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Hockey-Nati reist mit grossen Ambitionen an den Spengler Cup

epa05964654 Team switzerland celebrates after Fabrice Hertzog of Switzerland scored during the IIHF Ice Hockey World Championship 2017 group B preliminary round game between Switzerland and Finland in ...
Die Schweizer Eishockey-Nati will sich in Davos in Olympia-Form spielen.Bild: EPA/EPA

Hockey-Nati am Spengler Cup mit grossen Ambitionen: «Fahren nicht zum Spass nach Davos»

23.12.2017, 11:0423.12.2017, 15:12
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Die Schweizer Olympia-Auswahl zelebriert ihr Spengler-Cup-Comeback. Nach elf Niederlagen in Folge und teilweise desolaten Vorstellungen Ende der Siebzigerjahre verschwand die Nationalmannschaft während mehreren Dekaden aus der Teilnehmerliste – nun kehrt sie ambitioniert zurück.

In marketingtechnischer Hinsicht hegen die Verantwortlichen von Swiss Ice Hockey keinerlei Zweifel. Für die Crew um den CEO Florian Kohler ist die erste Spengler-Cup-Teilnahme nach 38-jährigem Unterbruch in erster Linie eine Win-Win-Situation. «Das Turnier ist eine ideale Plattform für uns und eine unglaublich gute Gelegenheit, uns einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.»

Der attraktive Dezember-Termin ist in den Augen der Verbandsführung Gold wert; die Liga ruht, die nationale Agenda der Key-Player ist vollumfänglich auf die Nationalmannschaft ausgerichtet. Patrick Fischer tritt mit seiner Auswahl nicht auf einer slowakischen Nebenbühne auf, sondern zur TV-Primetime in verschneiter Winterlandschaft.

View of Davos, Switzerland, with fresh snow and sunny winter weather, pictured on February 6, 2013. (KEYSTONE/Arno Balzarini)

Ansicht von Davos mit Neuschnee und sonnigem Winterwetter, am Mittwoch, 6 ...
Das verschneite Davos mit der markanten Eishalle.Bild: KEYSTONE

Vorerst deklariert Kohler das Comeback des Nationalteams im Rahmen des renommierten Bündner Turniers als Experiment, das vor allem im Kontext der kommenden Winterspiele in Pyeongchang zu sehen ist. 52 Tage vor dem Eröffnungsspiel im Kwangdong Hockey Centre gegen den Olympiasieger Kanada werden die Schweizer vor ausverkauften Rängen einem sportlichen Belastungstest unterzogen.

Fischer, als Ex-Captain des HC Davos 2000 und 2001 Spengler-Cup-Sieger, räumt dem Auftritt im Bündner Kurort einen hohen Stellenwert ein. Eine entsprechend ambitionierte Vorgabe veröffentlichte der Nationalcoach: «Wir wollen um den Turniersieg mitreden. Für jeden Spieler ist der Spengler Cup eine Bühne, um sich zu präsentieren.»

Das Spengler-Cup-Aufgebot der Hockey-Nati:
Tor (2): Leonardo Genoni (Bern), Tobias Stephan (Zug).
Verteidigung (9): Eric Blum (Bern), Raphael Diaz (Zug), Patrick Geering (ZSC Lions), Joël Genazzi (Lausanne), Romain Loeffel (Genève-Servette), Yannick Rathgeb (Fribourg-Gottéron), Dominik Schlumpf (Zug), Dave Sutter (ZSC Lions), Ramon Untersander (Bern).
Sturm (16): Simon Bodenmann (Bern), Damien Brunner (Lugano), Luca Cunti (Lugano), Luca Fazzini (Lugano), Gaëtan Haas (Bern), Fabrice Herzog (ZSC Lions), Gregory Hofmann (Lugano), Denis Hollenstein (Kloten), Lino Martschini (Zug), Vincent Praplan (Kloten), Tanner Richard (Genève-Servette), Thomas Rüfenacht (Bern), Reto Schäppi (ZSC Lions), Tristan Scherwey (Bern), Pius Suter (ZSC Lions), Joël Vermin (Lausanne).
Nationaltrainer: Patrick Fischer.

Ein gewisser Druck sei vorhanden, so Fischer – beispielsweise im Startspiel gegen Dinamo Riga, das in der russischen Kontinental Hockey League in der aktuellen Saison nur 12 von 42 Partien gewann und im «Westen» ohne Playoff-Chancen an letzter Stelle klassiert ist, und im zweiten Gruppenspiel gegen den finnischen Aussenseiter Hämeenlinna. «Wir werden sehen, wie das Team damit umgehen kann.»

Dezidierte Vorstellungen vom letzten Südkorea-Casting hat auch Raeto Raffainer. Der Direktor der Nationalteams weitet die Bedeutung aus: «Für uns steht die wichtigste Woche in der Olympia-Vorbereitung an.» Es gehe um den optimalen Output, angesichts des grossen Pools an Kandidaten zähle jeder einzelne Sichtungstag.

Spengler Cup: Bilder aus längst vergangenen Zeiten

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Spengler Cup: Bilder aus längst vergangenen Zeiten
1966: Vor der schönen Bergkulisse verliert Davos (in den hellen Trikots) gegen Dukla Jihlava mit 1:10.
quelle: photopress-archiv / str
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Das schöne Bergpanorama und das angenehme Rahmenprogramm sind vernachlässigbare Pluspunkte: Raffainer schränkt die Komfortzone bewusst ein: «Wir fahren nicht zum Spass nach Davos!» Der Exhibition-Charakter ist für ihn kein Thema: «Was die Gegner im Sinn haben, interessiert mich nicht. Denn unsere Spieler wissen genau: Wenn sie einen guten Spengler Cup spielen, sitzen sie mit grosser Wahrscheinlichkeit im Flieger nach Südkorea.»

In der Szene stösst das Comeback des SIHF-Ensembles generell auf grossen Anklang. Der Davoser Spiritus Rector Arno Del Curto geht von einer erheblichen Erwartungshaltung aus, das schärfe aber die Sinne vor der olympischen Herausforderung. «Was will man Besseres?»

«Alles, was man ausprobiert, ist gut. Die Aufregung wird gross sein, die Nationalspieler müssen bereit sein, die Situation richtig zu handhaben. Jeder kann etwas lernen», sagt der 61-jährige HCD-Coach vor seinem 22. Spengler Cup zur Nachrichtenagentur SDA.

Keystone-Fotograf Christian Beutler fotografiert beim offiziellen Fotoshooting der Eishockey Nationalmannschaft, am Freitag, 4. August 2017 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Ohne NHL-Spieler, aber ansonsten reist die Nati fast in Bestbesetzung nach Davos.Bild: KEYSTONE

Der gemeinsame Auftritt der besten Schweizer ausserhalb der NHL gefällt selbstredend auch Marc Gianola. Der OK-Chef schaffte, worum sich die Turnierleitung jahrelang vergeblich bemüht hatte: Die Stars des SC Bern und der ZSC Lions sind in der Holzkathedrale zu Gast – mit dem offiziellen Segen ihrer CEOs Marc Lüthi und Peter Zahner, die nicht als glühende Befürworter der Hockey-Show bekannt sind. (pre/sda)

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