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Dieses Geräusch werden wir nach der Fussball-EM noch lange im Kopf haben. Wie die isländischen Spieler nach ihren Partien gemeinsam mit den vielen mitgereisten Fans rhythmisch klatschen und dazu laut «Huh!» brüllen.
Das Gebrüll der Isländer machte uns allen Eindruck – und offenbar auch den Franzosen, welche die Nordländer im Viertelfinal mit 5:2 aus dem Turnier ballerten. Schon während des Halbfinals gegen Deutschland ist das «Huh!» zu hören und nach dem Finaleinzug kopieren Griezmann und Co. den Schlachtruf mit den eigenen Fans.
Den Franzosen wird nun vorgeworfen, einfach nur billig zu kopieren, was Isländer erfunden hätten. Dabei haben die auch nie behauptet, die Urheber des Schlachtrufs zu sein. Deutungen in Rest-Europa, wonach es sich um Kriegsgebrüll der Wikinger handle, brachten die Isländer höchstens zum Lachen.
In Zürich beispielsweise kennt man dieses «Huh!» schon seit einiger Zeit. Als GC im Jahr 2013 den Cup gewann, machten es die Anhänger der Hoppers. Und als GC anschliessend im Europacup gegen Lyon ausschied, hörten es die gegnerischen Fans und nahmen es auch in ihr Repertoire auf. Lyon! Franzosen! Kopierer! Da haben wir's ja!
Die GC-Fans brüsten sich aber nicht damit, das «Huh!» erfunden zu haben. In der Fankurve macht man kein Geheimnis daraus, dass man es bei Hansa Rostock schon gesehen hat.
Oder stammt der Schlachtruf aus Schottland? Diese Version verbreitete eine isländische Zeitung. Motherwell-Anhänger hätten im Europa-League-Qualifikationsspiel 2014 gegen den isländischen Klub Stjarnan so eindrücklich gebrüllt, dass dessen Fans es übernommen hätten. Schliesslich fand das «Huh!» dann den Weg vom Klubfussball zur Nationalmannschaft.
Vielleicht importierte Island den Schlachtruf aber auch vom Handball. Der Präsident des isländischen Fussballverbands erklärte, man habe es wohl von der polnischen Handball-Nati aufgeschnappt. Diese habe schon 2007 so gefeiert. Damals trafen Island und Polen an der WM aufeinander.
Doch natürlich haben weder GC- noch Rostock- noch Motherwell- noch polnische Handball-Fans den Schlachtruf erfunden. Vielmehr haben sie sich wohl alle von einem Vorbild inspirieren lassen. Dieses soll angeblich der Hollywood-Film «300» aus dem Jahr 2006 sein.
Dass Fussball-Fangesänge ohne jede Vorlage erfunden werden, ist ohnehin selten. Meist wird eine eingängige Melodie umgetextet. Aktuellste Beispiele dafür sind «Will Grigg's On Fire» der Nordiren (Original: «Freed From Desire») oder der Schweizer Fan-Song «Oh Embolo» («The Lion Sleeps Tonight»).
Auch ältere Schlachtrufe wie «Zieht den Bayern die Lederhosen aus!» (Beatles: «Yellow Submarine») oder «Pooo Poro Popopoopoo» (White Stripes: «Seven Nation Army») sind von Songs inspiriert.
Und das bekannteste Fussballlied überhaupt? Ist eigentlich gar kein Fussballlied. «You'll Never Walk Alone» ist aus einem Broadway-Musical.
Wer nun also den Franzosen einen Strick daraus drehen will, dass sie schamlos einen kreativen Fan-Song der Isländer kopiert haben, der darf sich wieder beruhigen. Oder dann auch die sympathischen Wikinger in die Pfanne hauen, die ebenfalls bloss kopiert haben.