Eine Woche hat gereicht, und die Welt im Hallenstadion steht kopf. Aus den notorisch uninspirierten ZSC-Verlierern ist eine Einheit entstanden, die verblüfft. Es wächst eine Mannschaft, die mit Tempo, Wucht und Leidenschaft über ihren Gegner hinwegfegt. So geschehen am Samstag gegen den EV Zug. Ein Sieg noch – und der ZSC steht im Halbfinal.
Wie konnte diese kaum für möglich gehaltene ZSC-Auferstehung passieren? Vielleicht hilft ein Blick zum Gegner EV Zug. Vor der Garderobe war im Anschluss an die erneute Niederlage die Rede von «Schönwetterhockey» oder «Disziplinlosigkeiten». Es sind erstaunliche Attribute. Oder zumindest erstaunlich, dass sie rund um den EVZ auftauchen. Hatten sich doch im bisherigen Saisonverlauf vor allem die Lions mit solchen Problemen beschäftigen müssen.
Der EVZ ist so sorgenlos durch die Qualifikation (auf Platz 2) gesegelt, dass nun bereits der erste starke Gegenwind reicht, um das Team auf Abwege zu bringen. Vielleicht ist das aber kein Zufall, wenn es zuvor sechs Monate lang mehr oder weniger egal war, wie man spielt. Es zählte ja nie wirklich.
Immer deutlicher wird dagegen, dass es den Zürchern gutgetan hat, in der Krise während der Qualifikation einige Widerstände zu überwinden. Sie kämpfen um jeden Zentimeter Eis, sie blockieren viele Schüsse, sie spielen hart und schnell, mittlerweile sogar auch noch effizient. Und überdies können sie sich auf ihren souveränen Torhüter Lukas Flüeler verlassen. Kurz: Es sind sogar die Ingredienzien vorhanden, um in einem allfälligen Halbfinal den Meister SCB zu fordern. Voraussetzung dafür: Es setzt nicht bereits nach einer guten Woche schon wieder Genügsamkeit und Selbstüberschätzung ein. Diese Gefahr bestand beim ZSC zuletzt immer.
Bleibt die Frage nach den Ausländern. Diese waren lange eines der grössten Problemfelder. Doch auch hier zeigen die Tendenzen aufwärts. Fredrik Pettersson und Kevin Klein tragen das Team. Das alleine überrascht wenig. Erstaunlicher schon eher, dass nun mit Drew Shore und Lauri Korpikoski auch Spieler trafen, von denen man das kaum erwartet hätte. Vielleicht ist damit das muntere Hin-und-her-Wechseln von ZSC-Trainer Hans Kossmann bezüglich der Ausländer vorbei.
Die Löwen haben Blut geleckt, so viel ist klar. Doch wie weit trägt sie dieses Erweckungserlebnis der vergangenen Woche? Lange wird es nicht mehr dauern, bis die schönen Geschichten der Vergangenheit hervorgeholt werden. Beispielsweise, dass drei abtretende Trainer (Ruhnke, Kreis, Hartley) mit dem ZSC zum Abschied Meister wurden. Kossmann wäre in guter Gesellschaft
Endlich zeigten die Genfer in diesen Playoffs ein richtiges Lebenszeichen. Nach einem Totalausfall (0:7) und zwei partiell genügenden Auftritten (2:5, 1:5) schafften es die Grenats erstmals, ihre Leistung über die ganze Spieldauer abzurufen, und gewannen 4:1.
Wichtig waren dabei zwei Punkte: Erstens zeigte Goalie Robert Mayer, der am Donnerstag zuschauen musste, eine Top-Leistung und musste sich nur einmal bezwingen lassen. Zweitens: Gingen die Genfer zum ersten Mal in dieser Serie in Führung und zwangen die Berner damit aus der Reserve.
Die Mutzen bissen sich gestern an diesem Mann hier die Zähne aus 🐻😮 @officialGSHC #MySportsCH #HomeofSports #NationalLeague #Playoffs2018 pic.twitter.com/7fpCa1DpQA
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Es ist allerdings anzuzweifeln, dass dieser Sieg mehr war als ein Strohfeuer ist. Es ist schlicht nicht vorstellbar, dass sich der Meister die Butter noch vom Brot nehmen lässt. Sehr gut möglich, dass dieses Duell schon am Dienstag mit dem dritten SCB-Heimsieg entschieden ist
Am Samstag in Spiel vier debütierte Verteidiger Dominik Buchli (19 Jahre alt), am Donnerstag waren schon Davyd Barandun (18), Ken Jäger (19), Jannick Frehner und Dominik Weder (beide 20) zu einem Team gestossen, in welchem mit Nando Eggenberger (18) bereits ein Teenager mitspielte.
Mit sechs Elite-Junioren in der Aufstellung besiegte der HCD am Samstag den EHC Biel mit 4:2. Der Jugendwahn des einmal mehr unkonventionellen Arno Del Curto hat sich ein erstes Mal ausbezahlt. Aber kann er damit auch die Serie gewinnen? Das wird schwierig.
Die Davoser bewegen sich nicht nur personell auf dünnem Eis. Die Mannschaft agiert viel zu oft zu chaotisch, verliert zu oft den Faden. Dass das gegen die soliden Bieler, die ebenfalls noch viel Luft nach oben haben, gut geht, muss man aus Sicht des HCD anzweifeln.
Was für eine bittere Niederlage! Fribourg-Gottéron machte am Samstag im Heimspiel gegen Lugano eigentlich fast alles richtig. Aber man schoss nur ein Tor und ging entsprechend als unverdienter Verlierer vom Eis. 1:3 verloren, 1:3-Rückstand in der Serie. Ob die Freiburger diesen Rückschlag verkraften?
Die Drachen so... 😩🐉 Die Luganesi erhöhen auf 3:1! #MySportsCH #HomeofSports #NationalLeague #Playoffs2018 pic.twitter.com/p6Yz98tmQC
— MySportsCH (@MySports_CH) 17. März 2018
Den Mut, den sie aus ihrem Comeback in Spiel Nummer drei (4:3-Sieg nach Verlängerung nach 1:3-Rückstand) geschöpft hatten, könnte nach diesem Rückschlag schon wieder weg sein. Zumal die Luganesi mit Elvis Merzlikins über einen überragenden Goalie verfügen, der sein Gegenüber Barry Brust bisher klar ausgestochen hat.
Spielerisch hat Fribourg die Mittel, noch einmal in diese Serie zurückzukehren. Jetzt wird der Kopf entscheiden, ob die Saanestädter das Glück auf ihre Seite zwingen können.