Beginnen wir mit dem Hauptgrund für das frühe Scheitern. Sozusagen den Wurzeln allen Übels. Die Champions Hockey League ist und bleibt für die Schweizer Clubs ein Operetten-Wettbewerb. Ein bisschen seriöser als der auf die Saison 2014/15 wieder eingeführte Cup. Aber nicht viel.
Gegen diese Behauptung gibt es natürlich vehementen Widerspruch. Erklärungen, wie ernst man diesen Wettbewerb nehme. Wie toll die internationale Herausforderung sei.
Alles nur Lippenbekenntnisse. Hat denn je irgendjemand gehört, dass in Basel vor jeder Saison erklärt wird, man nehme die Champions League ernst? Hat je irgendein Funktionär der Bayern oder Barcelonas erklärt, die Champions League sei wichtig? Eben. Wer dauernd erklären muss, man nehme etwas ernst, nimmt etwas eben nicht ernst.
Das ist logisch. Die Champions Hockey League hat weder echte TV-Präsenz noch ist sie für die Klubs ein Geschäft noch mobilisiert sie die Zuschauer noch steigert sie den Marktwert eines Spielers. Ein zusätzlicher Wettbewerb, bei dem die Klubs ihre Saisonkartenbesitzer gratis ins Stadion lassen, hat nun mal keinen Stellenwert. Ein Wettbewerb, der von einem Nischen-Bezahlsender übertragen wird, hat keinerlei Ausstrahlung ins Publikum. Wahrscheinlich verdoppelt sich die Einschaltquote, wenn der Reporter eines Champions-Hockey-League-Spiels heiratet.
Ja, es ist wahr: Die Champions Hockey League ist an und für sich eine tolle Sache. Aber das Publikum weiss es nicht. So lange es keine nennenswerte TV-Präsenz gibt, wird das so bleiben. Es kommt im richtigen Fernsehen, also existiert es. Und sonst nicht. So einfach ist das heute im Sport-Business.
Die NLA ist und bleibt eine der besten Ligen ausserhalb der NHL. Daran ändert auch das frühe Scheitern der Berner und Zürcher in der paneuropäischen Konkurrenz nichts. Die enormen Fortschritte unseres Hockeys lassen sich noch immer am besten an den Resultaten unserer Klubteams aufzeigen. In den 1980er-Jahren war es eine Sensation, wenn die Schweizer Klubs gegen skandinavische, tschechoslowakische oder sowjetische Klubs nicht hoch verloren.
Heute sind Siege gegen solche Klubs eine Selbstverständlichkeit. Die ZSC Lions haben ja auch 2009 die erste Neuausgabe der Champions Hockey League gewonnen – und damals machten die Russen noch mit. Jetzt ist die KHL nicht dabei – ein weiterer gravierender Fehler dieses europäischen Wettbewerbs.
Aber die Ausgeglichenheit zwischen den Ligen ist gross. So gross, dass Details entscheiden. Wie in der heimischen Meisterschaft auch. Der SC Bern und die ZSC Lions hätten das Potenzial, um die Champions Hockey League zu gewinnen. Aber weder in Bern noch in Zürich sind diese Spiele so ernst genommen worden, wie es notwendig wäre, um sie zu gewinnen.
Nun sagt man uns natürlich: Doch, doch, man habe alles unternommen, um die Halbfinals zu erreichen. Das mag oberflächlich sogar stimmen. Aber wenn von allem Anfang an von ganz oben bis ganz unten jedem klar ist, dass ein Scheitern in einem sportlichen Wettbewerb keinerlei Konsequenzen hat und vom Publikum mit einem «na und?» quittiert wird, dann gibt es nicht die tiefe, seriöse Vorbereitung, ohne die im Sport keine ausserordentlichen Leistungen möglich sind. Und um in der Champions Hockey League in die Halbfinals zu kommen, ist diese Extra-Leistung für einen Schweizer Vertreter notwendig.
Titelverteidiger und Tabellenführer SCB ist gegen die beste schwedische Klubmannschaft nur knapp gescheitert. Die ZSC Lions befinden sich in einer weitgehend selbst gebastelten Krise und scheiterten knapp gegen den Vertreter aus der tschechischen Liga. Das mag das hohe Niveau unserer Liga zeigen.
Die Champions Hockey League ist und bleibt ein internationaler Wettbewerb, der das europäische Eishockey bereichern könnte. Aber solange dieser Wettbewerb für die Klubs kein Geschäft ist und keine nennenswerte TV-Präsenz hat, so lange wird er eine Operetten-Veranstaltung bleiben. Nett zwar, sicherlich seriöser als der Schweizer Cup. Aber halt bloss ein bisschen Abwechslung. Spiele, die man besucht, wenn man grad nichts Besseres vorhat. Aber seine persönliche Agenda nach diesen Partien ausrichten? Nein.
In Bern bleiben die Partien gegen Ambri oder Biel für den Präsidenten, den Manager, den Sportchef, den Trainer, den Materialwart, die Spieler, die Fans und die Medienvertreter wichtiger als die Champions Hockey League. In Zürich die Spiele gegen Davos oder Kloten auch.
Erst wenn niemand mehr vor und während der Saison erklärt, man nehme die Champions Hockey League ernst, wenn kein Klub mehr seine Fans für diese Spiele gratis ins Stadion lässt, wenn das «richtige» Fernsehen jede Partie live überträgt, ist die Champions Hockey League ein sportlicher Wettbewerb, der die Konkurrenzfähigkeit einer Liga spiegelt.