Wenn das Aus droht: Die ewige Fan-Forderung in den Playoffs.
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Vom 0:3 zum 4:3 – seit es im Schweizer Eishockey die Playoffs gibt, schafften das nur drei Teams: Davos 2008 gegen den EV Zug, der EVZ 2007 gegen die Rapperswil-Jona Lakers und der HC Lugano im Meisterjahr 2006 gegen Erzrivale Ambri.
10.03.2016, 08:2610.03.2016, 08:53
Die Lage ist prekär, das Aus steht kurz bevor: Die ZSC Lions, der EV Zug, Fribourg-Gottéron und die Kloten Flyers liegen in ihrem Playoff-Viertelfinal nach drei Spielen mit 0:3 im Hintertreffen. Eine weitere Niederlage und die Saison ist zu Ende.
Um die allzu frühen Ferien zu verhindern, müssen Siege her, und zwar deren vier in Serie. Vom 0:3 zum 4:3 – seit der Einführung des Best-of-Seven-Modus haben das aber erst drei Teams geschafft. Drei Spieler von damals schauen zurück und erklären, wie sie und ihre Kollegen das geschafft haben:
2006: Lugano – Ambri
Noël Guyaz: «Die Lage war ungemütlich»
Lugano-Verteidiger Noël Guyaz hält Ambris Alain Demuth vom Tor von Ronnie Rüeger fern.
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«Auch wenn es wie ein Klischee tönt:
Wichtig ist in so einer Situation, dass man
sich ganz einfach auf das nächste Spiel
konzentriert. Entscheidend für unsere
Rückkehr in die Serie war damals, dass
die Chemie innerhalb der Mannschaft gestimmt
hat.
Wir haben einander vertraut
und wussten, dass sich das Glück auch
zu unseren Gunsten wenden könnte. Das
hatten wir im vierten Spiel, welches wir in
extremis gewinnen konnten. Der Druck in
der Öffentlichkeit war riesig. Das grosse
Lugano gegen das kleine Ambri kurz vor
dem Ausscheiden – das war sehr ungemütlich.
Die Fans belagerten uns und
drohten uns mit Prügel. Solche Erinnerungen
bleiben.
Der Trainerwechsel von
Larry Huras zu Harry Kreis nach der zweiten
Niederlage hat uns sicher einen Impuls
verliehen, uns aber nicht entscheidend
beeinflusst. Wir wollten den Titel
letztlich auch für Huras holen, mit dem wir
vorher eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit
hatten. Am Ende hat es geklappt.»
2007: Zug – Rapperswil
Patrick Sutter: «4. Sieg ist der schwierigste»
Patrick Sutter (l.) und Krys Kolanos befördern den Rapperswiler Samuel Friedli aufs Eis.
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«Ich weiss noch, dass wir am Abend vor dem vierten Spiel alle zusammen ins Kino gegangen sind und den Film ‹Everest› geschaut haben. Dieser Streifen, in dem es vor allem um Extremsituationen ging, sollte uns inspirieren, unseren eigenen Berg zu erklimmen.
Ich denke nicht, dass wir am Ende wegen dieses Kinobesuchs die Wende geschafft haben. Aber es war vielleicht gut, in dieser schwierigen Lage mal auf andere Gedanken zu kommen. Für mich als damals routinierter Spieler war es wichtig, auf meine Teamkollegen eine positive Ausstrahlung zu haben und mit gutem Beispiel voranzugehen.
Dass wir im vierten Spiel dann im Penaltyschiessen im allerletzten Moment gewannen, hat uns extremen Auftrieb gegeben – und Rappi fing auf der anderen Seite an, zu zweifeln. Ich sage immer und glaube auch, dass es so ist: Der vierte und letzte Sieg ist der schwierigste. Deshalb glaube ich, dass der EV Zug auch in diesem Jahr noch nicht geschlagen ist.»
2008: Davos – Zug
Sandro Rizzi: «Es muss Spass machen»
Sandro Rizzi im Laufduell mit Zugs Dominic Meier.
Bild: KEYSTONE
«Für mich ist dieses Comeback gegen
den EV Zug nicht einmal meine denkwürdigste
Playoff-Serie. Da gab es noch
wesentlich dramatischere. Wir wussten
damals aber, dass sich das Blatt noch zu
unseren Gunsten wenden könnte, weil
wirklich jedes Spiel auf des Messers
Schneide stand und wir dreimal mit einem
Tor Unterschied verloren hatten.
Arno
Del Curto vertraute uns und schaffte es,
dass wir schliesslich sogar in jedem Spiel
mit der Einstellung aufs Eis gingen, dass
es Spass macht, sich gegen das vorzeitige
Saisonende zu wehren. Motiviert
hat uns damals zusätzlich die Tatsache,
dass einer der Zuger im «Sportpanorama»
zu Gast war und bereits von möglichen
Halbfinalgegnern sprach.
Wichtig
ist – und das ist wirklich keine Phrase:
Man darf sich nur auf das nächste Spiel
konzentrieren und muss versuchen, seinen
Job auf dem Eis perfekt zu erledigen.
Wenn das jeder Spieler schafft, dann ist
die Grundlage für eine Wende gelegt.»
(pre/az)
Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86
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Alle Schweizer Eishockey-Meister seit Einführung der Playoffs 1985/86
2023: Genf-Servette HC, Finalserie: 4:3 gegen den EHC Biel.
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