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Eishockey: Das spricht in der Serie gegen den HC Davos für den EHC Biel

Biels Spieler versammeln sich um das Tor ihres Torhueters Jonas Hiller, vor Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen den HC Biel und dem ZSC Lions, am Samstag, 3. Maerz 2018, in de ...
Bild: KEYSTONE

«Keine Serie Forster gegen Davos» – das spricht in der Serie gegen den HCD für Biel

Der verblüffende Qualifikations-Dritte Biel will sich nicht mit dem letztjährigen Überraschungs-Vierten Lausanne vergleichen lassen. Denn die Waadtländer gingen 2017 in ihrem Playoff-Viertelfinal gegen Davos mit 0:4 unter.
07.03.2018, 14:20
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Biel will gegen Davos «einfach vier Siege einfahren, egal ob dies nach vier, fünf, sechs oder sieben Spielen der Fall sein wird», sagt Biels Trainer Antti Törmänen gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.

Kent Ruhnke, Eishockey-Trainer EHC Biel, ist mit seinem Team auf Meisterkurs, aufgenommen im Februar 1983. (KEYSTONE/Str)
Kent Rhunke führte Biel 1983 zum bislang letzten Meistertitel.Bild: KEYSTONE

Der letzte der drei Meistertitel in Biels Klubgeschichte resultierte in der Vor-Playoff-Ära (1983). Seit dem letzten Playoff-Halbfinal (1990) sah man sich ausschliesslich in der Rolle des Liga-Underdogs oder war gar zweitklassig. Ein Weiterkommen gegen Davos würde Biels Metamorphose zu einem Spitzenteam komplettieren. Es wäre die Geschichte eines Underdogs, der an Aufgaben und Zielen wuchs.

Rückblende. Am 14. November 2017 zieht Biel in einem blutleeren Heim-Auftritt gegen das zuvor kriselnde Zug mit 1:4 den Kürzeren. Goalie Jonas Hiller zertrümmert während der Partie aus Wut über wiederholte Nachlässigkeiten seiner Vorderleute die Stockschaufel am Gehäuse.

Der Ausraster von Jonas Hiller im Video.Video: streamable

Sportchef Martin Steinegger ortete die Konzentrationsmängel schon im Training. Die unzureichende Passqualität sei eine Fortsetzung von fehlender Konsequenz im Alltag gewesen.

Biel scheint unter Mike McNamara in Richtung Abstiegsrunde zu taumeln. Kein Wunder, dass Steinegger kurze Zeit später selbst das Kommando übernimmt. Der frühere Schweizer Rekordnationalspieler ebnet mit fünf Siegen in sechs Spielen dem ehemaligen SCB-Meistermacher Törmänen den Erfolgsweg. Unter dem Finnen marschiert Biel unwiderstehlich weiter; in 19 der restlichen 20 Meisterschaftsspiele punkteten die Seeländer, bemerkenswerte 13 mal gar mit drei Zählern.

Mit Steinegger ins Hoch – von Törmänen abgeholt

«Der Trainerwechsel erwies sich als richtig. Steinegger brachte uns als Interimstrainer mit seinem emotionalen Stil auf einen Flow. Und Törmänen konnte uns als Mannschaft mit seiner ruhigen Art richtig abholen. Und so konnten wir den Lauf weiterziehen», sagt Beat Forster.

Biel's Head Coach Antti Toermaenen, Mitte, gibt Anweisungen, waehrend dem Eishockey National League Spiel, zwischen dem EHC Biel und dem HC Genf-Servette am Samstag 6. Januar 2018 in der Tissot A ...
Unter Anti Törmänen kletterte Biel die Tabelle hoch.Bild: KEYSTONE

Für den im Verlaufe der Saison zum Captain aufgerückten Jan Neuenschwander (25) ist das Team seit jenen Tagen im Spätherbst zusammen gerückt. Die Trainings wurden besser, die Intensität erhöht. «Das Ganze zeigte sich dann auch im Spiel. Und schliesslich fanden wir unseren Spielstil», so Neuenschwander.

Das heisst: Mehr Scheibenbesitz und damit Spielkontrolle in der offensiven Zone. Die beiden 4:1-Siege gegen die vermeintlich «talentierteren» ZSC Lions zum Qualifikations-Abschluss stehen exemplarisch dafür.

Neuenschwander hatte seine NLA-Karriere einst in seinem Heimatort Davos gestartet. Vor drei Jahren bestritt der Center mit den ZSC Lions die legendäre «Holywood-Serie» gegen Biel (4:3 für die ZSC Lions), ehe er 2016 zu den Seeländern wechselte. Mittlerweile ist der einstige Lückenbüsser der ZSC Lions auch mit Diabetes zum wichtigen Rollenspieler und Captain in Biel avanciert.

«Wir wurden lange unterschätzt und verfügen jetzt über Selbstvertrauen.»
Jan Neuenschwander

Und machte auch dadurch dem Noch-ZSC-Stürmer Mike Künzle den Wechsel ins Seeland schmackhaft. Neuenschwander sagt: «Wir wurden lange unterschätzt und verfügen jetzt über Selbstvertrauen. Bei den ZSC Lions verhält es sich umgekehrt; sie hadern mit sich.»

Biels Jan Neuenschwander, links, und Biels Julian Schmutz, rechts, jubeln nach dem Sieg (4-1), beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen den HC Biel und dem ZSC Lions, am Samst ...
Biel-Captain Jan Neuenschwander (links) im Gespräch mit Julian Schmutz.Bild: KEYSTONE

Biels Trainer Antti Törmänen nennt das gegenseitige Helfen und aufmunternde Pushen im Alltag als wichtigen Faktor für die stabilen Bieler Auftritte in der zweiten Hälfte der Qualifikation. «Es war nicht nur eine Sache von einer oder zwei Linien, sondern vom ganzen Team.»

In der Playoff-Viertelfinalserie gegen Davos werden neben Neuenschwander zwei andere Ex-Davoser bei den Seeländern im Fokus stehen: Mit Jonas Hiller (36) der derzeit formstärkste Torhüter der Liga und der auf diese Saison hin vom HCD gekommene Abwehr-Haudegen Beat Forster (35).

«Forster hat der Defensive sehr viel Stabilität gegeben und offensiv unsere Durchschlagskraft erhöht», sagt Neuenschwander. Mehr als 110 Skorerpunkte realisierten die Bieler Verteidiger in den 50 Qualifikationsspielen - ein Liga-Topwert. «Forster kann den Jungen viel mitgeben. Er ist ein Riesengewinn für uns», weiss Neuenschwander.

«Ich spiele für Biel. Fertig.»
Beat Forster

«Keine Serie Forster vs. HCD»

Forster hatte sich unlängst öffentlich kritisch über seinen ehemaligen Trainer Arno Del Curto geäussert. Er will dennoch von einer «Serie wie jeder anderen auch» sprechen. «Die Emotionen stehen hinten an. Es wird von aussen vielleicht als Serie von Forster gegen Davos dargestellt. Doch das wird es für mich nicht sein. Es ist einfach Biel gegen Davos und nichts anderes. Und ich spiele für Biel. Fertig.»

Biels Beat Forster, links, und Biels Goalie Jonas Hiller, rechts, jubeln nach dem Sieg (2-0), beim Eishockey Meisterschaftsspiel der National League A zwischen den HC Biel und dem HC Fribourg Gotteron ...
Die beiden Ex-Davoser Forster und Hiller wollen gegen den HCD bestehen.Bild: KEYSTONE

Freundschaften, die sich über Jahre entwickelt hätten, seien geblieben. «Mit gewissen Spielern habe ich immer noch Kontakt, mit anderen weniger oder keinen. Doch ich nenne keine Namen», sagt Forster, der fünf Mal mit Davos und einmal mit den ZSC Lions Meister wurde.

Jonas Hiller, der 2007 nach seinem letzten Meistertitel Davos seine NHL-Karriere lancierte, pflegt noch Kontakte zum legendären Davoser Goalie-Trainer Marcel Kull, der wie Hiller und Forster Appenzeller ist. Oder auch zuletzt mit Andres Ambühl und Enzo Corvi bei Olympia über das Nationalteam.

Forster sieht Biel gegen Davos auch als Qualifikations-Dritter in der Rolle des Aussenseiters. Doch Hiller verspricht: «Wir werden alles daran setzen, dass Biel endlich wieder eine Playoff-Serie gewinnt.» Captain Neuenschwander weiss, was für die Seeländer spricht, wenn es eng werden sollte: «Hiller!» (abu/sda)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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James R
07.03.2018 15:09registriert Februar 2014
Da hat der Forster wohl Recht. Die Goalies werden die Serie entscheiden - und da spricht vieles für Biel. Van Pottelberghe hat zwar das Talent ein sehr guter Goalie zu werden, aber er braucht wohl noch ein Jährchen mehr Entwicklungszeit. Und Senn traue ich leider keine stabilen Topleistungen zu.
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Dynamischer-Muzzi
07.03.2018 14:54registriert Februar 2017
Klar, ein Jonas Hiller in dieser Form wie er jetzt hat, kann Serie-Entscheidend sein. Es kommt aber auch darauf an, dass Biel als Team weiterhin genauso auftritt, wie in all den Spielen unter Stoney und Törmänen. Genau das ist die wahre Stärke des EHCB in dieser Saison. Jeder geht für jeden und hält sich strikt an die taktischen und systemtechnischen Vorgaben des Trainers. Nicht umsonst ist man im 5 gegen 5 mit eins der besten Teams. Die Specialteams müssen noch an sich arbeiten, dann liegt auch ein Seriensieg über Davos drin.
Es wäre der gerechte Lohn für eine bisher geile Saison.
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schoelli
07.03.2018 15:20registriert November 2014
Bei früheren PO-Qualifikationen waren wir für unsere Gegner immer als "Freilos" genannt worden. Schön, dass wir in (fast) allen diesjährigen Vorschauen sogenannter Experten auch wieder als (klarer) Verlierer dieser Serie gelten. Es ist immer wieder herrlich als Underdog und Freilos zu gelten:-) "Mögen die Spiele (endlich) beginnen!"
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Bald wieder «grande»? Dank einem Umdenken und Goalie Schlegel ist Lugano wiedererstarkt
Der HC Lugano kann sich am Donnerstag (20 Uhr) im Showdown gegen den Qualifikations-Zweiten Fribourg-Gottéron erstmals seit 2018 für die Playoff-Halbfinals qualifizieren. Das ist auch einem Umdenken zu verdanken.

In den ersten fünf Saison nach der Einführung der Playoffs, die 1986 erstmals ausgetragen wurden, holte der HCL viermal den Schweizer Meistertitel. «Grande Lugano» war geboren. Bis 2006 kamen immerhin drei weitere Titel dazu. Seither aber waren die Final-Qualifikationen 2016 und 2018 das höchste der Gefühle. Zweimal verpassten die Bianconeri gar die Playoffs (2008, 2011).

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