Langenthal oder Rappi – gegen wen muss Ambri in die Liga-Qualifikation? Fakt ist: Der Auf-/Abstiegs-Showdown findet in jedem Fall statt. SCL-Medienchefin Angela Kölliker hat gegenüber «20 Minuti» bestätigt, dass Langenthal die Liga-Quali in jedem Fall bestreiten würde und erst danach über einen allfälligen Aufstiegsverzicht entscheiden werde.
Aber noch hat Langenthal den NLB-Playoff-Final nicht gewonnen. Die Serie gegen die SCRJ Lakers verlief bisher unheimlich ausgeglichen: 3:3 Siege, 15:14 Tore für Rappi. Dennoch gibt es Gründe, die auf einen Sieg des einen oder anderen Playoff-Finalisten hindeuten.
Langenthal war Rappi in den ersten sechs Final-Partien spielerisch deutlich überlegen – und das, obwohl der überragende Topskorer Jeff Campbell wegen eines Kniescheibenbruchs im Final fehlt. Das Kader der Berner ist etwas breiter besetzt, sie sind grösser, kräftiger, böser und disziplinierter und können so viel Druck aufs Tor erzeugen. Das Schussverhältnis in der Serie von 214:186 für die Langenthaler spricht eine deutliche Sprache.
Der SC Langenthal muss den NLB-Final nicht gewinnen, er darf. Anders als in Rapperswil strebt man im Oberaargau den Aufstieg nicht mit aller Vehemenz an. Das Ziel ist der NLB-Kübel, die Liga-Qualifikation wäre nicht mehr als eine willkommene Zugabe. Die Situation ist ähnlich wie 2012, als Langenthal im NLB-Final den Aufstiegsaspiranten Lausanne dank unbekümmertem Power-Hockey eliminierte und dann mit deutlich weniger Feuer in der Liga-Quali gegen Ambri mit 1:4 chancenlos blieb.
Von der Liga wurde die Eishalle Schoren bereits als NLA-tauglich befunden. Das zwischen 2002 und 2010 mehrmals renovierte Stadion bietet 4530 Zuschauern Platz und kann schon mal zum Hexenkessel werden. Die Langenthaler sind hockey-verrückt – mit elf Cars reisten sie vorgestern zum sechsten Spiel nach Rapperswil und steuerten ihren Anteil zur fantastischen Stimmung im «Lido» bei. Und zu Hause geht noch mehr: Heute Abend wird der Schoren wieder beben. Allerdings werden auch rund 1000 Fans aus Rappi erwartet.
Erst seit Melvin Nyffeler im Januar nach Rapperswil zurückgekehrt ist, wurde aus den Lakers ein ernstzunehmender Aufstiegskandidat. Schon gegen Olten und La Chaux-de-Fonds hielt der ehemalige ZSC-Junior mit NLA-Erfahrung hervorragend, gegen Langenthal sogar nochmals eine Spur besser. Der Spengler-Cup-Goalie des HC Davos hat ein gutes Stellungsspiel, er ist flink auf den Beinen und verfügt über die wohl schnellste Fanghand der NLB. Mit einer Fangquote von 93,36 Prozent ist er im Final deutlich besser als Langenthals Marco Mathis (90,14 Prozent), der im Gegensatz zum konstanten Nyffeler immer mal wieder für einen Patzer gut ist.
Die Lakers sind Langenthal zwar spielerisch meist unterlegen, doch Trainer Jeff Tomlinson hat seine Mannschaft gut darauf eingestellt. Ist die erste SCL-Druckphase jeweils überstanden, lanciert Rappi seine Nadelstich-Angriffe und kommt trotz der starken Langenthal-Defensive zu seinen Chancen. Trotz dem bereits angesprochenen Schussverhältnis von 186:214 aus Lakers-Sicht hat Rappi mehr Tore geschossen, was einerseits an den Torhütern liegt, andererseits aber auch an der Kaltblütigkeit der Stürmer. In den Spielen 3 und Spiel 4 hatte der SCRJ mehr Abschlüsse, verlor jedoch, weil SCL-Keeper Mathis in diesen Partien extrem gut hielt.
Rapperswil war vor dem Abstieg die graue Maus der NLA. Die ständigen Misserfolge wirkten sich auch auf die Stimmung in der Mannschaft aus. Seit dem Abstieg ist alles anders: Fast das komplette Team wurde ausgewechselt. Die Stimmung am Obersee hat sich gewandelt, die Region steht wieder hinter dem SCRJ und Trainer Tomlinson sagt: «Das war die beste Truppe, die ich jemals trainiert habe». Eigentlich wollte Rappi nach der mässigen Regular Season ja erst nächste Saison die NLA-Rückkehr mit vollem Rohr angreifen. Doch das will in der Rosenstadt momentan niemand mehr hören.