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Du willst nur das Beste? Voilà:
Wir gestehen es ja ein: Viel wissen wir vor der EM noch nicht von dir. Wir wissen, dass FCB-Thor Birkir Bjarnason für dich spielt, wir kennen Eidur Gudjohnson und Gylfi Sigurdsson und erinnern uns knapp, dass du uns in der WM-Quali 2014 irgendwie ein 4:4 abgerungen hast. Aber das war ja nur Glück und hatte sicherlich nicht mit deiner fussballerischen Klasse zu tun, du Fussballzwerg. Wir gestehen es ja ein: Du hast uns eines Besseren belehrt ...
Lange müssen wir warten, bis wir dich in Frankreich dann zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Im vorletzten Spiel der ersten Vorrunden-Tranche triffst du zum Auftakt gleich auf Portugal, einen der Titel-Favoriten. Alles nimmt zunächst den erwarteten Lauf, Nani bringt die Portugiesen mit 1:0 in Führung.
Doch dann trauen wir unseren Augen nicht. Bjarnason trifft nach der Pause aus heiterem Himmel zum 1:1. Du hältst dem portugiesischen Druck danach Stand und erkämpfst dir heroisch den ersten Punkt. Wir haben dich bemerkt, eine Auge auf dich geworfen!
Zum ersten Mal hören wir in diesem Spiel auch den Schlachtruf deiner Fans. «Huh-Huh-Huh!» ertönt es immer wieder aus der Kurve. Wie wenn Wikinger mit ihren Schwertern auf die Schilde hämmern. Einfach herrlich!
Nach dem heroisch erkämpften Unentschieden will dein Captain Aaron Gunnarsson mit Cristiano Ronaldo das Trikot tauschen. Doch der dreifache Weltfussballer hat keine Lust und vertröstet deinen bärtigen Vorzeige-Isländer auf später. «Wer bist du überhaupt?», soll Ronaldo noch gefragt haben. Danach wettert er im TV-Interview über euren Jubel: Ihr tätet so, als wärt ihr schon Europameister. Und was macht dein Captain Gunnarsson? Er verteidigt Ronaldo. Was für ein Sportsmann.
Als wir eine Nacht über dieses erste Treffen geschlafen haben und uns nochmals vor Augen führen, was du da geschafft hast, begegnet uns zum ersten Mal deine mittlerweile berühmteste Stimme. Wir lauschen und sind begeistert von Emotionen des damals noch unbekannten TV-Moderators. Aber auch ein bisschen besorgt. Hoffentlich halten die Stimmbänder das bis zum Ende der EM aus.
BIRKIR BJARNASON!
— Síminn (@siminn) 14. Juni 2016
1-1#EMÍsland pic.twitter.com/Ugbg3XCees
Wir informieren uns natürlich sofort im Internet über dich. Und spätestens jetzt stolpern wir immer wieder über diese lustigen Wortspiele: Begeisterson, Sensationsson, Islandfansson, Haargelson (aka Cristiano Ronaldo)! Einfach fantastisch. Und der Lieblings-Isländer des watSON-Users heisst natürlich Grillsaison.
Sofort taucht natürlich die Frage auf, warum alle Namen deiner Spieler mit -SON enden. Wieder einmal klärt uns watson auf: Kinder erhalten nicht den Familiennamen der Eltern wie bei uns, lesen wir da. Stattdessen weist sie ihr Nachname als Sohn bzw. Tochter ihres Vaters oder ihrer Mutter aus. Tönt kompliziert ist es aber nicht: Birkir Bjarnason vom FC Basel ist beispielweise der Sohn des Bjarni. Die isländische Sängerin Björk Gudmundsdottir ist die Tochter des Gudmund. Ich als Isländer wäre Philipp Brunosson.
Aber zurück zum Fussball. Vor dem Underdog-Duell sind wir bereits so von dir begeistert, dass wir natürlich auf deinen nächsten Sieg hoffen. Lange sieht es gut aus, nach einer isländischen Schwalbe und einem verwandelten Elfmeter führst du bis in die 87. Minute mit 1:0, doch dann fällt doch noch der 1:1-Ausgleich. Es ist ein Eigentor! Im Nachhinein war das schon gut so, sonst wärst du wohl zu früh zu hoch geflogen ...
... und dein erstes Meisterstück hätte es so wohl nicht gegeben. Gegen den ins Straucheln geratenen Geheimfavoriten Österreich würde dir ein Unentschieden reichen, um sensationell die K.o.-Runde zu erreichen. Doch als es nach 90 Minuten 1:1 steht, ist dir das völlig egal. Du willst mehr, den Sieg und holst ihn dir. In der 94. Minute schiesst dich Arnor Ingvi Traustason als Gruppenzweiter in den Achtelfinal und unsere geliebten Nachbarn nach Hause.
Schon kurz nach deinem Siegtor lauschen wir wieder der Stimme deines TV-Moderators. Und der dreht diesmal komplett am Rad. Wie bei einem Teenager mit Stimmbruch überschlägt es ihm die Stimme und doch reisst es uns einfach mit. Seine Begeisterung ist einfach ansteckend. Und wer ihn noch nicht gekannt hat, kennt ihn jetzt: Gudmundur Benediktsson.
Deine grösste Stunde schlägt im Achtelfinal. Gegen England bist du der wohl grösste Aussenseiter der EM-Geschichte, doch selbst ein früher Rückstand vermag dich nicht einzuschüchtern. Nach 100 Sekunden gleichst du aus und bereits nach 18 Minuten schiesst ausgerechnet Kolbeinn Sigthorsson das Siegestor. England kann tun und lassen, was es will, es nützt nichts mehr. Die Fussballwelt steht Kopf.
Was soll ich dazu noch sagen. Einfach nochmals zuhören und geniessen! Was Gudmundur Benediktsson ins Mikrofon schrie, hatte er übrigens zwei Stunden nach dem Spiel schon wieder vergessen.
Ganz Europa wartet im Viertelfinal gegen Frankreich auf dein nächstes Fussballwunder. Doch es bleibt aus! Und die Franzosen kennen kein Mitleid: Bereits nach 45 Minuten haben sie dich in deine Einzelteile zerlegt und führen 4:0. Doch du lässt dich nicht unterkriegen und hältst den Schaden in Grenzen. Am Ende verlierst du 2:5 und bist gnadenlos enttäuscht.
Aber Kopf hoch! Du kannst stolz darauf, sein, was du in den letzten drei Wochen geleistet hast. Du hast die Fussball-Welt entzückt und Geschichten geschrieben, von denen wir noch unseren Enkeln erzählen werden. Deshalb hier ein grosses Takk! Oder noch besser: Ein Dankesson! Und natürlich ein lautes Huh!
» Wer noch nicht genug «Huhs!» gehört hat, hier klicken.