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Eishockey-WM: Das sind die Stärken und Schwächen von Halbfinal-Gegner Kanada

epa06745239 Players of Canada celebrate winning the IIHF World Championship quarter final ice hockey match between Russia and Canada at Royal Arena in Copenhagen, Denmark, 17 May 2018. EPA/LISELOTTE S ...
Blick in die kanadische Zukunft? Wie kann die Schweiz gegen das starke Team Canada bestehen?Bild: EPA/SCANPIX DENMARK

Das sind die Stärken und Schwächen Kanadas – und so kann die Nati dagegen halten

Die Aufgaben werden immer schwerer. Im Halbfinal gegen Kanada wartet auf die Schweizer Hockey-Nati der beste Spieler der Gegenwart und noch vieles mehr.
19.05.2018, 11:20
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Nach dem historischen Viertelfinalsieg gegen Finnland wartet mit Kanada im Halbfinal der nächste riesige Brocken auf die Schweizer Eishockey-Nati. Das Team von Patrick Fischer wird wieder als Aussenseiter in die Partie steigen. Kanada verfügt über ähnliche Qualitäten wie die Finnen. Grundsätzlich ist das «Mutterland des Eishockeys» aber noch etwas stärker einzuschätzen.

Weil es so schön war noch einmal die Highlights des Sieges über Finnland

Wir verschaffen dir einen Überblick über die kanadischen Stärken und Schwächen, und sagen dir, wie die Schweiz sie entschärfen, respektive ausnützen kann.

Stärken

Connor McDavid

Eigentlich würde der Name alleine schon reichen, und alle Hockey-Interessierten wüssten, worum es geht. McDavid ist der beste und spektakulärste Spieler der Gegenwart. Er besitzt den Speed, die Technik und die Skills um auch die besten Verteidiger und Torhüter der Welt wie Schulbuben aussehen zu lassen. Mit fünf Toren (keines davon im Powerplay) und elf Assists, hat er seine Gefährlichkeit an dieser WM schon zur Genüge unter Beweis gestellt. 
Das beste Mittel um gegen McDavid zu verteidigen – wenn es denn überhaupt eines gibt – ist, den Center in dessen eigener Zone mit Verteidigungsarbeit zu beschäftigen. Auch der Superstar kann nicht 60 Minuten auf dem Eis stehen. Und wenn er den grössten Teil seiner Einsatzzeit mit Verteidigungsarbeit verbringen muss, ist die Chance, dass er Tore schiesst kleiner. Sein gefährlichstes Mittel ist sein Speed. Die Nati muss schauen, dass McDavid nicht oft mit vollem Tempo in die Schweizer Zone vordringen kann.
McDavid kann mit seiner individuellen Klasse jederzeit ein Spiel entscheiden.Video: streamable
Derart alleine darf man einen Connor McDavid natürlich nicht lassen.Video: streamable

Noch mehr individuelle Klasse

Der zweite Punkt knüpft gleich an den ersten an. Unglücklicherweise für Josi und Co. beschränkt sich die individuelle Klasse Kanadas nicht nur auf «McJesus». Neben ihm sind mit Ryan Nugent-Hopkins, Matt Barzal, Pierre-Luc Dubois, Bo Horvat oder Kyle Turris noch andere äusserst talentierte Spieler im Kader. Kanada kann mit allen vier Linien viel Druck kreieren. Und McDavid selbst ist ein Spieler, der oft den Pass zum Mitspieler dem eigenen Schuss vorzieht. Geht also ein Spieler vergessen, wird es sofort brandgefährlich. 
Obwohl jeder um die Gefährlichkeit McDavids weiss, darf man deswegen nicht den Kopf verlieren. Die anderen Kanadier sind zu gut, um sie nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Es ist also äusserst wichtig, dass die Schweiz beim Spiel in der defensiven Zone immer den Überblick behält und wenn nötig nahe an den Gegenspielern dran ist. 
So geht's nicht: Hofmann vergisst Nuttivaara für einen Bruchteil und prompt erzielt er das erste Tor.Video: streamable
Drei Deutsche richten den Blick auf McDavid, im Hintergrund geht Brayden Schenn vergessen.Video: streamable

Hartnäckigkeit vor dem Tor und Abpraller

Bei der Analyse der Tore, die Kanada bisher an diesen Weltmeisterschaften erzielt hat, fällt auf, dass sie oft nach dem gleichen Muster fallen. Die Ahornblätter stellen einen oder zwei Spieler vor dem Tor ab und suchen den Abschluss aus einiger Distanz. Die Spieler vor dem Tor sind dann jeweils als erste zur Stelle um die Abpraller und geblockten Pucks zu übernehmen. Die Stürmer behalten zudem auch bei allfälligem Chaos die Übersicht und sind nur schwer aus dem Slot zu vertreiben.
Dieses kanadische Spiel ist äusserst schwierig zu verteidigen. Wichtig wird sein, dass die Schweizer zu jedem Zeitpunkt wach sind und allfällige Rebounds vor dem eigenen Kasten schnell klären können. Noch besser wäre es natürlich wenn der Nati-Keeper kaum Abpraller zulässt. Die kanadischen Stürmer sind dieses Jahr nicht besonders gross und schwer. Die grösseren CH-Verteidiger wie Müller, Fora, Kukan oder Josi werden also auch ihren Körper einsetzen können, um die Gegner wegzudrängen.
Ekblad schiesst von der blauen Linie. Im Slot steht Schenn bereit, den Abpraller zu übernehmen.Video: streamable
Anthony Beauvillier ist gegen Lettland als erster bei einem Puck im Slot.Video: streamable

Boxplay

Kanada verfügt über das beste Boxplay des Turniers. In acht Spielen haben sie nur zwei Gegentreffer in Unterzahl erhalten, bei der Schweiz waren es bislang sechs Gegentore. 
Am besten hat das Schweizer Powerplay bislang im Spiel gegen Tschechien funktioniert. Damals war auffällig, wie sich die Schweizer getrauten ihr Überzahlspiel direkt und frech aufzuziehen. Gegen Kanadas Boxplay muss die Nati auch in Überzahl ständig in Bewegung sein. Scharfe, genaue Pässe und Direktschüsse sind das Mittel.
Genau so, wie bei diesem Powerplay-Tor von Hofmann gegen Tschechien muss die Schweiz in Überzahl agieren.Video: streamable

Schwächen

Torhüter

Wie bei einigen Teams am diesjährigen WM-Turnier ist Kanadas schwächste Stelle ganz zuhinterst anzusiedeln. Das Torhüterduo bestehend aus Darcy Kuemper (Arizona Coyotes) und Curtis McElhinney (Toronto Maple Leafs) konnte noch nicht wirklich überzeugen. Mit einer kombinierten Fangquote von 89,61 Prozent stehen sie schlechter da als Reto Berra und Leonardo Genoni (90,61 Prozent). Kuemper, die wahrscheinliche Nummer 1 auch im Halbfinal, ist immer wieder durch Unsicherheiten und Patzer aufgefallen.
Bei einem nicht immer stilsicheren Torhüter gibt es kein besseres Mittel als ihn regelmässig mit Schüssen einzudecken und so weitere Unsicherheiten zu provozieren. Das Kader der Schweizer ist dafür geradezu prädestiniert. Roman Josi, Sven Andrighetto, Raphael Diaz, Enzo Corvi oder Gregory Hofmann verfügen über einen guten Schuss und Spieler wie Simon Moser, Joel Vermin, Nino Niederreiter, oder Timo Meier sorgen vor dem Tor für viel Verkehr und Verwirrung.
Kuemper wird kurzzeitig die Sicht verdeckt und der Lette erwischt ihn zwischen den Beinen.Video: streamable
Kuemper hat Mühe einen Schuss von der Mittellinie zu kontrollieren.Video: streamable
Kuemper lässt sich aus spitzem Winkel erwischen.Video: streamable

Verteidiger

Die Hintermannschaft der Ahornblätter ist gross und schwer. Als einziger Verteidiger ist Thomas Chabot leichter als 90 Kilogramm. Ob Tristan Scherwey mit seinem energetischen Forechecking ähnlich viel Erfolg haben wird wie gegen andere Teams, ist angesichts seiner Körpermasse (176cm, 83kg) eher zweifelhaft. Doch läuferisch sind die kanadischen Defensivleute nicht über alle Zweifel erhaben.  
Statt auf körperliche Härte sollte in diese Fall wohl eher auf Speed gesetzt werden. Die Schweiz hat genügend starke Skater, um in der offensiven Zone zu wirbeln. Gelingt das, kann auch in der NHL-erfahrenen kanadischen Verteidigung Unordnung entstehen.

Konstanz

Kanada hat ausser bei den Spielen gegen Norwegen und Südkorea noch kaum je über ein gesamtes Spiel überzeugt. Im Viertelfinal gegen Russland spielten sie ein starkes erstes Drittel und brachen dann dennoch wieder ein. Ebenfalls auffällig war, wie oft sie gegen die «Sbornaja» nach einem eigenen Treffer sofort wieder ein Gegentor erhielten.
Das bedeutet für die Schweiz, dass sie ganz einfach immer am Gegner dranbleiben muss. Selbst wenn sie in Rückstand geraten sollten, es dürfte wie im Spiel gegen Finnland Phasen geben, in denen plötzlich die Nati das Spiel machen und dominieren kann. In diesen Situationen gilt es dann wieder ähnlich kaltschnäuzig zu sein wie im Viertelfinal.
Kanada kassiert eine Minute nach dem Führungstreffer gegen Russland gleich wieder den Ausgleich.Video: streamable

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1 Kommentar
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Die beliebtesten Kommentare
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eye love two hockey
19.05.2018 12:06registriert Januar 2018
Super Artikel Adrian 👍 Nun hoffen wir, dass unsere Jungs die Schwächen Kanadas auch erkannt haben und diese gnadenlos ausnützen werden.

Mc David ist aber hinter Crosby aktuell immer noch "nur" der 2. beste Spieler und das wird sich (wohl) so schnell auch nicht ändern. Wenn wir die beiden von blossem Auge betrachten (skating, stickhandling, etc.) hat McDavid die Nase klar vorne. Bei den nicht offensichtlichen Komponenten (leadership, Einfluss aufs Spiel, in wichtigen Momenten voran gehen, etc.) und nicht zuletzt auch beim Mannschaftserfolg (🏆🏆🏆) zieht ihm Crosby immer noch die Schuhe aus😉
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