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Der neutrale Beobachter wird unsicher. Wer ist nun Meister geworden? Zug oder der SC Bern. Nach der Schlusssirene stehen die Zuschauer auf und feiern den EV Zug minutenlang. Standing Ovation. Der Jubel wäre kaum viel grösser gewesen, wenn die Zuger tatsächlich Meister geworden wären.
Es ist die verdiente Anerkennung für einen tapferen Verlierer, der alles gegeben hat und schliesslich gegen einen übermächtigen Gegner das Finale verloren hat. Auf diese sympathische Art und Weise ist noch kein Finalverlierer von den eigenen Fans gefeiert und getröstet worden.
Der Trost war verdient – und notwendig. Eigentlich stand ja ein Drama in drei Akten auf dem Programm. Mit einer Mindestdauer von 60 Minuten. Aber schon nach 3 Minuten und 32 Sekunden ist alles zu Ende. Rafael Diaz, Zugs wichtigster Feldspieler, Zugs Verteidigungsminister, Zugs Lenker und Denker an der blauen Linie unterläuft der verhängnisvollste Fehler seiner Karriere. Der WM-Silberheld von 2013 verliert beim eigenen Tor den Puck gegen Thomas Rüfenacht. Berns bissiger Forechecker trifft zum 0:1.
Einen «gewöhnlichen» Gegentreffer hätten die Zuger vielleicht, – aber nur vielleicht verkraftet. Aber wenn dem Besten, dem Leitwolf, der Lichtgestalt so ein Fehler unterläuft, ist die Wirkung verheerend. Dann wissen alle: es ist alles aus. Und noch im ersten Drittel, im ersten Akt dieses Dramas, folgt der zweite Treffer, an den wir uns nach Jahren erinnern werden.
Berns Ryan Lasch überlistet Tobias Stephan. Er steht hinter dem Tor und spitzelt den Puck via Zugs Torhüter ins Tor. Da werden Erinnerungen wach an Nando Wieser, den unglücklichen HCD-Goalie aus dem Finale von 1998. Seine Fehlgriffe ebneten damals den Zugern den Weg zum Titel.
Wenn Rafael Diaz und Tobias Stephan versagen, dann ist Zug verloren. Daher ist die Versuchung gross, beide zu Sündenböcken für diese finale Niederlage zu machen. So wie wir es im Buch der Bücher lesen:
Aber so einfach ist es nicht. Ja, es wäre billigster Hockey-Populismus, den Untergang der Zuger auf diese beiden ersten Treffer zu reduzieren.
Der SC Bern war in dieser Partie ganz einfach unbesiegbar. Wir haben noch einmal einen grossen SC Bern gesehen. Der Meister hätte sich auch ohne die Fehler von Rafael Diaz und Tobias Stephan durchgesetzt. Die Berner spielten unerbittliches Resultathockey. So wie sie es diese Saison jedes Mal getan haben, wenn es notwendig geworden war. Deshalb haben sie die Qualifikation gewonnen. Deshalb haben sie jetzt den Titel verteidigt.
Die Zuger sind in dieser Finalserie nach zwei Niederlagen in wundersamer Weise noch einmal aufgestanden und haben zum 2:2 ausgeglichen. Aber im Blick zurück erkennen wir: sie verbrauchten dabei zu viel Kraft. Die grosse, mächtige, perfekt getunte, gut geölte Hockey-Maschine aus Bern war in diesem Finale nicht mehr zu stoppen. Es wäre vielleicht möglich gewesen, ihre Fahrt zum Meistertitel noch etwas zu verlangsamen. Aber aufzuhalten war sie nicht mehr.
Die Zuger waren in diesem Finale besser als es diese letzte Partie vermuten liesse. Nur sie vermochten den Meister im Laufe dieser Playoffs zweimal zu besiegen. Aber sie sind letztlich an einem Ernstfall zerbrochen, der nicht geübt und nicht trainiert werden kann: nur drei Zuger wissen, wie man Meister wird: Robin Grossmann, Sven Senteler und Timo Helbling.
Beim SC Bern sind es mehr als 15. Und auch wenn es billiger Hockey-Populismus sein mag – es muss noch einmal gesagt werden: die Mannschaft mit dem besseren Torhüter gewinnt den Titel. Leonardo Genoni war nicht nur in diesem Finale der bessere Goalie als Tobias Stephan. Er ist der beste Torhüter der Liga.
Mit den Bernern stemmten schliesslich die wahren, die verdienten Meister den Pokal in die Höhe. Aber wer will kann es auch so sagen: Meister der Herzen waren gestern die Zuger.