Heute Vormittag rappelte das Hosentelefon bei ZSC-Captain und Nationalmannschafts-Titan Patrick Geering. Am Apparat sein Sportchef. Er meldete gegen 10 Uhr nach Davos hinauf, dass der Trainerwechsel vollzogen ist. «Patrick hat mich dann kurz vor dem Training informiert, dass Hans Kossmann unser neuer Trainer ist», sagt Fabrice Herzog (23), der auch mit der Nationalmannschaft in Davos am Spengler Cup spielt.
Trainerwechsel bei den ZSC Lionshttps://t.co/4Ewy0wg8gJ
— ZSC Lions (@zsclions) 29. Dezember 2017
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Für den sanften Riesen (189 cm/92 kg) eine gute Nachricht. Er kann seine Erleichterung nur hinter seinem freundlichem Wesen verbergen. Es wäre ja unanständig, wenn sich ein Spieler über die Entlassung seines Chefs freut. Er sagt das, was ein Musterprofi in einer solchen Situation sagt: «Der Trainerwechsel ist für mich die Chance zum Neuanfang.»
Es sei für ihn unter Hans Wallson nicht einfach gewesen, ja die laufende Saison sei die schwierigste in seiner ganzen Karriere. Vorwürfe macht er keine und stellt ganz sachlich fest: «Er hat nicht auf mich gesetzt». So wirkte Fabrice Herzog die meiste Zeit unter dem schwedischen Kommando wie sich selbst überlassen. Er sagt: «Dieser Eindruck ist nicht ganz falsch.»
Der Trainerwechsel hat ihn nicht überrascht. Er mag nicht dementieren, dass es eigentlich schon Ende der letzten Saison (klägliches Scheitern im Playoff-Viertelfinal gegen Lugano) nicht mehr richtig funktioniert hat. «Aber wir sind alle mit besten Absichten in die neue Saison gestartet.» Im November habe sich dann aber die Stimmungslage verschlechtert. Nun freut er sich auf die Rückkehr zum nordamerikanischen Führungsstil. «Ich hatte es schon mit Marc Crawford gut. Ich mag eher Trainer, die Feuer machen.»
Für Feuer wird Hans Kossmann (55) sorgen. Er ist sozusagen eine Westentaschen-Ausgabe von Bob Hartley. Obwohl er mit Gottéron 2013 ins Finale stürmte, natürlich weniger berühmt als der NHL-General, Stanley-Cup-Sieger und Schweizer Meister mit den ZSC Lions (2012). Und nur halb so teuer – die Verhandlungen um eine Rückkehr mit Bob Hartley scheiterten ja am Geld.
Aber Hans Kossmann ist mindestens so rau im Umgang mit den Spielern. Fabrice Herzog sagt, er sei bereits gewarnt worden. «Yannick Rathgeb hat mir schon ein paar Episoden erzählt.» Der Gottéron-Verteidiger kennt viele Episoden aus der Zeit von Hans Kossmann als Cheftrainer bei Fribourg.
Fabrice Herzog ist zwar gewarnt, aber keineswegs eingeschüchtert. Vielmehr freut sich auf eine neue Ära des nordamerikanischen Rock’n’Rolls. Diese wird im Sommer nach Kossmanns Abgang dann von Serge Aubin fortgeführt, der letzte Saison mit den Vienna Capitals Meister geworden war.