Erstmals spielt der ZSC in den Playoffs eine Rolle, weil er in den Viertelfinals sensationell das «Grande Lugano» ausschaltet – dank dem übergewichtigen, mittlerweile verstorbenen Superstar Wladimir Krutow. Das kommt so überraschend, dass das Hallenstadion für den Halbfinal gegen Bern besetzt ist.
Der ZSC muss ausgerechnet in den Klotener Schluefweg ausweichen. Krutow geht die Puste aus, der ZSC bleibt chancenlos (0:3 Siege) und Bern wird anschliessend Meister.
Ein Jahr nach einem unüblich unspektakulären Duell (3:1 für Bern) stehen die Zürcher im Viertelfinal wie 1992 vor einer Sensation, der «Zett» führt gegen Qualifikationssieger Bern 2:0. Doch dann packt der SCB die (Über-)Härte aus, der ZSC fällt darauf rein und gibt die Serie noch aus der Hand.
Schiedsrichter Danny Kurmann gibt später zu, dass er in diesem Duell phasenweise «überfordert» gewesen sei. Es ist der letzte Auftritt des alten Zürcher SC. Wenige Wochen später fusioniert der ZSC mit den Grasshoppers, die ZSC Lions werden geboren.
Im Frühjahr 2012 stehen sich die Grossklubs zum bisher einzigen Mal im Final gegenüber. Nach einer 3:1-Führung für den SCB in der Serie kehren die ZSC Lions zurück. Im siebten und entscheidenden Spiel in Bern sorgt Steve McCarthy für einen der denkwürdigsten Playoff-Momente.
Zweieinhalb Sekunden (!) vor dem Ende der regulären Spielzeit schiesst er die Zürcher mit einem überaus umstrittenen Treffer ins Meisterglück. Berns damaliger Torhüter Marco Bührer behauptet noch immer, er sei behindert worden und der Treffer sei deshalb irregulär gewesen.
Vor zwei Jahren werden die ZSC Lions auch dank dem künftigen NHL-Superstar Auston Matthews souverän Qualifikationssieger, Bern stolpert gerade noch so in die Playoffs. Doch im Viertelfinal-Duell zwischen den beiden Teams ist alles anders. Weil die Zürcher straucheln, fordert der «Tages-Anzeiger» mitten in der Serie die sofortige Absetzung von Trainer Marc Crawford.
Crawford geht erst nach der Saison, der SCB siegt sensationell 4:0. Seither sind die Berner das Mass aller Dinge, sie gewinnen sieben Playoff-Serien in Folge und zweimal den Meistertitel.
Zwei Jahre nach dem letzten Duell treffen die beiden Grossklubs der Liga wieder aufeinander. Es kündigt sich eine spektakuläre Serie an. Auf der einen Seite der in den letzten zwei Jahren so souveräne und abgeklärte Titelverteidiger aus Bern, auf der anderen Seite eine Zürcher Mannschaft, die erstmals seit dem Halbfinal 2015 eine Playoff-Serie für sich entschied und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wieder gefunden hat.
«Alle haben uns schon abgeschrieben», hatte Sven Leuenberger, der Sportchef der ZSC Lions, vor den Viertelfinals auf die Frage geantwortet, was denn in den Playoffs für seine Mannschaft spreche. Die mit einem Zwinkern begleitete Aussage beruhte auf dem Szenario Hoffnung. Mittlerweile dürfte aber auch der bis im letzten Sommer in den Diensten des SCB gestandene Leuenberger realisiert haben, dass der Traum vom Meistertitel gar nicht so abwegig ist.
Die Qualität des Zürcher Kaders ist unbestritten. Gegen Zug gelang es dem Team erstmals seit drei Jahren wieder, die Stärken in einer Playoff-Serie abzurufen. Hoffnung dürfte der Mannschaft von Hans Kossmann, der im Dezember den entlassenen Hans Wallson als Trainer abgelöst hat, auch ein Blick in die Statistiken der laufenden Saison machen. Drei der vier umstrittenen Direktduelle gegen den Qualifikationssieger entschieden die Lions für sich.
Genau diese Statistik dürfte den Spielern des SC Bern nur ein Lächeln entlocken. Keine Mannschaft in der Schweiz kennt ihre Stärken so gut wie jene des SCB. Seit dem Viertelfinal-Duell gegen die ZSC Lions vor zwei Jahren scheint das Selbstvertrauen der Berner unerschütterlich. In wichtigen Momenten gelang es dem SCB bisher stets, den Schalter im positiven Sinn umzulegen. Fährt der SCB in diesem Stil fort, ist der erste Titel-Hattrick eines Klubs seit 1995 (Kloten) durchaus realistisch. (pre/sda)