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Eishockey

Die Löwen sind zurück auf dem Thron – der ZSC ist Schweizer Meister

Playoff-Final, Spiel 7
HC Lugano – ZSC Lions 0:2 (0:1,0:0,0:1); Serie: 3:4
Zurich's players celebrate the victory and the Swiss national championship, during the seventh match of the playoff final of the National League of the ice hockey Swiss Championship between the H ...
Die ZSC Lions jubeln über den Schweizer Meistertitel.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

«Wir liessen uns nie unterkriegen» – die Löwen sind zurück auf dem Thron 

Patrick Geering und Lukas Flüeler machen die ZSC Lions zum Meister. Vor allem dank des frühen Treffers ihres Captains und den Paraden des überragenden Keepers besiegten die Zürcher den HC Lugano in der Playoff-Finalissima 2:0.
27.04.2018, 23:0928.04.2018, 00:05
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Die Stimmen

«Dieser Titel ist lässig fürs Team. Besonders freue ich mir für Kevin Klein und Mathias Seger, die ihre Karriere beenden. Ich bin im Moment einfach nur unheimlich glücklich. Wir liessen uns nie unterkriegen, obwohl wir nicht viel Kredit genossen vor sechs, sieben Wochen. Ich habe immer an uns geglaubt, obwohl uns alle abgeschrieben hatten.»
Patrick Geering (Captain ZSC Lions, Torschütze zum 1:0).
«Nachdem wir die Viertelfinals überstanden hatten, war das Team permanent locker drauf. Wir zogen es durch, zumindest bis zur 3:1-Führung im Final. Zu dem Zeitpunkt war allen klar: 'Jetzt wollen wir diesen Titel!' Heute blieb ich bis zum Spiel erstaunlich ruhig. Während des Spiels zitterte ich aber bis zum letzten Moment.»
Sven Leuenberger (Sportchef ZSC Lions).
 «Es gibt nicht mehr viel zu sagen. Kurz vor dem Ziel wurden wir abgefangen. Die ganze Stadt hat sich diesen Titel so sehr gewünscht, und wir Spieler sowieso. Leider hat es nicht gereicht.»
Maxim Lapierre (PostFinance-Topskorer HC Lugano).

Das entscheidende Tor:

Der Spielbericht:

Zwei Meisterpucks waren den Lions entglitten und zweimal hatten sie vor ihrem letzten Gastspiel der aktuellen Kampagne die Arena der Tessiner tor- und weitgehend chancenlos verlassen. Unter Hochdruck war indes nichts mehr wie zuvor. Den zwei Abreibungen im Sottoceneri (0:3 und 0:4) liessen die Gäste einen zweiten Erfolg ohne Gegentor folgen.

Zurich's player Pius Suter, LuganoÕs player Thomas Wellinger and LuganoÕs goalkeeper Elvis Merzlikins, from left, fight with each other, during the seventh match of the playoff final of the Natio ...
Viel Kampf war auch in Spiel 7 dabei.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Das Drehbuch dieses erstklassigen Showdowns um den Titelgewinn wurde in Spiel 7 abermals umgeschrieben. Nicht die nach zwei Erfolgen aufgeputschten Einheimischen bestimmten die Linie, sondern die Lions, die innerhalb der letzten Tage ziemlich viel Frust zu verarbeiten hatten, aber im günstigsten Moment wieder auftauchten.

In grossen Momenten ist die Organisation zur Stelle, die Luganesi hingegen haben nun bereits zum vierten Mal innerhalb von drei Dekaden vor ihrer mythischen Curva Nord den Erwartungen nicht standgehalten, eine Finalissima zu gewinnen.

Drei ZSC-Stars nicht zur WM
Christian Martin, Patrick Geering und Pius Suter müssen wegen Verletzungen auf die WM verzichten.

Einer der meisterlichen Helden ist Captain Patrick Geering. Nicht nur wegen des Treffers zum 1:0. Vor allem weil er sich durchgebissen hat: er konnte wegen einer Schlüsselbeinverletzung nur mit einer schmerzstillenden Spritze überhaupt spielen. Sein Sportchchef Sven Leuenberger sagt: «Er muss auf die WM verzichten.»

Gleiches gilt für Verteidiger Christian Marti und Stürmer Pius Suter. Auch sie stehen gemäss Sven Leuenberger wegen Blessuren für die WM nicht zur Verfügung.
(kza)

Getragen vom unaufhörlichen Support der über 7000 Tifosi mobilisierten die Bianconeri bis zur letzten Sekunde ihr gesamtes Repertoire: Ihr riesiges Herz, ihre imposante Leidenschaft, ihre beeindruckende Kollektivstärke. Doch auf der anderen Seite stand ein Kontrahent, der eine Nuance mehr Cleverness und vier robuste Formationen zu bieten hatte, die auf nahezu jede Herausforderung angemessen reagierten und vor dem temperamentvollsten Publikum die Beherrschung nie verloren.

Lugano’s fans during the seventh match of the playoff final of the National League of the ice hockey Swiss Championship between the HC Lugano and the ZSC Lions, at the ice stadium Resega in Lugano, on ...
Die Fans des HC Lugano sorgten nicht nur mit der Choreo für gute Stimmung.Bild: KEYSTONE/TI-PRESS

Nach vier ungenügenden Startdritteln in Folge fanden die Lions im wichtigsten Spiel der Saison einen wunschgemässen Einstieg. Von der elektrisierenden Atmosphäre liessen sich die zu Beginn ungemein abgebrühten Zürcher nicht irritieren. Im Gegenteil: Patrick Geering stoppte mit einem leicht touchierten Schlenzer die 151-minütige ZSC-Torflaute in Lugano.

Und als die Gäste sich in der 14. Minute nach dem 2:0 von Miranda doppelt im Vorteil wähnten, griff der Referee ein. Ein dezidiertes Nachsetzen Künzles gegen Keeper Merzlikins werteten die Spielleiter zur grossen Überraschung der Lions-Verantwortlichen als Stockschlag und annullierten das Tor nach einem längeren Videostudium.

Der umstrittene Entscheid blieb nicht haften, die Zürcher verlegten ihren Fokus sofort wieder auf die Hauptschauplätze. Ein Meisterstück war zweifellos, wie es ihnen gelang, das überragende Trio Lapierre, Hofmann und Lajunen, zuvor im Playoff mit 58 Skorerpunkten fast nicht zu bremsen, ausnahmslos zu kontrollieren - ein letztes Mal vier Minuten vor Schluss, dank einem weiteren Big Save von Goalie Lukas Flüeler gegen Topskorer Lapierre.

Der Seger-Abgang:

Mit einem Happy End nach bester Klischeemanier endete in der Resega eine der grössten Schweizer Hockey-Karrieren: Mathias Seger gewann das letzte seiner 1167 Spiele in der höchsten Kategorie. Der charismatische Rekordhalter der National League tritt nach 21 Playoff-Teilnahmen und sechs Titelgewinnen als 40-Jähriger triumphal ab.

Die Monsterdiashow zur Monsterkarriere von Mathias Seger

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Die Monsterdiashow zur Monsterkarriere von Mathias Seger
16. Mai 1997: Mathias Seger wird zum Grünschnabel des Jahres gewählt. Mit ihm zeichnet die Fachjury auch Björn Christen (2.v.r.), sowie die Fussballer Boris Smiljanic (Mitte), Oumar Konde (2.v.l.) und Raphael Kehrli (l.) aus.
quelle: photopress / christoph ruckstuhl
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Segers Eiszeit schwand in der letzten seiner 22 Profi-Saisons zwar mehr und mehr, seine Rolle wurde kleiner, aber von seiner beispiellosen Grandezza büsste er kein Prozent ein. Und in seinem letzten Endspiel übernahm er als weitgehend überzähliger Verteidiger im Matchdress die Rolle des unermüdlichen Motivators und Antreibers wahr.

Der Uzwiler wird als bedeutendste Figur in die ZSC-Geschichte eingehen. Der langjährige Captain und 305-fache Internationale wird der Inbegriff des perfekten Teamplayers bleiben - ein Leader mit nahezu lebenslänglichem Klub-Commitment. «Solche Figuren sind einmalig. Segi war immer ein natürlicher Anführer. Er ist einer, dem man in der Kabine zuhört. Er spürte die Chemie, er war immer ein Captain mit Tiefgang», sagt der langjährige Lions-CEO Peter Zahner über Seger, dem er die grösste Karriere attestiert von jenen, die nie in der NHL spielten.

«Kampf bis zum Gehtnichtmehr, pure Passion!» Mark Streit muss nicht lange überlegen, was sein Copain praktisch an jedem seiner unzähligen Abende im Sportdress geleistet hat. Seinen früheren Abwehrpartner und Freund lernte der der spätere NHL-Pionier in der U16-Auswahl kennen und schätzen. Seger liebe den Sport und lebe seine Begeisterung vor. «Er ist einer wie aus dem Lexikon für Teamspieler.» (zap/sda)

Das Telegramm:

Lugano - ZSC Lions 0:2 (0:1, 0:0, 0:0)
7200 Zuschauer (ausverkauft). - SR Eichmann/Stricker, Borga/Obwegeser. -
Tore: 7. Geering (Miranda) 0:1. 60. (59:40) Kenins 0:2 (ins leere Tor). -
Strafen: 1mal 2 plus 10 Minuten (Walker) gegen Lugano, 1mal 2 Minuten gegen den ZSC. - PostFinance-Topskorer: Lapierre; Klein.
Lugano: Merzlikins; Sanguinetti, Vauclair; Ulmer, Wellinger; Johnston, Furrer; Riva; Lapierre, Lajunen, Reuille; Walker, Sannitz, Reuille; Fazzini, Morini, Bertaggia; Zorin, Cunti, Romanenghi; Vedova.
ZSC Lions: Flüeler; Klein, Phil Baltisberger; Sutter, Geering; Berni, Marti; Guerra; Seger; Wick, Suter, Kenins; Vey, Shore, Korpikoski; Chris Baltisberger, Schäppi, Herzog; Künzle, Prassl, Miranda.
Bemerkungen: Lugano ohne Bürgler, Brunner, Chiesa, Ronchetti (alle verletzt), Klasen, Etem (beide überzählig), ZSC Lions ohne Pettersson (gesperrt), Blindenbacher, Sjögren, Nilsson (alle verletzt), Bachofner, Karrer, Hinterkircher, Pelletier, Pestoni (alle überzählig). 14. Tor von Miranda annulliert (Stockschlag). 51. Timeout der ZSC Lions. Lugano ab 58:33 bis 59:40 ohne Goalie. (sda)

Das Büro steht Kopf, wir sind im Playoff-Fieber

Video: Angelina Graf

Die grossen Playoff-Wenden im Schweizer Eishockey

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Die grossen Playoff-Wenden im Schweizer Eishockey
«Chered die Serie!», fordern die Fans immer wieder, wenn ihr Klub im Playoff hoffnungslos zurückliegt. Doch erst elfmal hat das in der National League seit Einführung des Best-of-Seven-Modus nach mindestens einem 1:3-Rückstand auch geklappt.
quelle: keystone / ennio leanza
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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ursus ZH
28.04.2018 00:08registriert Februar 2017
Grosses Hockey von beiden Teams mit den Lions als glücklicher aber verdienter Meister.
Was mir von Lugano in Erinnerung an diesen Abend bleibt ist die sehr sportliche Geste von Coach Ireland und das fehlende Grinsen von Lapierre.
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Er hät es Zipfeli
28.04.2018 03:44registriert Juli 2017
Züri ale!
«Wir liessen uns nie unterkriegen» – die Löwen sind zurück auf dem Thron 
Züri ale!
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m. benedetti
28.04.2018 00:00registriert Januar 2017
Sehr guter Bericht. Bravo
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Der ZSC setzt Siegesserie auch im Final fort und gewinnt die erste Partie gegen Lausanne
Die ZSC Lions gehen im Playoff-Final gegen Lausanne wie erwartet 1:0 in Führung. Der 2:1-Sieg gegen Lausanne ist ein hartes Stück Arbeit mit Goalie Simon Hrubec und Traumtänzer Derek Grant als Matchwinnern.

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