So früh so klar wie in diesem Jahr war die Ausgangslage vor einem NHL-Draft seit drei Jahren nicht mehr. Damals hatte Connor McDavid mit Jack Eichel zwar ernsthafte Konkurrenz, wirkliche Zweifel am Ausgang des Drafts gab es aber nicht.
Die wird es auch dieses Jahr nicht geben. An Talent mangelt es auch dieses Jahr nicht. Andrei Svechnikov (Russland), Adam Boqvist (Schweden) Filip Zadina (Tschechien) und Brady Tkachuck (USA) sind alles vielversprechende Spieler.
Doch einer überstrahlt sie alle: Rasmus Dahlin.
Dahlin ist schon seit dem letzten Frühjahr auf dem Radar für den diesjährigen Entry Draft. Der damals 16-jährige Verteidiger überzeugte in den Playoffs der höchsten schwedischen Liga (SHL) mit drei Toren und zwei Assists in 14 Spielen.
Der steile Aufstieg geht auch in der aktuellen Saison weiter. Der junge Schwede etabliert sich bei Frölunda als einer der besten vier Verteidiger der Mannschaft. An der U20-Weltmeisterschaft Ende Dezember ist er mit 17 Jahren bereits einer der Leader seiner Mannschaft.
Der Ritterschlag erfolgte allerdings vorgestern: Rasmus Dahlin ist im schwedischen Olympiakader dabei. Damit ist trotz Absenz der Stars aus Nordamerika immerhin ein Hauch NHL in Pyeongchang dabei.
Doch was macht den Jungstar so gut? Dahlin wird unter anderem deshalb so hoch gehandelt, weil er schon ein sehr kompletter Spieler ist. Er skatet sehr stark und ist trotz 189 Zentimetern Körpergrösse und 83 Kilogramm Kampfgewicht sehr agil. Diesbezüglich wird er mit seinem Landsmann und Vorbild Erik Karlsson verglichen.
Der Verteidiger verfügt zudem über seidenweiche Hände. Mit seinem Skillset kann er gegnerische Stürmer und Verteidiger alt aussehen lassen. Zusätzlich hat Dahlin auch das Schiessen drauf.
Bei allen offensiven Qualitäten geht dem 17-Jährigen auch das Defensivspiel nicht ab. Er hat keine Mühe, auch mal ein sehr physisches Spiel auszupacken, und kann harte Checks austeilen. Seine hervorragende Agilität verschafft ihm einen Vorteil in 1-gegen-1-Duellen.
Dass Dahlin noch lernen muss, das Spiel zwischendurch einfacher zu gestalten, ist einer der wenigen Kritikpunkte, die die Scouts anbringen. Der schwedische U20-Coach Tomas Montén zeigt sich begeistert von seinem Schützling:
Viele Scouting-Organisationen sehen im jungen Schweden gar ein «Franchise-Talent». Also einen Spieler, der in Kombination mit einem Rebuild in der Lage ist, ein Team wieder zurück auf die Erfolgsstrasse zu führen.
So gesehen verwundert es nicht, dass diese Saison einige NHL-Teams Niederlagen mit stoischer Ruhe hinnehmen. Je tiefer sie in der Tabelle stehen, desto grösser sind die Chancen, bei der Draft-Lotterie den ersten Pick zu erhalten. Derzeit befinden sich die Arizona Coyotes und die Buffalo Sabres in der Pole Position.
Und jede Niederlage bringt die Keller-Teams einen weiteren Schritt näher an Rasmus Dahlin.