Seit 2010 ist die zweitwichtigste Töff-WM unverändert. Zweizylinder-Honda-Einheitsmotoren (600 ccm), die inzwischen rund 100 PS leisten. Die Moto2-WM ist inzwischen technisch ausgereizt. Die dem Motorsport innewohnende Dynamik verlangt jedoch eine stetige Weiterentwicklung.
Die Moto2-WM, wie wir sie kennen, wird es nur noch eine weitere Saison (2018) geben. Ab 2019 kommt es zu einer spektakulären Änderung. Das System – Einheitsmotoren, die alle drei Rennen den Piloten neu zugelost werden, Einheitsreifen und verschiedene Chassis-Hersteller – bleibt gleich. Aber die Motoren liefert neu der britische Töffhersteller Triumph. Stärkere Motoren.
NEWS: Triumph announced as #Moto2 engine supplier from 2019
— MotoGP™ 🇮🇹🏁 (@MotoGP) 3. Juni 2017
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Angekündigt werden 133 PS und ein Dreizylinder-Viertakter (865 ccm). Ein Plus von mindestens 30 PS. Damit kommt die Moto2-WM der Königsklasse MotoGP ein bisschen näher. Allerdings leisten die Vierzylinder-Triebwerke der MotoGP-Höllenmaschinen (1000 ccm) nach wie vor wesentlich mehr – gut und gerne 250 PS. Wobei es keine offiziellen Angaben gibt.
Was bedeuten stärkere Bikes in der Moto2-WM? Am Ende des Tages werden die gleichen Teams bzw. Fahrer die Rennen dominieren. Aber kleine Nuancen wird es geben. Für Neueinsteiger (in der Regel aus der Moto3 WM) wird die erste Saison schwieriger. Die Routiniers werden im Vorteil sein.
Wenn Tom Lüthi und Dominique Aegerter 2019 noch dabei sind (vor allem bei Tom Lüthi ist ein Aufstieg in die Königsklasse nicht ausgeschlossen) werden sie aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Fahrstils von der Aufrüstung profitieren. Beide sind 2019 auch noch nicht zu alt: Dominique Aegerter wird im Sommer 2019 mit 28 im besten Alter sein, Tom Lüthi mit 32 nach wie vor konkurrenzfähig.
Beide Schweizer sind seit Gründung der Moto2-WM (2010) dabei und Erfahrung ist bei einer technischen Neuerung ein nicht zu unterschätzender Faktor. Beide gelten von ihrem Stil her als gut geeignet für «schwere Boliden». Tom Lüthis runder «weicher» Fahrstil gilt seit Jahren als ideal für die Königsklasse, und er ist ja auch schon als Testpilot für das MotoGP-Bike von KTM ausgerückt. Dominique Aegerter hatte bereits Ende Saison 2014 ein konkretes MotoGP-Angebot (Pramac/Ducati) und bewährte sich wiederholt beim Acht-Stunden-Rennen in Suzuka.
Für die Chassis-Hersteller ist der neue Motor eine grosse Herausforderung. Hier gilt: Vorteil Eskil Suter. Sofern er bereit sein wird, in diese neue Moto2-WM zu investieren. Der Schweizer hat langjährige Erfahrung im Bau von Fahrgestellen für schwere Maschinen. Er konstruierte bereits Rahmen für die alte «Königsklasse» (500 ccm) und für die Superbike-WM.
So schwierig Prognosen im Motorsport sind – vor allem dann, wenn sie die Zukunft betreffen – lässt sich doch sagen: die neue Moto2-WM wird die Schweizer nicht benachteiligen. Sie wird gut sein für den Dominique Aegerter und den Tom Lüthi, wie wir sie im Sommer 2017 kennen.