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Früher, als die Welt noch in Ordnung war, da war sie eine einfache. Hier die Guten, da die Bösen. Ein eiserner Vorhang trennte den kapitalistischen Westen von den Kommunisten.
Heute gibt es keinen Kalten Krieg mehr. Die Kommunisten haben ihren Klassenkampf verloren. Gute und Böse gibt es hüben wie drüben. Aber eines ist geblieben: Wenn im Eishockey Kanada auf Russland trifft, ist das stets ein Highlight. Auf internationaler Ebene gibt es keine grössere Rivalität.
In der Nacht auf Sonntag (01.00 Schweizer Zeit, live auf TV25) ist es das nächste Mal so weit. Im World Cup of Hockey heisst es: Siegen oder fliegen. Wobei Kanada nicht weit fliegen müsste, sollte es den Halbfinal gegen Russland verlieren. Denn ausgetragen wird das Turnier in Toronto, was den Druck auf das Heimteam erhöht. Kanada ist als amtierender Olympiasieger der Favorit auf den Turniersieg, eine Niederlage ausgerechnet gegen den Erzrivalen wäre eine mittlere nationale Tragödie.
«Es wird ein grossartiges Spiel», ist Russlands Goalie Sergei Bobrowski überzeugt. Der Keeper der Columbus Blue Jackets kündigt an: «Wir werden mit dem Fokus in die Partie gehen, dass es die wichtigste in unserem Leben ist.»
Einer wie Bobrowski steht auch für die andere Ausgangslage, die das Duell Kanada – Russland heute besitzt. Es ist nicht mehr ein Vergleich zwischen den besten NHL-Spielern und sowjetischen Amateuren, Akteuren, die bloss auf dem Papier keine Profis waren. Denn seit dem Fall des eisernen Vorhangs sind auch die besten Russen in der NHL engagiert.
Damit einher ging auch eine Angleichung der verschiedenen Spielweisen. Galten Kanadier früher als besonders körperbetont und engagiert auftretende Eishockeyspieler, zauberten die Sowjets mit spielerischer Eleganz, mit Präzision, Technik und Kombinationsstärke. Wer heute einen Titel gewinnen will, der muss alles beherrschen.
An der WM 1954 betrat die Sowjetunion erstmals die grosse Bühne und sie etablierte sich dort als Serien-Weltmeisterin. Kanada war ohne NHL-Profis chancenlos. Mit umso grösserer Spannung wurde deshalb der «Summit Series» entgegengefiebert. In acht Spielen sollte 1972 ermittelt werden, wer die besten Eishockeyspieler der Welt hat.
Nach je vier Spielen in Kanada und in Russland setzten sich die Ahornblätter mit 4:3 Siegen (bei einem Unentschieden) hauchdünn durch. Kanada kehrte dabei in Russland einen 1:3-Rückstand, gewann die Spiele sechs bis acht mit jeweils einem Tor Unterschied. Die Entscheidung im letzten Vergleich fiel erst 34 Sekunden vor dem Ende durch Paul Hendersons Treffer zum 6:5. Seither ist er in Kanada ein Volksheld.
Zu einem weiteren Highlight in der Geschichte der Rivalität zwischen Kanadiern und Russen wurde der Canada Cup 1987. Die Ahornblätter holten sich den Titel dank einem 2:1-Sieg in der Finalserie gegen die Sbornaja. Sämtliche Spiele gingen 6:5 aus.
Die Namen der Topskorer zergehen Fans noch heute auf der Zunge: Wayne Gretzky, Mario Lemieux, Ray Bourque und Mark Messier auf der einen Seite. Sergei Makarow, Wladimir Krutow, Slawa Bykow, Andrei Chomutow oder Wjatscheslaw Fettisow auf der anderen.
Und dann war da ja auch noch etwas früher in jenem Jahr die U20-WM. Im Final kam es zu einer Massenschlägerei, die selbst fortgesetzt wurde, als man in der Halle das Licht löschte. «Die beiden Teams waren so geladen, dass wahrscheinlich kein Mensch der Welt dazu in der Lage gewesen wäre, diese Eskalation zu verhindern. Das war schon beim Warm-up zu spüren», erinnerte sich IIHF-Präsident René Fasel, damals Schiedsrichter-Chef des Turniers.
Diese Begegnung ist für watson-Eismeister Klaus Zaugg mitentscheidend dafür, dass russische Spieler wenig später von NHL-Teams engagiert wurden. Nicht nur die politischen Änderungen hätten dafür gesorgt. Durch die legendäre Keilerei galten die Russen nicht mehr nur als talentiert und fleissig, sondern auch als wehrhaft.
Zuletzt gingen die grossen Titel an Kanada. Es wurde 2010 im eigenen Land Olympiasieger, im Viertelfinal warf man Russland aus dem Turnier. Die Kanadier holten auch 2014 im russischen Sotschi Olympiagold und sie wurden 2015 und 2016 Weltmeister.
Auch deshalb sind die Kanadier im Halbfinal des World Cup of Hockey in der Favoritenrolle. Dieser wird zu einer Begegnung zweier Superstars: Sidney Crosby (2 Tore, 2 Assists) trifft auf Alex Owetschkin (1 Tor, 2 Assists). Der Russe der Washington Capitals spielte die Bedeutung jedoch herunter und sagte: «Es ist Kanada gegen Russland, es geht hier nicht nur um zwei Spieler.» Er freue sich sehr auf die Partie, ergänzte Owetschkin: «Die Atmosphäre wird unbeschreiblich sein. Ganz egal, ob man auf dem Eis ist, als Zuschauer im Stadion oder vor dem Fernseher: Es ist grossartig, so etwas erleben zu können.»