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Dominique Aegerter

Aegerter mit Nerven aus Stahl zum Podestplatz: «Ich habe Tom stürzen sehen und die Bilder im gleichen Augenblick ausgeblendet»

Ganz schön cool: Dominique Aegerter und «Grid Girl» Wendy Holdener vor dem Start.
Ganz schön cool: Dominique Aegerter und «Grid Girl» Wendy Holdener vor dem Start.Bild: Waldemar Da Rin/freshfocus

Aegerter mit Nerven aus Stahl zum Podestplatz: «Ich habe Tom stürzen sehen und die Bilder im gleichen Augenblick ausgeblendet»

Dominique Aegerter ist zum ersten Mal seit August 2014 wieder aufs Podest gefahren. Er sagt, wie er den Sturz von Tom Lüthi mitbekommen hat, wie weit er noch von seiner Bestform entfernt ist und warum er in der Nacht vor dem Rennen nicht gut geschlafen hat.
31.05.2015, 16:2601.06.2015, 05:45
klaus zaugg, mugello
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Erste Startreihe, erster Podestplatz in dieser Saison – ist Ihr Selbstvertrauen wieder ganz hergestellt?
Dominique Aegerter: Nein, noch nicht ganz.

Noch nicht? Was fehlt zum Dominique Aegerter, der letzte Saison auf dem Sachsenring gewonnen hat, noch?
Im Rennen war ich fast so gut wie bei meinem Sieg letzte Saison. Aber es fehlt mir noch Konstanz und Sicherheit. Ich hatte im Abschlusstraining ein sehr gutes Gefühl. Aber beim Warm-Up vor dem Rennen war dieses Gefühl wieder weg und ich war schon ein wenig unruhig. Zum Glück kehrte die Sicherheit fürs Rennen wieder zurück.

Dominique Aegerter lässt nach seinem ersten Podestplatz der Saison den Champagner spritzen.
Dominique Aegerter lässt nach seinem ersten Podestplatz der Saison den Champagner spritzen.Bild: EPA/ANSA

Wie kommt das?
Ich muss mich einfach wieder daran gewöhnen, ganz vorne zu fahren.

Sie müssen sich wieder an die Höhenluft gewöhnen?
So kann man es sagen. Als ich in Führung lag, war ich ganz schön nervös. Ich wusste fast nicht mehr, wie es ist, an der Spitze zu fahren. Durch die Boxenanzeige wusste ich, dass ich eine ganze Verfolgergruppe im Nacken habe. In den letzten Runden hatte ich dann Mühe mit der Kraft und der Konzentration.

Wie ist das möglich? Sie sind einer der besttrainierten Piloten im Fahrerlager.
Das hat nichts mit der Kondition oder der Muskelkraft zu tun. Die Müdigkeit kommt durch Verkrampfung. Ich hätte besser durchatmen sollen. Aber ich war wohl immer noch ein bisschen zu aufgeregt und zu nervös.

Können wir jetzt davon ausgehen, dass Sie wieder ganz vorne fahren? Sie wirken entspannter als zu Beginn der Saison.
Wir werden sehen. Wenn ich spüre, dass ich Fortschritte mache, dann werde ich ruhiger und selbstsicherer. Die Steigerung hat schon mit dem 10. Platz in Le Mans begonnen. Da habe ich gespürt, dass ich besser werde und das hat sich jetzt hier in Mugello bestätigt. Das hilft mir und ich bin fürs nächste Rennen zuversichtlich.

Aegerter feiert mit seinem Team.
Aegerter feiert mit seinem Team.Bild: Semedia

Haben Sie den Sturz von Tom Lüthi mitbekommen?
Ja klar, es ist ja gleich vor mir passiert.

Warum ist er gestürzt?
Er war unheimlich schnell und ist in diesem Augenblick über dem Limit gefahren. Wegen einer kleinen Bodenwelle hat erst das Hinterrad und dann das Vorderrad die Haftung verloren.

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Der Sturz von Tom Lüthi.gif: Srf

Was haben Sie dabei gedacht?
Nichts.

Wie meinen Sie das?
So wie ich es sage. Nichts. Wenn du nur einen Augenblick in der Konzentration nachlässt, dann bist du selber dran. Ich habe gesehen, wie Tom gestürzt ist und habe die Bilder im gleichen Augenblick ausgeblendet.

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Der Blitzstart von Dominique Aegerter.gif: Srf

Der Start war perfekt. Haben Sie das so mit Tom abgesprochen?
Abgesprochen ist etwas zu viel gesagt. Aber klar, wir haben über das Rennen gesprochen. Unsere Absicht war, schnell wegzukommen und wenn das gelingt, uns gegenseitig im Windschatten zu helfen und das hat funktioniert.

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Haben Sie in der Nacht auf den Sonntag gut geschlafen?
Nein. Erst so gegen 1 Uhr. Das ist für mich sehr spät. Normalerweise schlafe ich um 23 Uhr.

Haben Sie Party gemacht?
Sicher nicht. Ich war einfach aufgeregt.

Was macht ein Rennfahrer, wenn er nicht einschlafen kann? Fährt er dann in Gedanken immer wieder die Rennstrecke ab?
Das auch. Und er denkt an Frauen.

Ob Dominique Aegerter an sein «Grid Girl» Wendy Holdener gedacht hat? Wir wissen es nicht.
Ob Dominique Aegerter an sein «Grid Girl» Wendy Holdener gedacht hat? Wir wissen es nicht.Bild: Waldemar Da Rin/freshfocus

An was haben Sie gedacht?
An beides. Ich bin die Strecke im Kopf gefahren und dann habe ich wieder an Frauen gedacht. Ich möchte noch etwas sagen.

Ja, nur zu.
Ich danke meinem Team und meinem ganzen Umfeld für die Unterstützung in der schwierigen ersten Phase der Saison. Alle sind immer hinter mir gestanden und es hat keine Missstimmungen gegeben. Ich weiss das sehr zu schätzen und weiss, dass das nicht selbstverständlich ist.

Die Schweizer Fahrer in der Moto2-WM 2015

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