Keine NHL-Stars in Pyeongchang: Die Teambesitzer entschieden, den Ligabetrieb nicht zu unterbrechen. Das Eishockeyturnier der Olympischen Winterspiele 2018 wird so zu einem Wettbewerb zweitklassig besetzter Nationalteams werden. Denn die besten Spieler der Welt sind in der NHL in Nordamerika engagiert. Sport-Fans werden so um ein Spektakel gebracht und die Akteure um einmalige Erfahrungen.
Mit den Olympischen Spielen 2018 (Pyeongchang/Südkorea) und 2022 (Peking) in Asien stünden einzigartige Möglichkeiten vor der Tür, schreibt die Spielergewerkschaft NHLPA. «Die Möglichkeit, unseren Sport und dessen beste Spieler auf einer enorm grossen internationalen Bühne zu präsentieren.» Der Entscheid der NHL schränke das Wachstum ein. «Er ist sehr unglücklich für den Sport, die Spieler und Millionen treuer Eishockey-Fans.»
Stars wie der Russe Alexander Owetschkin hatten bereits vor der Olympia-Absage erklärt, 2018 in jedem Fall dabei zu sein. Der Besitzer der Washington Capitals will ihm und allen anderen Spielern, die bei Olympia mitspielen wollen, keine Steine in den Weg legen. «Wie soll ich das ablehnen, wenn sie für ihr Land spielen wollen?», fragte Ted Leonsis im Dezember. «Ich könnte dafür gebüsst oder in einer anderen Form bestraft werden. Aber ich fühle mich den Spielern verbunden.»
Disappointing news, @NHL won't be part of the Olympics 2018. A huge opportunity to market the game at the biggest stage is wasted..
— Henrik Lundqvist (@HLundqvist30) 3. April 2017
But most of all, disappointing for all the players that can't be part of the most special adventure in sports..
— Henrik Lundqvist (@HLundqvist30) 3. April 2017
Das Problem: Aus Gewerkschaftskreisen ist das Gerücht zu vernehmen, wonach die NHL die Teambesitzer dazu aufrufe, Spieler nicht für eine Olympia-Teilnahme freizustellen. Die Liga könnte als Druckmittel eine lange Sperre dieser Akteure androhen. Und eine solche würde wohl mehr wirken als eine Geldstrafe. Ausserdem soll dem US-Verband sanft die Pistole auf die Brust gedrückt werden. Schliesslich wird dieser finanziell von der NHL unterstützt und dürfte deshalb keine NHL-Spieler aufbieten, selbst wenn diese gerne nach Südkorea reisen würden.
Profiteur des Zwists könnte die National League A sein. Schliesslich geniesst die Schweizer Liga nicht erst einen guten Ruf, seit ZSC-Stürmer Auston Matthews im letztjährigen Draft als Nummer 1 gezogen wurde. Die Löhne sind gut, das Land ist schön, die Wege sind kurz – und die NLA pausiert während Olympia. Paradiesische Zustände wie während der Lockout-Saisons in der NHL, mit Superstars in fast jedem Schweizer Klub?
Wessen Kontrakt in der NHL ohnehin ausläuft, wer in Nordamerika schon genügend verdient hat und mit seiner Nationalmannschaft eine Medaillenchance in Pyeongchang sieht, könnte sich dazu entscheiden. Natürlich ist für diese Spieler auch die russische KHL zu einer valablen Option geworden.
Wie krass anders die Teams der grossen Nationen aussehen, wenn sie keine NHL-Spieler haben, zeigt ein Vergleich der Zeitung Globe and Mail. Sie hat zwei mögliche kanadische Teams zusammengestellt. Sind im A-Team lauter Titanen wie Carey Price, Shea Weber, P.K. Subban, Sidney Crosby, Connor McDavid oder Steven Stamkos versammelt, wurde das B-Team ohne NHL-Stars zusammengestellt. So könnten aus Daniel Vukovic (Servette), Cory Emmerton (Ambri) oder Jacob Micflikier (Biel) plötzlich Olympia-Teilnehmer werden.
Dies wiederum könnte zu einer Chance für die Schweizer Nationalmannschaft sein, 2018 zu überraschen. Denn die Nati muss deutlich weniger Ausfälle von NHL-Spielern verkraften als die Top-Nationen. Ein Fakt, über den auf watson.ch im Verlaufe des Tages eine Einschätzung von Eismeister Zaugg publiziert wird.