alle werden beraten von: Jorge Mendes. «Er ist der Mann, der Spieler schwindelerregend reich macht. Aber bei dem sie auch zu Zockern werden», schrieb der «Spiegel» über ihn.

Berührungsängste mit dem früheren Video-Verleiher und Nachtklub-Betreiber hat im europäischen Fussball niemand. Im Gegenteil: Mendes vermittelte zuletzt Rodriguez und Renato Sanches an die Bayern, Di Maria an Paris Saint-Germain, Nelson Semedo an den FC Barcelona, André Silva an Milan, Ederson und Bernardo Silva an Manchester City, Pepe an Besiktas Istanbul.

Ganze Klubs als Rundum-Paket

Laut «Football Leaks»-Enthüllungen dirigieren Mendes und der frühere Manchester-United-Direktor Peter Kenyon einen Fonds, der über Jahre an den Transferrechten von Fussball-Profis beteiligt war und besonders an den lukrativen Spielerverkäufen von Atletico Madrid partizipierte. 2014 und 2016 hiess das Champions-League-Finale Real gegen Atletico. Einige wichtige Real-Spieler beriet Mendes direkt, an einigen von Atletico verdiente er. So viel zu seinem Einfluss.

Das neueste Modell des 51-jährigen Portugiesen und seiner Beraterfirma «Gestifute» ist eine Art Rundum-Paket, bei dem Geschäftspartner oder Freunde von Mendes ganze Klubs aufkaufen und dann aus dem Portfolio des Agenten mit Spielern und Trainern versorgt werden. So passiert mit dem ruhmreichen Valencia in Spanien oder den Wolverhampton Wanderers in der zweiten englischen Liga.

Ronaldo und Mendes haben in den vergangenen Wochen viel versucht, um in ihrer Steueraffäre aus der Defensive zu kommen. Mal gaben sie sich demonstrativ gelassen, mal drohten sie mit Ronaldos Weggang von Real Madrid. Am Montag steht aber nicht nur ein prominenter Fussballer vor einer Richterin, sondern das gesamte System Ronaldo/Mendes auf dem Spiel. Im Fall eines Prozesses droht «CR7» eine Haftstrafe und dem gesamten Fussball ein riesiges Imageproblem: Denn schon 2016 wurde mit Lionel Messi ein Superstar wegen Steuerhinterziehung verurteilt. (pre/sda/dpa)

Die Karriere von Cristiano Ronaldo

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Die Karriere von Cristiano Ronaldo
2002 stieg Cristiano Ronaldo als 17-Jähriger in den Profifussball ein. In seiner ersten Saison bei Sporting Lissabon erzielte er in 25 Spielen drei Treffer und machte die Scouts aus England aufmerksam. Am Ende der Spielzeit wechselte er zu Manchester United.
quelle: epa lusa / andre kosters
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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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derEchteElch
29.07.2017 21:06registriert Juni 2017
Kampf gegen Hydra! Lang lebe SHIELD.. 😁

Ernsthaft, ich würde eine Verurteilung begrüssen. Das wäre ein Signal an all seine Freunde. Wir Normalbürger haben ein, zwei, höchstens drei Konten und zahlen unsere Steuern, legen bei der Steuererklärung alles offen. Das sollen auch sie, die Stars & Sternchen der Fussballwelt und Promis.

Und ja, ich mag CR7 überhaupt nicht.
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N. Y. P. D.
29.07.2017 21:49registriert Oktober 2015
ALLE machen mit, alle Profis der reichen Clubs.
Und Messi ist ein ganz besonderes Exemplar. Der hat sogar die Frechheit, Kohle aus Benefizspielen einzubehalten.
Desweitern explodieren Löhne und Transfersummen. Fernsehrechte kosten Milliarden.
Dirigiert wird das alles durch die FIFA mit dem ehrenwerten G. Infantino, der seinerseits alle rausgeschmissen hat, die den Sauladen aufräumen wollten.

Äh, ansonsten läuft es aber rund im Fussball.
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pamayer
29.07.2017 21:12registriert Januar 2016
Die selben gierige Säcke wie die Topkader Leute.
Die kleinen Dagoberts haben nie genug.

Die Folge davon: vor allem ärmere Staaten reichen die Steuereinnahmen nicht für die soziale Wohlfahrt in ihrem Land aufzubauen bzw zu unterhalten.

Das betrifft zynischerweise tausende von Hinterhof-Rinaldos ohne Chance auf eine gute Ausbildung, Krankenversicherung, Altersvorsorge etc.
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